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24.04.10 / 70 Jahre »Karelischer Bund« / Über 400000 Karelier wurden 1940 und 1944 vertrieben – Gedenkakt in Helsinki

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-10 vom 24. April 2010

70 Jahre »Karelischer Bund«
Über 400000 Karelier wurden 1940 und 1944 vertrieben – Gedenkakt in Helsinki

Zu den im 20. Jahrhundert in Europa vertriebenen Volksgruppen gehören die finnischen Karelier. Sie haben 1940 und nach kurzer Rückkehr erneut 1944 ihre Heimat zweimal verloren und bis heute keine Wiedergutmachung von sowjetischer oder russischer Seite erhalten. Auf einer Gedenkveranstaltung am Dienstag in Helsinki beging der Karelische Bund (Karjalan Liitto ry) mit heute 50000 Mitgliedern den 70. Jahrestag seiner Gründung. Die Festrede hielt die finnische Staatspräsidentin Tarja Halonen, es folgte ein Empfang im Rathaus der Stadt Helsinki. Wegen der Einstellung des Flugverkehrs in weiten Teilen Europas konnte BdV-Präsidentin Erika Steinbach als menschenrechtspolitische Sprecherin der Unionsfraktion nicht teilnehmen und wie vorgesehen persönlich zum Thema „Durch Wahrheit zum Miteinander“ sprechen.

Der Karelische Bund wurde im April 1940 nach dem sowjetisch-finnischen Winterkrieg gegründet. Am 30. November 1939  hatten sowjetische Truppen Finnland überfallen. Stalin betrachtete Finnland wie die baltischen Staaten als seinen Interessenbereich, wie es auch im geheimen Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Paktes vom August 1939 fixiert worden war. Nach dem Ende des Winterkrieges im März 1940 fielen große Gebiete Finnlands an die UdSSR. Insgesamt wurden etwa 420000 Menschen in die westlicheren Landesteile evakuiert, davon 407000 Karelier. Die Mehrheit von ihnen kehrte zurück, als die finnische Armee 1941 die verlorenen Gebiete zurückerobern konnte.

Doch mit einem Großangriff der Roten Armee im Sommer 1944 verloren die Menschen erneut ihre Heimat. Am 10. Februar 1947 unterzeichnete Finnland nach der „Konferenz der 21 Nationen“ 1946 in Paris einen Friedensvertrag, in dem es auf fast ganz Karelien verzichten musste. Fast die gesamte finnisch-karelische Bevölkerung hatte ihre Heimat verloren. Ihr blieb nur die Ansiedlung im verbliebenen Finnland und eine innerstaatliche Entschädigung. Auch angesichts der geringeren Zahlen gelang die Integration gut. Das finnische Modell einer Lastenverteilung gehörte zu den Vorbildern des bundesdeutschen „Lastenausgleichs“. In einer Erklärung betonte Erika Steinbach die Anteilnahme des BdV am Schicksal der Karelier, über das er beispielsweise in sehr gut besuchten Ausstellungen seiner „Stiftung gegen Vertreibungen“ ausführlich berichte.       BdV/K.B.


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