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27.03.10 / Kreative Treffen / Interessantes von der Leipziger Buchmesse

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-10 vom 27. März 2010

Kreative Treffen
Interessantes von der Leipziger Buchmesse

Die Stadt Leipzig − von „lipa“ (Linde) − hat nicht nur im Namen vermutlich slawische Wurzeln. Über ihre Messen, Universität und Verlage hat die Stadt stets gute Kontakte zu slawischen Nachbarn gehalten. Hier wurde 1846 die erste bulgarische Zeitung gedruckt – in dem kyrillischen Alphabet, das 893 von Bulgaren „erfunden“ wurde. Bulgarien und seine Nachbarn bildeten 2010 den „Schwerpunkt“ der Leipziger Messe, die kreative Begegnungen ermöglichte. Das betraf vor allem Bosnien-Herzegowina, das 2010 erstmalig in Leipzig auftauchte. Bei den dortigen Verlagen scheinen Kriege aus jüngster Vergangenheit begraben zu sein. Die Volksgruppen Bosniens – Muslime, Serben, Kroaten – erinnern sich an alte Gemeinsamkeiten, woraus das wohl schönste Buch der diesjährigen Messe wurde: Vor 1900 fotografierte der Wiener Hoffotograf Raimund Stillfried in Bosnien, rund 100 Jahre danach lichtete Max Aufischer dieselben Motive ab, und jetzt wurde dieses Kontrastprogramm als zweisprachige „Suche nach Atlantis“ angeboten – eindrucksvoll. Überhaupt scheint Leipzig ein guter Messeplatz für zweisprachige Buchpublikationen zu sein, wie der deutsch-serbische Bildband „100 gute Gründe, Serbien zu besuchen“ bewies. Ob die Gründe überzeugten, wird man 2011 erleben, wenn Serbien Leipziger „Schwerpunktland“ sein wird. Traurig stimmt, dass der einst weitgehend geeinte jugoslawische Kulturraum und Buchmarkt in vier, fünf Sprachen zerbrochen ist. Was Serben, Kroaten, Bosnier sprechen, weist identische Strukturen und einen weithin gleichen Wortschatz auf, was heute aber von der Politik negiert wird. Das beklagt der junge Romancier Jovan Blaskovic aus Neusatz (Novi Sad), aber gegen diesen Trend können auch neue Foren wie „Kleine Sprachen, große Literaturen“ wenig ausrichten. In Leipzig agierte als Außenseiter Russland, das seit zwölf Jahren diese Messe beehrt, vor allem durch Moskauer Verlage. Das präsentierte Buchprogramm feiert besonders „65 Jahre seit unserem Sieg“, womit das Kriegsende 1945 gemeint ist: Stalin-Zitate, Stalins Marschälle, Filme aus der Stalin-Zeit. Wer lanciert warum solche Buchreihen? Wolf Oschlies


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