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27.03.10 / Russki-Deutsch (60): Do swidanija

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-10 vom 27. März 2010

Russki-Deutsch (60):
Do swidanija
von Wolf Oschlies

Als ich am 24. Januar 2009 die Serie „Russki-Deutsch“ mit dem Wort „Wodka“ eröffnete, sagte ich, es gäbe vermutlich 300 Russizismen in der deutschen Sprache: Material für weitere Kolumnen. Aber mit Folge 60 höre ich auf, stilgerecht mit dem russischen Abschiedsgruß „Do swidanija“, wörtlich „Auf Wiedersehen“. Sollte es noch jemanden geben, der dieses russische Wort nicht kennt? In deutschen Medien ist es allgegenwärtig: „Spasibo und Do Swidanija“ (Dank und Auf Wiedersehen) sagten deutsche Sportler nach einer Russlandtour. „Do Swidanija D-Mark“ seufzten Russen 2002 nach Einführung des Euro. „Do Swidanija im nächsten Jahr“ wünschte die Moskauer „Deutsche Zeitung“ Ende 2008. „Do Swidanija Glasnost“ kommentierte der „Spiegel“ grimmig politische Rückschritte Putins, und „Do Swidanija, Guus“ riefen europäische Blätter dem Holländer Guus Hiddink nach, als dieser im Februar seinen Job als russischer Fußball-Nationaltrainer aufgab. Und ähnliche Beispiele mehr. Eine Besonderheit mutet bei Russen wie bei Deutschen gleich an: Ihr „Do Swidanija“ drückt wie unser „Auf Wiedersehen“ die Hoffnung aus, dass man sich wirklich wiedersieht. Daneben gibt es bei Russen „Proschtschajte“, was wörtlich „Verzeiht“ heißt, generell aber absehbares Nimmerwiedersehen ausdrückt, wie unser „Lebt wohl“. Diese naheliegende Nuancierung hat in den ostdeutschen Bundesländern eine Umkehr erfahren: Hier sagt man „Do Swidanija“ und hofft aufs Gegenteil. Der Fotograf Reinald Wunderwald lichtete devastierte Kasernen der sowjetischen Besatzer ab und überschrieb sie „Do swidanija sowjetskaja armia“. Obskure „Freundschaftsgesellschaften“ in Brandenburg und anderswo kurbeln Kontakte mit Ex-Sowjetsoldaten unter der Parole „Do swidanija Deutschland“ an. Und weitere Beispiele dieser Art, worunter mir ein Feuilleton der „Berliner Zeitung“ vom Februar 1995 am besten gefiel. Da machte sich jemand über das verwahrloste „Cafe Moskau“ in der ehemaligen Stalin-Allee lustig und schloss im besten Berliner Jargon, aber sprachlich total daneben so: „Ein Moskau-Klops. Richtich russisch wird det Haus nich mehr werden. Det Do swidanija is wohl einjeläutet.“


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