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17.04.10 / Moskau bekennt / Putin spricht Klartext über Katyn

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-10 vom 17. April 2010

Moskau bekennt
Putin spricht Klartext über Katyn

Die Flugzeugkatastrophe von Smolensk hat überlagert, was derzeit zwischen Polen und Russland um das Massaker von Katyn geschieht. Immerhin halten derzeit 38 Prozent aller Polen, elf mehr als 2008, das polnisch-russische Verhältnis für „äußerst schlecht“. 81 Prozent nennen als schwerste Hypothek „Katyn“, die Ermordung von mindestens 22000 polnischen Offizieren durch Stalins Henker im April 1940. Die meisten starben in Katyn beim westrussischen Smolensk. Zum 70. Jahrestag trafen sich die Premiers von Polen und Russland, Tusk und Putin, in Katyn, um den Klartext zu reden, von dem ein besserer Umgang unter Polen und Russen ausgehen kann.

Die Morde von Katyn blieben lange geheim, aber die lokalen Russen kannten sie. Davon erzählten sie polnischen Arbeitern bei den deutschen Truppen, die 1942/43 Smolensk besetzt hielten und so von der Sache erfuhren. Ab April 1943 starteten sie in Kooperation mit dem Internationalen Roten Kreuz und ausländischen Experten, darunter auch Polen, Exhumierungen und Identifizierungen, die die Schuld der Sowjets zweifelsfrei belegten. Dennoch blieb Moskau bis 1990 bei seiner Version, die Ermordeten seien Opfer der Deutschen gewesen. Erst Gorbatschows Glasnost brachte teils Ehrlichkeit, teils neue Lügen: Stalin habe sich in Katyn für die 32000 Russen gerächt, die die Polen 1920 im Krieg gegen die Rote Armee „ermordet“ hätten.

Polen haben keine Russen ermordet, aber Russen haben in Katyn den Mord am ganzen polnischen Volk geprobt, sagte Premier Tusk am Tatort und er fügte hinzu: „Alle Polen mussten die Wahrheit über Katyn flüstern, aber die Wahrheit wurde Gründungsmythos des unabhängigen Polens, denn alle Polen sind wie eine große Katyn-Familie.“ Diese bewegenden Worte zitierten russische Medien zustimmend.

Auch Putin, der noch 2005 den Zerfall der UdSSR die „größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ nannte, sah nun sowjetische Realität: Russland verurteilt die Verbrechen des sowjetischen Totalitarismus und wird diese Verurteilung nie revidieren. Das sei der schönste Tag seines Lebens, sagte Andrzej Wajda, dessen Film „Katyn“ 2007 den Anstoß zur jetzigen Besinnung gegeben hatte, nach Putins Worten.      Wolf Oschlies


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