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17.04.10 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-10 vom 17. April 2010

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

über die „Aktion Wolfskinder“ konnten wir in der letzten Zeit so manches Erfreuliche berichten, und auch heute kann ich mit einigen guten Neuigkeiten beginnen. Ihr Initiator, Professor Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten, hat sich als Honorarkonsul der Republik Litauen dieser ein halbes Jahrhundert lang vergessenen deutschen Frauen und Männer, die als Waisenkinder bettelnd nach Litauen zogen und dort unter kaum vorstellbaren Zuständen verblieben, angenommen und ihnen nicht nur mit Rat, sondern vor allem mit Tat geholfen. Er gründete diese Hilfsaktion, deren voller Name „100 Litas pro Monat für die Wolfskinder“ lautet und die damit beweist, dass es hier um eine finanzielle Unterstützung geht, die diesen letzten, vom Krieg betroffenen Deutschen das Leben im hohen Alter etwas erleichtert. Wir konnten schon berichten, dass im vergangenen Jahr rund 300000 Euro Spenden eingingen, von denen 16 Prozent von unseren Leserinnen und Lesern kamen, worüber wir sehr froh sind, denn nun bekommt jedes der fast 100 in Litauen verbliebenen Wolfskinder vierteljährlich 150 Euro überwiesen. Das bedeutet für diese in bescheidenen Verhältnissen lebenden Landsleute, die nie eine deutsche Unterstützung bekamen, sehr viel. Und jetzt gab es zum Osterfest noch 50 Euro extra, drei Spender machten dies mit ihrer großzügigen Gabe möglich.

Auch unser Staatsoberhaupt wurde von Dr. von Stetten auf diese in Ostpreußen geborenen Deutschen mit der verlorenen Kindheit aufmerksam gemacht. Vor einigen Wochen richtete er ein Schreiben an den Bundespräsidenten Dr. Horst Köhler, in dem er auf die Lage der noch in Litauen lebenden Wolfskinder hinwies. Aus dem Antwortschreiben des Bundespräsidenten geht hervor, dass ihn deren Schicksal schon seit langem berühre. „Diese Kinder haben fürchterliches Unrecht erlebt. Lange Jahre wurden ihnen sogar Respekt und Anerkennung für ihr Schicksal verwehrt. Ihr Leiden ist für die Generationen, die das Glück hatten, in Frieden und Freiheit aufzuwachsen, nur schwer vorstellbar. Gerade deshalb muss es auch in Erinnerung bleiben. Ihre Initiative trägt dazu bei, dass die Wolfskinder ihren Lebensabend in Würde verbringen können. Ich danke Ihnen und allen Beteiligten von Herzen für Ihr Engagement und wünsche Ihnen weiterhin allen Erfolg.“ Auf Wunsch des Bundespräsidenten hat Dr. Wolfgang von Stetten jedem von ihm Betreuten eine Kopie des Schreibens zukommen lassen. Sollten sich noch weitere Aktionen ergeben, werden wir unsere Leserinnen und Leser darüber informieren. Ich danke jedenfalls Anita Motzkus, der als ehemaligem Wolfskind − das aber das Glück hatte, seine Eltern wieder zu finden − das Schicksal der in Litauen verbliebenen ostpreußischen Kinder sehr am Herzen liegt und die deshalb eng mit Dr. von Stetten zusammen arbeitet, für diese Informationen. Denn wichtig ist: In dieser Aktion geht jeder gespendete Euro ohne Abzug von Kosten und Spesen an die Empfänger. (Auskunft: Sekretariat Dr. Wolfgang Frhr. v. Stetten, Stichwort „Wolfskinder“, Schloß Stetten, 74653 Künzelsau, Telefon: 07940/126-0)

Hier schließt sich nahtlos die Bitte von Christopher Spatz aus Bremen an, die ich weiterreichen soll und muss. Zwar habe ich ihm aufgrund eines ausführlichen Gespräches schon einige Informationen zukommen lassen, aber seinen Wunsch kann in voller Breite nur unsere Leserschaft erfüllen. Er betrifft in erster Linie die Wolfskinder doch nicht nur sie, sondern auch viele Landsleute, die bei der Okkupation durch die Russen in Ostpreußen verblieben. Christopher Spatz, *1982, hat durch seine mütterliche Linie, die aus dem Oberland stammt, ostpreußische Vorfahren. Nach abgeschlossenem Masterstudium an der Universität Oldenburg promoviert er nun an der Berliner Humboldt-Universität über die ostpreußischen

Wolfskinder. Hauptgegenstand seiner Untersuchungen werden die Identität und der Identitätswandel der Wolfskinder in der deutschen Gesellschaft sein. Dafür benötigt er die Verbindung zu den ehemaligen Wolfskindern, die bereit sind, mit ihm über ihr Schicksal zu sprechen. Zum andern ist Herr Spatz auf der Suche nach schriftlichen Zeugnissen, die über die Situation im nördlichen Ostpreußen nach dem Einmarsch der Russen Auskunft geben. Und da ist er in unserer Ostpreußischen Familie an der richtigen Stelle, wenn man seine Vorgaben liest: Berichte über die missglückte Flucht und die damit erzwungene Umkehr, den Umgang der sowjetische Verwaltung mit der deutschen Zivilbevölkerung, die Hungerzüge ostpreußischer Kinder und Frauen nach Litauen, das Verhältnis zwischen Deutschen und Russen sowie Deutschen und Litauern, die damals noch vorhandenen Hoffnungen auf einen Verbleib in Ostpreußen, die allmählich einsetzende innere Entfremdung von der Heimat, längere oder gar endgültige Trennungen von Angehörigen oder Freunden, die durch die Ausweisungen verursacht werden.

Soweit die vorgegebene Auflistung, die – wenn ich an die Bücher und Berichte denke, die ich in jeder Woche bekomme und das ungefragt! − ein großes Echo finden dürfte. Es wäre deshalb ratsam, sich zuerst mit Herrn Spatz telefonisch oder schriftlich in Verbindung zu setzen, zumal er neben schriftlichen Aufzeichnungen auch auf dokumentarische Belege hofft wie amtliche Schriftstücke, Tagebuchaufzeichnungen und Briefwechsel − und eine umgehende Rücksendung zusichert. Auf keinen Fall ungefragt wertvolle Originale zusenden, ich spreche da aus leidvoller Erfahrung! (Christopher Spatz, Stuttgarter Str. 7 in 28215 Bremen, Telefon: 0421/16 12 722, E-Mail: christopherspatz@ googlemail.com)

Aber nun zu anderen Fragen und Wünschen, für die unsere Ostpreußische Familie die richtige Adresse ist oder jedenfalls als solche vermutet wird. Da melden sich wieder einmal unsere Landsleute aus dem Siegerland mit Dank und Bitte. Dank für die vielen Literatur-, Foto– und Tonträger-Spenden, die jetzt die Regale in den BdV-Räumen in Siegen füllen. Die Danziger, West- und Ostpreußen freuen sich sehr, vor allem die im Siegerland lebenden Ermländer. Die bereiten sich schon auf ihre diesjährige Wallfahrt vor, die am 2. Mai nach Werl/Westfalen führt, und die ein guter Anlass für die aus allen Teilen der Bundesrepublik kommenden Ermländer wäre, weitere Spenden für die Heimatstube in Siegen mitzunehmen. Denn der Spenderwille ist groß, ehe so manches heimatliche Schriftgut aus Altersgründen oder aus Nachlässen in den Müll wandert, weiß man es hier gut gehütet. Oft scheitert es leider an Transportproblemen, und da bietet sich eben die Wallfahrt für eine kostenlose Mitnahme an. Die Spenden – erhofft sind vor allem Bücher, Heimatbriefe und weiteres Schriftgut aus den ermländischen Heimatkreisen − können in Werl an den Ständen von Braunsberg und Allenstein-Land abgegeben werden. Ansprechpartner sind dort Frank Schneidewind und Anton Olbrich. (Anton Olbrich. Seitenweg 4 in 57250 Netphen, Telefon: 02738/8847)

Wegen der Suchfragen nach vermissten Personen, die aus verständlichen Gründen bei uns Vorrang haben, mussten viele kleine Wünsche warten. Das wollen wir heute nachholen. Fabian Grünheid aus Wasserliesch hat einen Wunsch, der auf eine Veröffentlichung zurückgeht, die bereits im Jahre 1999 erfolgte. Ich machte damals auf die Arbeit des Familienforschers Aloys Krakor aufmerksam, der im Besitz eines umfangreichen Stammbaums der Familie von Knobelsdorff aus Sauerbaum war. Dieser Hinweis, auf den Herr Grünheid erst jetzt stieß, interessiert ihn sehr, weil er sich im Rahmen einer Facharbeit mit seinen ostpreußischen Wurzeln beschäftigt und die Familiengeschichte der Vorfahren seiner Großmutter aufarbeitet. Diese Großmutter, Emma Grünheid, war eine geborene von Oppenkowski. Sie gehörte einer Familie aus dem ermländischen Landadel an, die ein kleines Gut in Sauerbaum/Kreis Rößel besaß. Herr Grünheid vermutet nun verwandtschaftliche Beziehungen dieser Linie mit der Familie von Knobelsdorff und ist deshalb an dem sich im Besitz von Herrn Krakor befindlichen Stammbaum interessiert. Er bittet mich, die Verbindung zu ihm herzustellen, was am besten über diese Veröffentlichung erfolgt, da sich ja nach elf Jahren Änderungen ergeben haben. Ich bitte also Herrn Krakor, wenn er noch im Besitz der betreffenden Unterlagen ist, sich bei Herrn Grünheid zu melden. Falls er nicht selber diese Zeilen liest, werden ihn sicherlich andere Leserinnen und Leser über diese Bitte informieren. Ich hoffe, dass somit auch nach so langer Zeit eine Verbindung zustande kommt. (Fabian Grünheid, Unterste Blum 14 in 54332 Wasserliesch, Telefon: 06501/13127, E-Mail: fabian.gruenheid@ online.de)

In einer sehr speziellen Angelegenheit könnten unsere Leser in Südamerika helfen, vor allem aus Chile. Dorthin zielt nämlich die Frage, die Franz-J. Schoff aus Sulingen aufwirft. Die PAZ brachte im Januar einen Artikel über Gablonzer Modeschmuck von Dietrich Göllner. Hierzu schreibt Herr Schoff „Ein Freund meines Vaters (Rudi Wels) musste im Dritten Reich auswandern, weil er eine Jüdin zur Frau hatte. Also ging er zunächst nach Griechenland, und als da die deutschen Truppen hinkamen, weiter nach Israel. Er schrieb an meinen Vater, dass es ihm da überhaupt nicht gefallen hat und er mit seiner Familie per Schiff nach Chile weiter zog. Auf der Fahrt lernte er einige Gablonzer Perlenmacher kennen, mit denen er die Firma Chile-Perl gründete. Dies muss ungefähr in den Jahren 1946 bis 1950 gewesen sein. Ob die Firma heute noch existiert, kann ich nicht sagen. Auch müsste der Gründer Rudi Wels schon lange tot sein. Aufgrund von Erzählungen meines Vaters und Briefen von Rudi Wels, die mir leider nicht mehr vorliegen, soll er mit Hermann Göring im Ersten Weltkrieg zu den damaligen Fliegern gehört haben. Diese Bekanntschaft hätte ihm auch zu seiner Ausreise aus dem Dritten Reich verholfen.“ Soweit die Angaben von Herrn Schoff, die nicht nur Herrn Göllner interessieren dürften. Vielleicht könnte man auf diesem Weg in Erfahrung bringen, ob es die von Herrn Wels gegründete Firma noch in Chile gibt oder was aus dem Unternehmen geworden ist.

Das Foto in unserer heutigen Ausgabe hat uns Maria Jentsch aus Heinsbach zugesandt. Sie fand es vor einigen Jahren in einem alten Buch, hat ihm aber keine besondere Bedeutung zugemessen, weil sie keine persönliche Beziehung zu dem abgebildeten Mädchen hatte. Das wurde anders, als sie im vergangenen Jahr eine Fernsehsendung sah, in der genau dieses Bild gezeigt wurde. In der Sendung sprach ein älterer Herr, Nachfahre eines Gutsbesitzers aus dem Osten, und dabei wurde dieses Bild eingeblendet. Frau Jentsch erschrak sehr und beschloss, das sich in ihrem Besitz befindliche, sehr gut erhaltene Originalfoto dem rechtmäßigen Besitzer zuzustellen. Leider erkrankte die 86-Jährige, so dass sich die Angelegenheit verzögerte. Da Frau Jentsch nicht mehr weiß, um welches Programm es sich handelte, übergab sie uns das Bild mit der Bitte, es zu veröffentlichen. Anscheinend hat das Mädchen, das sich „Jumbo“ nennt, dieses Foto einem Freund mitgegeben, wie die Widmung auf der Rückseite vermuten lässt: „Lieber Agi. Als Andenken an mich und Teddy möchte ich Dir dieses Bild mitgeben. Dein Jumbo.“ Hoffentlich kommt das Bild nun in die richtigen Hände. Damit würde sich unsere „Ostpreußische Familie“ als guter Mittler erweisen wie schon so oft in ihrer langen Geschichte.

Eure Ruth Geede


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