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17.04.10 / Verhaltener Optimismus / Trotz »Frühlingserwachen« bleibt Minister Kudrin skeptisch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-10 vom 17. April 2010

Verhaltener Optimismus
Trotz »Frühlingserwachen« bleibt Minister Kudrin skeptisch

Analysten der US-Bank Merrill Lynch sagen der russischen Wirtschaft ein „Frühlingserwachen“ mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts bei fünf bis sieben Prozent für 2010 voraus, im günstigsten Fall sogar bis zu 14,9 Prozent. Die Börsenkurse haben sich von ihren Tiefstständen erholt und laut jüngsten Umfragen von Merrill Lynch sind die Bedenken vieler Investoren gegenüber dem russischen Markt leicht zurückgegangen. „Der große Vorteil Russlands ist, dass es keinerlei Schuldenprobleme hat ..., zudem besteht hier die Aussicht, dass die Inflationsrate in den kommenden Monaten sinkt und die Notenbank die Zinsen senkt“, bestätigte auch Sulev Rak, Fondsmanager der SEB Rossija. Neben dem Ölsektor wollen Manager in Konsumtitel wie die Discounterkette Magnit und in die Elektronikkette M-Video investieren.

Was so erfreulich klingt, geht allerdings nach Ansicht von Igor Nikolajew von der staatlichen Finanzberatergesellschaft RBK an der russischen Realität vorbei. Er hält entgegen der Prognose von Merrill Lynch sogar ein Minus für möglich.

Vor wenigen Tagen nahm auch Finanzminister Alexej Kudrin an der Diskussion um die Wirtschaftsprognose für 2010 teil und räumte erstmals Fehler der Regierung ein. Die Zentralbank hatte ein Wachstum bei der Kreditvergabe von 20 Prozent vorausgesagt. Kudrin korrigierte diese Prognose auf maximal fünf Prozent. Er sieht neue Schwierigkeiten auf die Wirtschaft wegen des Konkurrenzdrucks aus der EU, den USA und China zukommen. Weil Russland nach wie vor vom Rohstoffexport abhängig ist, die Preise für Energie aber kaum Höchststände wie vor der Krise erreichen werden, sieht der Minister die Erholung der Wirtschaft nur mit verhaltenem Optimismus.

Zwar ist es die erklärte Absicht der Regierung, weitere Wirtschafts- und Technologiezweige zu fördern und damit den Abfluss des ausländischen Kapitals zu stoppen, doch das kostet zuerst einmal Geld. Das russische Technologiezentrum vor den Toren Moskaus muss erst gebaut werden, bevor dort den Vorstellungen Medwedews entsprechend Branchen wie Energie, Atomtechnik, Biomedizin und Telekommunikation entwickelt werden können.

Der Finanzminister verdeutlichte die negativen Folgen der Antikrisenpolitik, die zuvorderst die Erhaltung des Lebensstandards der Menschen im Blick hatte. Durch die Subventionierung ineffektiver  Arbeitsplätze bei vollem Lohnausgleich fehlten den Unternehmen die Gewinne für zukünftige Investitionen. Gefordert seien mehr Arbeitsproduktivität und Kostenreduzierung. Kudrin verlangte neben Lockerungen bei der Kreditvergabe für Unternehmen und Privatpersonen Zinssenkungen, um die Kreditaufnahme und damit die Wirtschaft anzukurbeln.            M. Rosenthal-Kappi


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