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01.05.10 / Ein Schloss mit Kaufhaus-Fassade?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-10 vom 01. Mai 2010

Ein Schloss mit Kaufhaus-Fassade?
von Harald Fourier

Wird das Berliner Schloss nur halbfertig wiederaufgebaut? Berlins neues Prunkstück, aus Kostengründen nur mit kahlen Wänden und dem Charme eines Billig-Supermarkts ausgestattet – wäre das möglich?

Ein Jahr noch bis zur Grundsteinlegung – und schon heute gibt es eine Debatte über aus dem Ruder laufende Kosten. Kein Wunder: Mehrere wichtige prestigeträchtige Bauprojekte wurden in den letzten Jahren viel zu knapp kalkuliert. Denken wir nur an die Hamburger Elbphilharmonie oder den neuen Stuttgarter Bahnhof. Vielleicht auch das Berliner Schloss, das in Berlin-Mitte dort wiederaufgebaut wird, wo zwischen­zeitlich der kommunistische „Palast der Republik“  gestanden hat.

Nur 552 Millionen Euro soll der Bau, der dann Humboldtforum heißen wird, kosten. Der Architekten- und Ingenieurverein (AIV) will jetzt errechnet haben, dass die Baukosten um etwa 30 Prozent höher liegen könnten – das entspräche schlappen 160 Millionen.

Der zuständige Minister Peter Ramsauer (CSU) will davon nichts wissen. Er erklärte zudem kürzlich bei einem Besuch der Planergruppe, er stehe „voll und ganz“ hinter dem Projekt, doch dann sagte er, die Rekonstruktion der historischen Kuppel und der Innenhofportale könne späteren Generationen überlassen werden. Schon in der Vergangenheit hatte es aus seinem Ministerium geheißen, die historischen Fassaden könnten ja später als das Gebäude fertiggestellt werden. Diese historische Fassade kostet 80 Millionen Euro und soll vom Förderverein Berliner Stadtschloss bezahlt werden. Der Bund gibt keinen Cent. Sollte der Förderverein, der erst 20 Millionen gesammelt hat, das Geld nicht zusammenbekommen, dann könnte das Schloss also aussehen wie eine Fabrikhalle.

So ist der Stand der Dinge. Ramsauer hat eigentlich gar nichts Neues gesagt: Wenn kein Geld da ist, dann gibt es auch keine Barock­fassade. Trotzdem gaben sich Klaus Wowereit und Wolfgang Thierse (beide SPD) gleich empört. Zwei Linke, die einen Konservativen ausschimpfen, weil er das Schloss nicht schnell und schön genug wiederaufbaut?      Politik paradox. Kritiker sehen hier bajuwarisch-preußische Zwistigkeiten durchschimmern. Ramsauers CSU war schon über den Umzug des BND von Pullach (bei München) nach Berlin empört. Ramsauer selbst ließ sich beim Richtfest vor einigen Wochen vertreten, obwohl es eines der größten Bauprojekte seiner Amtszeit sein dürfte.

Das Schloss wird aber auf jeden Fall gebaut. Und der Förderverein hat noch etliche Zeit, das Geld aufzutreiben: Der Bau soll erst in sechs Jahren fertig sein – oder in sieben. Viel Zeit zum Sammeln und Spenden.


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