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20.03.10 / Folgenschweres Zinsverbot

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-10 vom 20. März 2010

Folgenschweres Zinsverbot

An mindestens zwei exponierten Stellen, in Sure 2 und 3, verbietet der Koran die Erhebung von Zinsen. Zwar ließen sich beide Stellen auch als bloßes Verbot von Wucherzinsen verstehen, doch die islamische Tradition hat diese Passagen immer als Verbot auch moderater Spar- und Kreditzinsen interpretiert.

Die wirtschaftlichen Folgen sind gravierend, denn der Zins hat eine unverzichtbare Lenkungsfunktion: Ganz ohne Zinsen gäbe es keinen Anreiz zum Sparen, denn es gehört zur Natur des Menschen, dass er für heutigen Konsumverzicht in der Zukunft ein bisschen mehr haben möchte – schon weil er nicht weiß, ob er dann noch lebt. Ohne Sparen gibt es aber auch keine Investition und damit keine Kapitalbildung. Volkswirtschaften mit zu geringer Ersparnis verpassen bedeutende Wohlstandschancen, weil es schlicht zu wenig Realkapital gibt.

Freilich gibt es faktisch auch in islamischen Ländern Zinsen, sie werden dort schamhaft als Kreditgebühren oder als Gewinnbeteiligung ausgewiesen. Was aber fehlt, sind frei variable Zinssätze an Kapitalmärkten mit Wettbewerb. Trotz aller Fehlentwicklungen der letzten Jahre sind diese volkswirtschaftlich absolut notwendig, um die knappen Ressourcen auf die jeweils effizientesten Verwendungen zu lenken und um einen optimalen Ausgleich zwischen heutigem und zukünftigem Konsum herbeizuführen.

Es ist keineswegs anmaßend, im islamischen Zinsverbot eine Hauptursache für die wirtschaftlichen Probleme der betreffenden Länder zu sehen. Denn auch im christlichen Europa hat es bis in die frühe Neuzeit hinein ein religiös motiviertes Zinsverbot gegeben und in der Folge anhaltende wirtschaftlich-technische Stagnation. K.B.

 

Zeitzeugen

Vali Nasr – Der 1960 in Teheran geborene Sohn des iranischen Philosophen Hossein Nasr verließ 1984 sein Geburtsland Richtung USA, da sein Vater in Washington einen Lehrstuhl annahm. Doch im Gegensatz zu seinem Vater vertritt Vali Nasr keineswegs radikale, marxistisch-islamistische Auffassungen oder verabscheut gar die Moderne. Seine aufgeschlossene westliche Art hat ihn stattdessen bis ins Weiße Haus gebracht, wo er als Islam-Berater für den US-Präsidenten Barack Obama tätig ist.

 

Mohammed – „Suche das Wissen, und sei es in China“ soll ein Ausspruch des muslimischen Propheten (570−632) gelautet haben. Während des Mittelalters gab es genügend Muslime, die seinem Rat folgten und so nicht nur Teile der Welt für sich entdeckten, sondern auch den Handel belebten.

 

Scheich Hamad bin Chalifa Al Thani – „Wir wollen unser Land umgestalten zu einer wissensbasierten Gesellschaft“ lautet das Motto des Emirs von Katar. Kurz nachdem er 1995 in einem unblutigen Putsch seinen Vater abgesetzt hatte, begann er das Emirat zu modernisieren. Bereits 1998 gründete er nahe der Hauptstadt Doha Education City, wo er mehrere Ableger von US-Universitäten ansiedelte. Doch der Scheich ist kein Menschenfreund. Er inhaftierte einen seiner drei Schwiegerväter und eine seiner Töchter, nachdem die Prinzessin heimlich aus Liebe geheiratet hatte.

 

Yusuf Abdallah al-Qaradawi – Der gebürtige Ägypter ist eine der obersten zeitgenössischen Autoritäten im sunnitischen Islam. er hält das Ablegen des Kopftuchs für erlaubt − sofern es für die Ausführung einer „Märtyreroperation“ erfolgt, sprich, er befürwortet den Dschihad.

 

Muhammad ibn al-Uthaymin – Der 2001 in Mekka Verstorbene war einer der höchsten islamischen Religionsgelehrten in Saudi-Arabien. Zusammen mit dem Großmufti des Landes, Abd al-Aziz ibn Baz, führte er zahlreiche neue auf der Scharia basierende Gesetze ein. Dies geschah auf Wunsch des Königs, da er so islamischen Fundamentalisten entgegenkommen wollte, denen das Königshaus zu westlich orientiert war.


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