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10.04.10 / Auf dem Sockel / Bremen zeigt eine Ausstellung über das Fundament der Kunst

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-10 vom 10. April 2010

Auf dem Sockel
Bremen zeigt eine Ausstellung über das Fundament der Kunst

Was den Münchnern recht ist, ist den Bremern schon lange billig. Während sich in der Alten Pinakothek eine Ausstellung der Rahmenkunst widmet (bis 18. April), stehen im Gerhard-Marcks-Haus Sockel im Blickpunkt. Anders als in München, wo das Bild ausnahmsweise einmal eine Nebenrolle spielt, ist bei den in Bremen gezeigten Skulpturen und Plastiken der Sockel oft wichtiger Bestandteil des Werks.

Bei dem 1943 im ostpreußischen Schloßberg geborenen Bernd Altenstein ist der Sockel geradezu ein Markenzeichen geworden und fest mit der Plastik verbunden. So wachsen Altensteins menschliche Figuren aus einem Block heraus oder sind in ihm gefangen. In Bremen ist die Bronze „Mäzen“ zu sehen: In selbstgefälliger Eitelkeit betrachtet sich der „Mäzen“ im gespiegelten Doppel. Sein Körper, in einen würfelförmigen Kubus gezwängt, erscheint wie eingefroren in der festen Masse. Der „Mäzen“ entstand 1986, im selben Jahr wie die Bronze „Mann am Schreibtisch“, für die Altenstein beim Internationalen Rodin-Wettbewerb in Japan den 3. Preis erhielt. Über diese Arbeit hat der Bildhauer einmal erläuternd gesagt, er habe mit ihr Menschen in Entscheidungssituationen darstellen wollen, Manager ebenso wie Bürokraten. „Sie ist eine Metapher für die Verstrickungen von Menschen, die aus der Distanz, also ungesehen, verdeckt Macht ausüben.“ Worte, die auch auf den Kunstfreund und Gönner zutreffen.

Längst ist der Sockel zu einer unbeachteten Selbstverständlichkeit geworden. Nicht zuletzt daran mag es liegen, dass das Fundament und seine Bedeutung in der Kunst der Moderne bisher noch kaum wissenschaftlich untersucht wurden. Die Bremer Ausstellung will Anstöße geben, sich eingehender mit diesem Thema zu befassen.        Silke Osman

Die Ausstellung „Das Fundament der Kunst − Die Skulptur und ihr Sockel in der Moderne“ ist bis zum 23. Mai dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr im Gerhard-Marcks-Haus, Am Wall 208, Bremen, zu sehen; Begleitbuch zur Ausstellung (160 Seiten, zahlreiche Abbildungen, gebunden) 28 Euro. Im Anschluss wird die Ausstellung im Arp-Museum Bahnhof Rolandseck gezeigt (24. Juni bis 24. Oktober).


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