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13.03.10 / Reich und verrückt / Junge kämpft gegen Familie an

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-10 vom 13. März 2010

Reich und verrückt
Junge kämpft gegen Familie an

Wenn man sich die bildhübsche Tochter Ivanka von Milliardär Donald Trump oder die strahlenden Royals des britischen Königshauses in den Hochglanzmagazinen ansieht, könnte man meinen, es könne einem kaum etwas Besseres geschehen, als in eine reiche Familie hineingeboren zu werden. Der von seiner exzentrischen Mutter nach einer Hunderasse benannte Collie Flanagan muss da jedoch ganz andere Erfahrungen machen. Denn als anständiger, strebsamer junger Mann ist er das schwarze Schaf der neurotischen Familie Flanagan. Im Vergleich zu seinem Vater, einem flammend rothaarigen Lebemann, seinem von sämtlichen Privatschulen fliegenden anarchischen Bruder Bingo oder seinem trinkenden Onkel Tom, der seiner Verachtung für die Familie immer wieder in vor Zynismus triefenden Tiraden Luft machen muss, ist Collie der reinste Langweiler.

Im Romanerstling der Kanadierin Elizabeth Kelly „Die verrückten Flanagans“ dreht sich alles um diese chaotische Familie und den aussichtlosen Kampf eines jungen Mannes, auch nur ansatzweise so etwas wie Normalität in seinen Familienalltag zu bringen. Doch kämpft er hier auf verlorenem Posten, denn der Rest des Flanagan-Clans liebt exzentrische Ausraster. Solche Allüren kann sich jedoch wirklich nur eine reiche Familie leisten und genau dies wirft Collie seiner egozentrischen, vom Marxismus überzeugten Mutter eines Tages an den Kopf.

Bereits nach dem ersten Drittel des Romans empfindet der Leser tiefes Mitleid für Collie. Nicht nur des Namens und der Familie wegen, sondern auch weil alle anderen Menschen, denen er begegnet, ihm gegenüber voller Verachtung und Vorurteilen sind. Und das nur wegen des ungeheuren Reichtums seines herrischen, allein auf seinem Anwesen lebenden Großvaters, der von allen nur „der Falke“ genannt wird. Dieser Spitzname spiegelt dessen Charakter wieder.

Als wäre das Leben des Flanagan-Sprösslings nicht bereits kompliziert genug, kommt es eines Tages bei einem Ausflug in ein Flusshöhlensystem mit seinem leichtsinnigen Bruder Bingo und zwei Freunden zu einem folgenschweren Unfall. Collie kehrt von diesem Ausflug als einziger Überlebender zurück. Sehr zum Ärger seine Mutter, die wünscht, Collie wäre an Bingos statt tödlich verunglückt.

In der nun folgenden zweiten Hälfte des Buches erlebt der Leser Collie Flanagans erbitterten Kampf mit seinen Schuldgefühlen, seinem zwiespältigen Verhältnis zu seinem Vater, Onkel und Großvater sowie natürlich mit dem Erwachsenwerden. Trotz des vielen Geldes des „Falken“ legt das Schicksal Collie noch etliche Stolpersteine in den Weg, ehe er endlich ansatzweise seinen inneren Frieden finden darf.

Elizabeth Kellys Erstling ist nicht nur ein ganz außergewöhnlicher, sondern und auch ein sehr schräger Roman. Der Autorin ist ein herrliches Werk gelungen, das sich aus der Masse abhebt.     A. Ney

Elizabeth Kelly: „Die verrückten Flanagans“, Karl Blessing Verlag, München 2009, gebunden, 399 Seiten, 19,95 Euro


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