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27.03.10 / Es werden Fakten geschaffen / Türkisch wird schleichend zur Zweitsprache in Behörden – Bärendienst für die Integration

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-10 vom 27. März 2010

Es werden Fakten geschaffen
Türkisch wird schleichend zur Zweitsprache in Behörden – Bärendienst für die Integration

Ob in Behörden, Schwimmbädern oder in Parks, die türkische Sprache dringt im öffentlichen Raum der Bundeshauptstadt immer weiter vor. Die Erkenntnis, dass vor allem die gemeinsame Sprache die Identität eines Landes ausmacht, wird ausgeblendet. Eine Schwimmhalle in Berlin hängt die Badeordnung zweisprachig aus, in Deutsch und in Türkisch. Das Schwimmbad befindet sich nicht in Kreuzberg, nicht in Neukölln, sondern in Charlottenburg, wo die einheimische Bevölkerung noch in der Mehrheit ist. Unterhalten wird es von den Berliner Bäder-Betrieben, einer Anstalt des öffentlichen Rechts. Ein Berliner Krankenhaus beschriftet in einer Abteilung die Hinweise für Besucher ebenfalls deutsch und türkisch. Auch dieses Krankenhaus liegt nicht in einem der neuen Immigrantenviertel, sondern im Süden Schönebergs. Es gehört dem Land Berlin. Was in der Hauptstadt besonders auffällt, ist in vielen Großstädten Westdeutschlands nicht anders. Schon lange ist es übliche Praxis etlicher Behörden, fremdsprachige Ausfüllhilfen für Formulare bereitzuhalten – auf dem Sozialamt allerdings eher als auf dem Patentamt. Dabei nimmt das Türkische durch die große Zahl der Sprecher und deren oft konsequenten Weigerung, Deutsch zu lernen, eine besondere Stellung ein. Selbst für die Werbewirtschaft ist die neue Zielgruppe inzwischen groß genug: In Neukölln prangen türkischsprachige Slogans für ein großes Möbelhaus an den Häuserwänden. Doch die zunehmende Zweisprachigkeit in städtischen Betrieben und ihren privatisierten Ablegern auch in noch vorwiegend von Deutschen bewohnten Stadtteilen birgt eine besondere Gefahr: Das Türkische wird zu einer Sprache des öffentlichen Raums und damit faktisch zur zweiten Amtssprache. Dies wird von Teilen der Bevölkerung zumindest als Bedrohung des gesellschaftlichen Zusammenhalts, wenn nicht der nationalen Identität des Landes empfunden. Wird hier nicht zumindest der Herausbildung von Parallelgesellschaften Vorschub geleistet? Die CDU-Basis stellte auf einem Parteitag im Dezember 2008 den Antrag, im Grundgesetz die deutsche Sprache festzuschreiben. Kurz vorher hatte der türkischstämmige Grünen-Politiker Cem Özdemir dadurch Aufsehen erregt, dass er mehr Türkisch-Unterricht an deutschen Schulen empfohlen hatte. Der Antrag der Unionsbasis wurde von der CDU-Spitze und breiten Teilen des deutschen Blätterwaldes eher mürrisch abgefertigt: Man brauche „Selbstverständliches“ nicht ins Grundgesetz aufzunehmen. Die Immigrantenverbände protestierten ebenfalls: Deutsch im Grundgesetz wäre ein „falsches Signal“. Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, geißelte das Vorhaben als „Assimilierungsdruck“, der mit demokratischen Gepflogenheiten unvereinbar sei. Besonders interessant war die Argumentation des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, Ayyub Axel Köhler, einem deutschen Konvertiten: Mit einer Verankerung der deutschen Sprache in der Verfassung würde man die dä- nische und sorbische Minderheit vor den Kopf stoßen. In den letzten Jahren wurde der Zwang zum Deutschlernen stärker – so behaupten es zumindest die Politiker der etablierten Parteien, von Grün bis Schwarz. Die wuchernde Doppelsprachlichkeit im Alltag wirkt jedoch der Motivation der Immigranten, Deutsch zu lernen, entgegen. Im Sommer 2009 warb sogar die Integrationsbeauftrage der Bundesregierung, Maria Böhmer, für einen Dienstleister, der telefonisch medizinische Beratung in türkischer Sprache anbietet. Die Zentrale für Politische Bildung ließ zur vergangenen Bundestagswahl eine deutsch-türkische Broschüre drucken. In beiden Sprachen wurde über die Modalitäten der Wahl informiert. Sie war so gefragt, dass bald eine zweite Auflage nachgeschoben wurde. Die Existenz dieser Broschüre spricht indes Bände über die Einbürgerungspolitik in den Jahren zuvor: Vollberechtigter deutscher Staatsbürger konnte man selbst dann werden, wenn man noch nicht einmal die Wahlinformationen in der Landessprache verstand. Stefan Hug


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