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03.04.10 / Hoffnung für Schloss Ragnit / Rosatom signalisiert Bereitschaft, einen Wiederaufbau zu unterstützen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-10 vom 03. April 2010

Hoffnung für Schloss Ragnit
Rosatom signalisiert Bereitschaft, einen Wiederaufbau zu unterstützen

Der Staatliche Denkmalschutz Russlands hat mit Rosatom Gespräche darüber geführt, dass der Staatskonzern die Patenschaft für Schloss Ragnit übernimmt und dessen Wiederaufbau vorantreibt. Zwar stehen konkrete Verhandlungen noch aus, doch zeigte sich Rosatom grundsätzlich einverstanden. Damit besteht Hoffnung, dass das alte Schloss wiederaufgebaut werden und zur Verschönerung Ragnits beitragen könnte. Im Jahre 1275 nahmen die Ritter des Deutschen Ordens die hölzerne prussische Festung Ragnita ein, wobei „ragas“ das prußische Wort für Horn, Ecke, Landzunge, Spitze, Hinausragendes ist. 1289 gründete der Landmeister Meinhard von Querfurt an Stelle der alten Festung die Burg Landeshut, die ab 1326 „Ragnit“ hieß. Dort richteten die Ritter eine Residenz ein, die den Schlössern Labiau und Tilsit unterstellt war. Nach ihrer Zerstörung wurde 1409 ein steinernes Schloss in neuem Stil errichtet. In ihm gab es durchbrochene Tore, Fenster, Portale und Flügel. Das Schloss hatte eine fast quadratische Form. Auf den vier Etagen verteilten sich elf große Säle und eine Vielzahl kleinerer Räume. Von besonderer Schönheit und Schmuck waren das Conventsgebäude, das Kabinett und die Gästezimmer aller 45 Komture Ragnits. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhren die Innenausstattung und die Kellerräume des Schlosses viele Veränderungen und Umbauten. Auch seine Bedeutung änderte sich. 1825 wurde in Schloss Ragnit ein Gefängnis eingerichtet. 1839 wurde dort auch das Stadt- und Kreisgericht untergebracht, 1849 das Militärtribunal, und ab 1879 befand sich das Verwaltungsgericht im Schloss. Danach hatte das Schloss keinen ständigen Besitzer mehr und so begann allmählich sein Verfall. Dieser Prozess hielt bis nach dem Krieg an. Die Überreste dieser Festung sind auch heute noch im Zentrum von Ragnit (Neman) zu sehen.

In den vergangenen Jahren rück­ten die Schlossruinen ins Zentrum des öffentlichen Interesses. Möglicherweise wird der Staatskonzern Rosatom, der in diesem Jahr mit dem Bau des Atomkraftwerks etwa 15 Kilometer außerhalb Ragnits begonnen hat, einen Wiederaufbau des Schlosses unterstützen. Im Herbst des Jahres 2008 hatten Gouverneur Georgij Boos und Rosatom-Chef Sergej Kirijenko einen Vertrag über die Zusammenarbeit in Sachen Atomkraftwerk unterzeichnet. Es ist der Bau von zwei Reaktorblöcken mit je 1150 Megawatt Leistung geplant. Die Kosten des Projekts werden auf zirka 130 Milliarden Rubel (ungefähr 3,3 Milliarden Euro) geschätzt. Der Bau hat in diesem Jahr begonnen und 2016 soll das Atomkraftwerk fertiggestellt sein. Jurij Tschernyschew


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