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17.04.10 / Kaltblütigkeit schützt / Einiges spricht dafür, dass Terroristen die »schmutzige Bombe« bereits haben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-10 vom 17. April 2010

Kaltblütigkeit schützt
Einiges spricht dafür, dass Terroristen die »schmutzige Bombe« bereits haben

Es war der größte internationale Gipfel seit der Gründung der Uno im Jahre 1945: Staats- und Regierungschefs aus 47 Ländern berieten in Washington über die nukleare Sicherheit. Hauptgefahr bleibt die Verbreitung von Atomwaffen und -material an unberechenbare Regime und Banden.

Die Bedeutung des Wortes „nukleare Sicherheit“ hat sich verändert: Ging es bis 1989 vor allem um Rüstungskontrolle und Abrüstung der Supermächte, so stehen heute zwei andere Punkte auf der Agenda: Wie kann verhindert werden, dass immer neue Länder der zweiten und dritten Reihe sich Atomwaffen zulegen? Und vor allem: Wie kann verhindert werden, dass Terrororganisationen in den Besitz von Nuklearmaterial oder gar von Sprengköpfen kommen?

Die übergreifende Vision einer „Welt ohne Atomwaffen“ von US-Präsident Barack Obama hat auf dem Washingtoner Gipfel keine große Rolle mehr gespielt. Das Ziel erscheint nicht nur ganz unerreichbar, sondern auch kaum erstrebenswert: Nachdem die Technologie nun einmal vorhanden ist, erscheint eine Welt mit einigen wenigen, innerlich stabilen Staaten, die über die Bombe verfügen, als letztlich sicherer als ein Utopia, in dem diejenige Macht, die gegen alle Regeln doch in den Besitz von Atomwaffen käme, zu allem Übel auch noch über das nukleare Monopol verfügte.

Jenseits dieser theoretischen Erwägungen hat Frankreichs Präsident Sarkozy mit einem direkten „Non“ deutlich gemacht, dass zumindest sein Land nicht auf seine seit bald zwei Generationen bestehende „force de frappe“ verzichten werde.

Zweifellos konkreter verliefen die Beratungen bei den beiden erstgenannten Punkten, und zweifellos stehen die wichtigsten Punkte nicht im wolkig-blumigen Aktionsplan, der etwa eine bessere „Buchführung“ über Bestände an nuklearem Material anmahnt.

Was die nuklearen Ambitionen des Iran angeht, so könnte die Bereitschaft Chinas, Sanktionen mitzutragen, gestiegen sein. Peking fürchtete in diesem Fall bisher einen Lieferboykott des Iran, soll in diesem Fall aber womöglich Hilfen anderer Länder bekommen.

Obamas wiederholte Warnung, dass Terrororganisationen in den Besitz von atomaren Sprengköpfen gelangen könnten, legt die Vermutung nahe, dass sie über atomares Material bereits verfügen. Dies ist auch auf Dauer kaum zu verhindern, weil mittel- und niedrigangereichertes Material einfach an zu vielen Orten verwendet wird. Die Warnung eines deutschen Regierungsvertreters, die größte Gefahr  bestehe darin, dass sich Terroristen nukleares Material beschafften „und dies mit konventionellen Waffen einsetzen“, bestätigt diese Sorge vor der schmutzigen Bombe. Womöglich muss die Völkergemeinschaft sich kaltblütig auf entsprechende Attacken einstellen, wie auf „normalen“ Terrorismus. Die Wahrscheinlichkeit entsprechender Erpressungsversuche könnte dadurch geringer werden. Konrad Badenheuer


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