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20.03.10 / Herzschmerz und Propaganda / Ostpreußische Filmreihe im Urania-Programmkino in Berlin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-10 vom 20. März 2010

Herzschmerz und Propaganda
Ostpreußische Filmreihe im Urania-Programmkino in Berlin

Nur ganz wenige eifrige Leser konnten die Ankündigung zu einer Vorführung ostpreußischer Filme im Programm-Katalog der Urania e.V. in Berlin gelesen haben.

Das Filmarchiv, Teil des deutschen Bundesarchivs in Berlin, lud darin alle Interessenten, insbesondere Ostpreußen und Freunde von Ostpreußen, zu einer Einführungsveranstaltung in den Räumen der Urania ein, der die Aufführung von sieben Dokumentar- und Spielfilmen im November und Dezember 2009 folgte. Das Besondere daran: Alle Filme stammen aus den Jahren vor 1945 und haben einen starken Bezug zu Ostpreußen. Im Text der Ankündigung konnte man lesen, worum es ging. „Die besondere Filmreihe in der Urania! Das Filmarchiv des Bundesarchivs präsentiert: ‘Zwischen Herzschmerz und Propaganda’ Eine Zeitreise durch das gewesene Ostpreußen und seine Kunstform im zeitgenössischen Filmbild.“

Mehr erfuhren die sechzig Teilnehmer in der Einführungsveranstaltung, die aus zwei Vorträgen bestand. Im ersten wurde als Hintergrund für alle Filmvorführungen die Geschichte Ostpreußens in einer kompakt gehaltenen, aber sehr präzisen Zusammenfassung von Dr. Gunnar Strunz vorgetragen. Diese schnörkellose Darstellung wurde vom Publikum mit Beifall belohnt.

Im zweiten Vortrag erläuterte Evelyn Hampicke, die Projektverantwortliche vom Filmarchiv, das Konzept einer auf Filmen basierenden Zeitreise nach Ostpreußen. Sie strich dabei heraus, wie diese Filme, die in der Zeit von 1914−1945 entstanden, den Zeitgeist verkörpern und nicht gleich erkennbare Propaganda transportieren. Zunächst im Sinne deutschnationaler Gruppen und dann − nach der Machtübernahme − als linientreue Propaganda der Nationalsozialisten. Die Ausgangspunkte Ostpreußen als deutsche Insel, als Grenzland oder gar als deutsches Bollwerk, beeinflussten die inhaltliche Filmgestaltung weniger, als es die Zuschauer nach den Ausführungen von Evelyn Hampicke erwartet hatten.

Und doch wurden – ohne dass Fahnen und Insignien des Dritten Reiches gezeigt wurden − die meisten der gezeigten Filme über Ostpreußen von den Besatzungsmächten 1945 aus dem Verkehr gezogen. Mit dieser „Inhaftierung“ sollte das eventuell vorhandene schleichende Propagandagift erst gar nicht verbreitet werden. Die sieben Filme wurden also für die Filmtage in Berlin aus dem ehemaligen Giftschrank des Bundesarchivs für diese Veranstaltung geholt, wo sie sich als „Filmevents“ (Urania-Programmkatalog) vorstellten.

Evelyn Hampicke erzählte vor der Aufführung zu jedem Film Wissenswertes über Handlung und Darsteller und diskutierte nach der Vorführung mit den Besuchern, zum großen Teil Ostpreußen, über den Inhalt und seine Darstellung im Film.

Dabei stellte sich heraus, die „Propaganda-Dosierung“ war bei den Filmen unterschiedlich stark. Bei keinem der gezeigten Filme jedoch konnte man von einem Propagandafilm sprechen. Und etwas anderes wurde deutlich: Bei einigen Filmen der Reihe bestand nur eine geringe Verbindung zu Ostpreußen und seinen Menschen. Zwei, denen die Nähe zu Ostpreußen nicht abgesprochen werden konnte, waren der Kriegsfilm „Tannenberg“ (1932) und die Filmkomödie „Steputat und Co.“ (1938), diese beiden, und der Film „Henker, Frauen und Soldaten“ (1935) bildeten das Kernstück der Reihe. Es könnte ja sein, dass sich der eine oder andere Leser noch an seine frühen Filmerlebnisse vor 1945 erinnern kann.

Das Filmarchiv des Bundesarchivs hatte mit der Zusammenstellung der Ostpreußenfilme eine gute Idee realisiert. Eine Idee, die schon bestehende Informationsmaßnahmen ergänzt. Dass einige Filme zum ersten Mal nach 1945 gezeigt wurden – eine Überraschung auch für Cineasten. Und es geht weiter. Die zweite Staffel der Ostpreußenreihe lief bereits in der Urania. Sie enthielt solche Ostpreußen-Klassiker wie: „Stärker als die Liebe“ (1938), „Johannisfeuer“ (1939) und „Heimaterde“ (1941). Günter Haugwitz


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