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10.04.10 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-10 vom 10. April 2010

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

zu den vielen Zuschriften, die eine persönliche Beantwortung benötigen, gehörte unlängst ein Kurzbrief, der sich auf die beigelegte Kopie einer Zeichnung bezog. „Wer kann nähere Angaben über die Künstlerin des vorliegenden Bildes geben? Es trägt die Unterschrift ,Abschied vom ostpreußischen Bauernhof/Stein­zeichnung, Gertrud Lindt‘?“, fragte der Leser aus Paderborn. Die Antwort konnte ich selber geben, da ich die Graphikerin sehr gut gekannt hatte, ja sogar mit ihr freundschaftlich verbunden gewesen war: Gertrud Lerbs, die später noch den Namen ihres Mannes, des Malers Kurt Bernecker, hinzufügte. Die 1902 in Rogehnen geborene Künstlerin, die bereits mit 15 Jahren an der Königsberger Kunstakademie studierte, galt nach Käthe Kollwitz als bedeutendste Graphikerin des deutschen Ostens. Ich stand mit ihr auch auf künstlerischem Gebiet in Verbindung, weil sie eine 1944 von mir geschriebene Novelle „Die große Wassersnot“ illustrieren sollte. Wir freuten uns über diese gemeinsame Arbeit, die leider vergeblich gewesen war. Manuskript und Steinzeichnungen gingen im Bombenhagel unter, als das Gebäude des Königsberger Verlages getroffen wurde. Dieser schmerzliche Verlust verband uns noch stärker, als wir uns nach Krieg und Flucht in Lüneburg wiedersahen. Leider verstarb diese sensible Künstlerin schon 1968 an einem unheilbaren Leiden. Dies konnte ich also dem Leser mitteilen und damit wäre die Angelegenheit erledigt gewesen, als etwas Unerwartetes eintrat: Fast gleichzeitig erhielt ich die Nachricht, dass der Hüter ihres Lebenswerkes und ihr Biograph Peter Drahl verstorben war. Dass soviel Wissenswertes über die ostpreußische Künstlerin erhalten bleibt, ist ihm zu verdanken, und deshalb muss ich heute noch einmal auf diese beiden Menschen eingehen, die ein Leben lang eng verbunden waren, denn Peter Drahl war der Patensohn der kinderlos gebliebenen Gertrud Lerbs-Bernecker.

Ich hatte ihn schon als Kind gekannt, als der Dreijährige mit seinen Eltern Königsberg verließ, weil sein Vater sich in Hamburg eine Existenz aufbauen wollte. Das war auch für seine Patentante schicksalsbestimmend, denn Peters Mutter Herta Drahl, ihre beste Freundin, wurde 1943 mit ihren Kindern in die Lüneburger Heide evakuiert. Damals machten sich bei der in Königsberg lebenden Künstlerin erste Anzeichen ihrer Krankheit bemerkbar, die sie zwangen, die angebotene Professur an der Kunstakademie abzulehnen. Auf dringendes Bitten von Herta Drahl zog sie im Herbst 1944 zu ihr auf den Bauernhof und blieb dadurch vor Flucht, Hungertod oder Verschleppung bewahrt. Das Verhältnis zwischen den Freundinnen und Patensohn wurde noch inniger, der Junge erlebte ihr weiteres Schaffen, aber auch ihren körperlichen Verfall. Erst lange nach ihrem Tod erleidet auch er einen schweren Schicksalsschlag: Der in Hamburg tätige Dipl. Ingenieur bleibt nach einem operativen Eingriff querschnittsgelähmt. In seinem Haus in Sasel hütet er das künstlerische Erbe der Künstlerin und trägt sich – da keine Biographie über die Künstlerin vorhanden war – mit dem Gedanken, diese zu schreiben. Um das Werk nach seinem Willen gestalten zu können, gründet er den Walddörfer Kunstverlag und bringt 2002 die Biographie zum 100. Geburtstag der Künstlerin heraus. Der voluminöse Großband „Gertrud Lerbs-Bernecker – Eine Künstlerin aus Ostpreußen“ enthält nicht nur eine Übersicht über ihre bekannten und unbekannten Werke von frühester Jugend an, sondern auch ihre selbst geschriebene Lebensgeschichte und viele Briefe, die immer wieder ihre Liebe zur verlorenen Heimat bezeugen. Das war auch das Anliegen von Peter Drahl, das er in einem kurzen Nachwort zusammenfasst: „Ich hoffe, mit diesem Buch dargestellt zu haben, dass Gertrud Lerbs mit ihren Werken, ihrer Sehnsucht und ihrer Liebe zu dieser Stadt auch zu denjenigen zählt, durch die Königsberg weiterleben wird.“ Das Wort „weiterleben“ tröstet über seinen plötzlichen Tod hinweg.

Mit der Steinzeichnung „Abschied vom ostpreußischen Bauernhof“, die 1937 entstand, scheint Gertrud Lerbs schon das schmerzliche Verlassen der Heimat vorauszuahnen, das unser aller Schicksal wurde. Und nie vergessen wurde, wie die Briefe beweisen, die sich immer wieder damit beschäftigen, wie die Suchfrage von Herrn Friedhelm Steinke aus Lüdenscheid beweist. Er hat schon einige Anstrengungen unternommen, um sie zu lösen, bisher leider vergeblich. Und nun wendet er sich an die Ostpreußische Familie, „weil ich immer sehe, dass es doch noch Erfolgsergebnisse gibt“. Hoffentlich trifft das auch auf seine Suche nach der Familie Stahnke aus Pohiebel, Kreis Rastenburg zu. Herr Steinke schreibt:

„Bei dieser Familie haben wir das Kriegsende erlebt. Wir – meine Eltern, Oma und ich – sind am 22. Januar 1945 aus dem Kreis Lötzen geflüchtet und nur 30 Kilometer weit gekommen. In Pohiebel war unsere Flucht zu Ende. Das Haus der Familie Stahnke war schon voll von Flüchtlingen, aber wir fanden noch Platz bei diesen netten Menschen. Wir mussten ja die Straße räumen. Als dann die Front durchzog, wussten wir, dass der Krieg zu Ende war. Dann kamen die schlimmen Tage. Das Ehepaar Stahnke, 72 beziehungsweise 70 Jahre alt, sowie meine 82-jährige Oma und ein krankes Flüchtlingskind wurden erschossen wie der Hund und andere Hoftiere. Meine Eltern und ich überlebten nur, weil wir uns versteckt hatten wie auch die beiden Stahnke-Töchter, 16 und 18 Jahre alt. Sie überlebten zwar das Massaker, wurden aber später nach Sibirien verschleppt. Nach mehrjähriger Gefangenschaft sollen sie dann doch noch nach Deutschland gekommen sein.“

Herr Steinke scheint dafür einen Beweis zu haben. Als er im letzten Sommer in der Heimat war und wieder diesen Ort aufsuchte, sagten ihm die heutigen Bewohner – zu denen er einen guten Kontakt hat –, dass 2007 eine etwa 80 Jahre alte Dame da gewesen sei, die sich alles im Ort angesehen habe, aber nicht den Hof habe betreten wollen. Herr Steinke vermutet, dass es sich um eine der Stahnke-Töchter handeln könnte. Falls jemand weiß, ob eine dieser beiden Frauen noch lebt, bittet er um einen Hinweis. Eine große Überraschung wäre es, wenn sie sich bei Herrn Steinke selber melden würden. (Friedhelm Steinke, Am Grünewald 16 in 58507 Lüdenscheid, Telefon 02351/23986.)

Auch Herr Dipl. Ing. Johannes Meyer aus Castrop-Rauxel ist immer wieder erstaunt über die rege Mithilfe unserer Leser bei Such- und Familienfragen. Deshalb bringt er auch seinen Suchwunsch auf diesen Weg. Sein Großvater Karl August Matschull, * 4. August 1867 in Gertlauken, scheint ein tüchtiger Mann gewesen zu sein, er war Maurer, Bauunternehmer und Landwirt. Er ging schon in jungen Jahren in den Westen, denn am 4. April 1891 heiratete er in Essen die 1865 in Kirschnakeim/Kirsch­keim geborene Adeline Bertha Boi. Nach deren Tod am 27. Juli 1931 in Castrop-Rauxel ging der Witwer zurück nach Ostpreußen und heiratete erneut in Althof/Pr. Eylau, wo er auch am 1. Januar 1944 verstarb. Über diese zweite Ehe ist nichts bekannt. Herr Meyer möchte nun Näheres über diese mütterliche Linie erfahren, auch über die Region, in der sie lebte. An Geschwistern seines Großvaters ist nur Minna Thiel geborene Matschull bekannt, die aber schon als junge Frau in Essen verstarb. Hatte sie Kinder, gibt es hier Nachkömmlinge? Wer weiß etwas über die im Raum Laukischken–Kirschkeim–Gertlauken östlich der Deime beheimateten Familien Matschull und Boi zu sagen. Von Karl August gibt es noch ein um die Jahrhundertwende in Essen aufgenommenes Foto, das sein scharf geschnittenes Profil mit einem kräftigen, schwarzen Schnauzbart zeigt, es dürfte aber wenig Erkennungswert für die möglichen Informanten haben. Als ständiger Leser unserer Zeitung ist Herr Meyer immer mit Ostpreußen, der Heimat seiner Vorfahren, verbunden. Es wäre zu wünschen, dass er mehr über ihr Leben und Umfeld erfährt. (Dipl. Ing. Johannes Meyer, Regerstraße 17 in 44575 Castrop-Rauxel, Telefon 02305/24510, Telefax 02305/442491.)

Der Wunsch von Herrn Hans-Joachim Biermann aus Welver geht in die Internierungszeit in Dänemark zurück, speziell in das Doppellager Grove/Gedhus in Jütland. Der heute 62-jährige hält noch immer oder sogar verstärkt Kontakt zu ehemaligen Lagerinsassen. Einige hat er schon gefunden und er plant mit etwa 20 Interessierten eine gemeinsame Fahrt nach Dänemark – eine Reise in die Vergangenheit und an seine Geburtsstätte, denn er kam am 5. Juli 1948 im Krankenhaus Gedhus zur Welt. Die Familie Link stammt aus dem Kreis Heiligenbeil, und er listet die Angehörigen auf, die damals im Lager Grove (60-11) Bezirk V Baracke 510/7 waren. Es handelt sich um Luise Link, * 2. Dezember 1896, aus Schönwalde, Gerhard Link, * 5. März 1932, und Gerda Gumm geborene Link, * 23. September 1920, beide aus Schönwalde, sowie um die Kinder Werner Gumm * 4. März 1945 in Hasselbusch, und Marianne Gumm, * 16. April 1941 in Stolzenberg, Kreis Heiligenbeil. Der deutsche Lagerleiter war Rudolf Georg Müller, * 27. April 1895 in Konstantinopel. Wer kann sich an diese Personen erinnern und hatte zu ihnen Kontakt, stand mit ihnen auch nach der Internierung in Verbindung? Die Familie Link gehörte zu den etwa 4000 Insassen, die erst 1948 entlassen wurden, es könnten sich also in der langen Internierungszeit schon Beziehungen ergeben haben, die auch nach der Entlassung Bestand hatten. Herr Biermann ist jedenfalls für jeden Hinweis dankbar. Er ist auch an der ehemaligen Lagerzeitung „Deutsche Nachrichten“ 1948/49 interessiert, wer besitzt noch Exemplare? Für das Lager Grove gab es die „Grover Nachrichten“, hier würde sich Herr Biermann auch über einzelne Blätter freuen. Sie sind für ihn von größter Wichtigkeit, weil er diese frühe Zeit seiner Kindheit durchleuchten will. (Hans-Joachim Biermann, Lippestraße 1 in 59514 Welver, Telefon 02384/941060.)

Und jetzt eine Frage, von der ich leider annehmen muss, dass sie kaum eine zufrieden stellende Antwort findet, weil die erforderlichen Angaben zu dürftig sind. Na, versuchen wir es mal, wir haben da ja schon Überraschungen erlebt. Frau Dorothea Wedemeyer aus Bremen sucht zur Komplettierung der Familiendaten konkrete Daten über eine Verwandte, über die sie außer privaten Informationen leider keine brauchbaren Angaben besitzt. Die Gesuchte war einige Zeit – auf jeden Fall im Zeitraum Juni bis September 1920 – als Hauslehrerin oder Erzieherin auf Schloß Preyl bei dem Grafen Lehndorff tätig. Frau Wedemeyer fragt: „Könnten sie da weiterhelfen? Über genauere Namen, Daten eventuell Adressen von weiteren Nachkommen beziehungsweise Geschwistern würden wir uns sehr freuen.“ Ich lasse es mal so stehen, ohne weiteren Kommentar. (Dorothea Schellong-Wedemeyer, Katzbachstraße 29 in 28211 Bremen, E-Mail: wededoro@yahoo.de)

Auch dieser Suchwunsch leidet an Magersucht, aber es gibt wenigstens einen Namen und einige Ortsbezeichnungen, die zwar auch fehlerhaft, aber richtig zu stellen sind. Kurz und gut: Eine Enkelin sucht für ihre ostpreußische Großmutter nach deren Cousine, von der sie seit ihrer Jugendzeit nie etwas gehört hat. Frau Annemarie Krahmer geborene Meiritz, * 1. Mai 1931, stammt aus dem Oberland, an einige Ortsnamen erinnert sich die 78-Jährige: Allenstein, Mohrungen, Naasewitt, Bestendorf. Wir fokussieren uns auf die letzteren Orte, weil es sich bei Naasewitt um ein Vorwerk handelt, das zur Gemeinde Groß Bestendorf gehörte. Es ist anzunehmen, dass Frau Krahmer von hier stammt oder jedenfalls zu diesen kleinen Orten eine engere Beziehung hat. Von ihrer Cousine ist lediglich der Name bekannt: Christel Malewski. Es dürfte ihr Mädchenname sein. Die Enkelin, Frau Christine Rodewald, schreibt, dass ihre Oma immer wieder fragt, ob die Cousine „noch dort lebt“. Also scheint Christel Malewski auch aus Naasewitt/Bestendorf zu stammen oder jedenfalls aus dieser Gegend. Können wir dieses Puzzlespiel lösen? Da die Enkelin nur ihre E-Mail angibt (christine.rodewald@gmx.de), bitte ich, Zuschriften an mich zu richten.

Eure Ruth Geede


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