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24.04.10 / Nicht im Hinterhof / Klassische Atombombe in Terroristenhand unwahrscheinlich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-10 vom 24. April 2010

Nicht im Hinterhof
Klassische Atombombe in Terroristenhand unwahrscheinlich

Ein Horrorbild, wie man es schrecklicher kaum ausmalen könnte: religiös fanatisierte Terroristen, die über Atomwaffen verfügen. Sie hätten, wie wir spätestens seit dem 11. September 2001 wissen, keine Hemmungen, mit diesen Bomben nicht nur zu drohen, sondern sie auch zu zünden und die Welt, sich selber eingeschlossen, im nuklearen Inferno untergehen zu lassen – Hauptsache, der Feind (in der Regel „der Westen“) ist vernichtet.

Aber wie konkret ist diese Gefahr wirklich? Können Terroristen überhaupt in den Besitz der Bombe kommen? Können sie gar, so sie nur genügend spaltbares Material zusammenraffen, bewaffnet mit einem Physikbuch in der Hinterhof-Werkstatt Nuklearsprengsätze zusammenbasteln?

Letztere Gefahr ist wohl eher utopisch. Wenn der Bau einer Atombombe so einfach wäre, dass dafür ein paar Semester Physik ausreichten, dann fragt sich, wieso eigentlich ein Land wie der Iran, das ja über genügend hochkarätige Wissenschaftler verfügt, sich seit vielen Jahren müht, endlich die „islamische Bombe“ zustande zu bringen – bislang nach allen seriösen Informationen vergeblich.

Nein, zum Bau einer Atombombe gehört weitaus mehr als nur die Fähigkeit, in natürlichem Uran den Anteil des spaltbaren Isotops 235U von 0,7 auf 90 Prozent anzureichern. Zum Vergleich: Für die friedliche Nutzung der Kernkraft braucht man eine Anreicherung auf drei bis zehn, für medizinische Zwecke (Krebsbestrahlung) auf rund 20 Prozent.

Um eine explosionsartige Kernspaltungs-Kettenreaktion in Gang zu bringen, braucht man mindestens die so genannte kritische Masse. Diese beträgt bei 235U knapp unter 50 Kilogramm. Um die entsprechende Menge hochangereicherten Urans zu erzeugen, bedarf es großindustrieller Anlagen; der legendäre Hinterhof ist dafür entschieden zu klein.

Doch auch wenn Terroristen es schaffen, an waffentaugliches Material in ausreichender Menge zu kommen (zum Beispiel über korrupte Regime in Nachfolgestaaten der Sowjetunion), dürften ihnen die wissenschaftlichen Fähigkeiten, daraus eine funktionsfähige Bombe zu bauen, fehlen. Eine weitere Hürde: Wie soll die Bombe unauffällig an den Einsatzort transportiert werden? Zur Erinnerung: Schon die vergleichsweise kleine Hiroshima-Bombe (Sprengkraft 13 Tonnen TNT, über 200000 Todesopfer) wog über 4000 Kilogramm.

Die wahre Gefahr, die von Nuklearmaterial in Terroristenhand droht, sind so genannte „schmutzige Bomben“, die mehr oder minder stark strahlende, zumeist auch hochgiftige Substanzen enthalten. Werden normale Bomben um nuklear verseuchte Zusätze erweitert und in Ballungsgebieten gezündet, können sie verheerende Wirkung haben. Auch könnten ein paar Flaschen angereichertes Plutonium (mit dem Isotop 239Pu) das Trinkwassernetz einer Großstadt tödlich verseuchen. Solche und ähnliche „schmutzige Bomben“ sind die wahre Gefahr. Wie konkret sie bereits ist, zeigte der Atom-Gipfel von Washington – wie man ihr begegnet, deutete er leider nur unverbindlich an.     Hans-J. Mahlitz


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