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03.04.10 / Reinigung und Osterfreude

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-10 vom 03. April 2010

Reinigung und Osterfreude
von Hinrich E. Bues

Die Kirchen machen derzeit wahrlich eine Passionszeit durch. Vor einigen Wochen erschütterte die Alkoholfahrt der EKD-Chefin Margot Käßmann die protestantische Christenheit, nun erleben katholische Christen seit Wochen die Nachrichten von sexuellen Übergriffen von Priestern oder Lehrern.

Papst Benedikt rief die Verantwortlichen zu einer notwendigung „Reinigung“ auf; er sprach von den Auswirkungen der „Säkularisierung“ der Kirche seit Anfang der 70er Jahre, um eine Spur zu den Gründen für den sexuellen Missbrauch und dessen Vertuschung zu legen. Verweltlichung meint eine falsche Anpassung an den Zeitgeist, die eine falsche Liberalität gegenüber den eigenen ethischen Maßstäben nach sich zieht.

Besonders betroffen von solchen Tendenzen zur Verweltlichung sind derzeit die schrumpfenden Kirchen in den USA, Irland und nun auch Deutschland. Aus den wachsenden und konservativen Kirchen Asiens, Afrikas oder Südamerikas hört man interessanter Wei-se solche Vorwürfe nicht. Sie haben sich von den Verlock-ungen der sexuellen Revolution nicht einlullen lassen und bekennen sich zur strengen christlichen Sexual- und Familienmoral. Sie haben erkannt, dass hier die Glaubwürdigkeit der christlichen Botschaft zentral tangiert ist. Jesus Christus hat Gott als „Liebe“ verkündigt; Christen definieren seitdem ihren Glauben als persönliche Vertrauensbeziehung zu Gott. Christen wissen, dass der auferstandene Jesus, den wir an Ostern feiern, uns real und persönlich begegnet. Daher sind die Missbrauchsvorfälle in den westlichen Kirchen so fatal.

Sexueller Missbrauch, so einer der weltweit renommiertesten Entwicklungspsychologen Gordon Neufeld, hat seine zentrale psychologische Ursache in einer erworbenen Bindungsschwäche. Wer in der frühen Kindheit gehäuft seelische Kränkungen erfahren habe, sei prädestiniert dafür, später Schutzbefohlene auszunutzen. Statt Schwächere zu schützen und zu fördern, stärke der Missbraucher sein Selbstwertgefühl, indem er seine Opfer systematisch bloßstelle, demütige und ausnutze.

In diesem Bereich der Vertrauensbindungen liegt seit Jahren, in der evangelischen wie katholischen Kirche, vieles im Argen. Die lebenslange Ehe von Mann und Frau wurde in den letzten Jahren systematisch relativiert, Scheidungen achselzuckend (bis hin zu höchsten Amtsträgern) hingenommen, die Segnung homosexueller Paare in vielen evangelischen Landeskirchen offiziell eingeführt. Hier auf einen Weg der Reinigung voran zu gehen, kann für alle Christen nur sinnvoll sein. Wer hier bei sich selbst anfängt, Sünden bekennt und Vergebung erlangt, hat dabei die größten Chancen trotz aller Schwächen froh Ostern zu feiern.


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