16.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
10.04.10 / Subventionsabbau als Mogelpackung / Hoher Eigenverbrauch wird für Solarstromerzeuger zum lukrativen Geschäft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-10 vom 10. April 2010

Subventionsabbau als Mogelpackung
Hoher Eigenverbrauch wird für Solarstromerzeuger zum lukrativen Geschäft

Die Sonnenstrombranche gibt sich offiziell empört: Ausgerechnet in dieser Zukunftstechnologie, so warnten lautstark die Lobbyisten vom Bundesverband Solarwirtschaft, sei nun mit dem Verlust tausender Arbeitsplätze zu rechnen. Denn die schwarz-gelbe Bundesregierung will die aus den guten alten rot-grünen Zeiten ererbte üppige Subventionierung der Sonnenenergie zum 1. Juni um 16 Prozent auf 32,9 Cent pro Kilowattstunde kürzen.

Im Gegenzug stellt Bundes­umweltminister Norbert Röttgen (CDU) den Verbrauchern als Folge der Subventionskürzung deutlich niedrigere Strompreise in Aussicht. Schön wär es, wenn da nicht ein „Hintertürchen“ wäre, durch das die Betreiber von Photovoltaik-Anlagen am Ende doch wieder in die Gewinnzone schlüpfen können. Das Zauberwort der Solarbranche heißt Eigenverbrauch.

Ursprünglich wurde nur der Strom aus so genannten regenerativen Quellen (Sonne, Wind, Wasser, Erdwärme, Biomasse) subventioniert, der den Eigenbedarf überstieg und ins allgemeine Stromnetz eingespeist wurde. Das ist besonders bei Solaranlagen häufig der Fall. Naturgemäß liefern sie den meisten Strom dann, wenn am wenigsten gebraucht wird, wenn es also sonnig, warm und hell ist. Den Überschuss müssen die Energiekonzerne und Stadtwerke den Betreibern privater Anlagen zu stark überhöhten Preisen abkaufen, derzeit für 39,14 Cent pro Kilowattstunde, doppelt so viel wie der marktübliche Endverbraucherpreis. Für die Betreiber von Photovoltaik-Anlagen ein höchst lukratives Geschäft. Denn wenn sie zu Spitzenverbrauchszeiten nichts einspeisen können, sondern selbst dem allgemeinen Netz Strom entnehmen, zahlen auch sie natürlich nur den Marktpreis von derzeit ungefähr 18,5 Cent/Kilowattstunde.

Die Differenz zwischen dem zwangsweise angekauften Sonnenstrom und dem eigenen Verkaufspreis lasten die Energieversorgungsunternehmen ihren Kunden an. Nach seriösen Expertenschätzungen summiert sich dadurch die Belastung der privaten Haushalte für die gesamte Dauer der Subventionierung auf rund 30 Milliarden Euro.

Wer nun hofft, durch die Kürzung der staatlichen Förderung zum 1. Juni billiger davonzukommen, muss sich auf eine herbe Enttäuschung gefasst machen. Die Entlastung wird nämlich weitgehend wettgemacht durch die Eigenbedarfs-Förderung.

Durch dieses auf Betreiben der Branche und ihrer Unterstützer in Politik und Medien noch von der Großen Koalition aufgemachte Schlupfloch profitieren die Anlagenbetreiber gleich doppelt, wenn sie einen Teil des vom Paneel auf dem Dach gelieferten Stroms nicht teuer verkaufen, sondern – noch teurer – selber verbrauchen. Zum einen sparen sie mit jeder Kilowattstunde, die sie den Konzernen nicht abkaufen müssen, nahezu 20 Cent. Und als großzügige Zugabe legt ihnen Vater Staat noch eine Vergütung von zwischen 22,8 und 25 Cent drauf. So bringt ab 1. Juni Verbrauchen ein Viertel mehr Profit als Verkaufen.

Die Solarbranche hat längst erkannt, dass Röttgens Subventionskürzung eine „Mogelpackung“ (so Report München) ist. Ihre vollmundigen Proteste begleitet sie mit ausführlichen Anleitungen, wie der ökobewegte Sonnenanbeter seinen staatlich garantierten Profit noch steigern kann: Verbrauchen, verbrauchen, verbrauchen heißt das Motto. So steht am Ende das Paradoxon, dass ausgerechnet jene, die angeblich durch Energiesparen Umwelt und Klima retten wollen, sich angehalten sehen, möglichst viel Energie zu vergeuden. Hans-Jürgen Mahlitz


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren