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01.05.10 / Der schöne Schein / Deutsches Historisches Museum zeigt die Staffage der Macht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-10 vom 01. Mai 2010

Der schöne Schein
Deutsches Historisches Museum zeigt die Staffage der Macht

Angesichts erdrückend scheinender Probleme steht die politische Klasse mit dem Rücken zur Wand. Doch der horrenden Staatsverschuldung etwa zum Trotz suggeriert die Wirklichkeit oft ein anderes Bild. Betrachtet man die aus den Zentren der Macht gesendeten Aufnahmen, stehen die Mächtigen dieser Republik zumeist „mit dem Rücken zur Kunst“.

Dieses Phänomen war dem in Karlsruhe lehrenden Kunstwissenschaftler Wolfgang Ullrich bereits vor einem Jahrzehnt aufgefallen. Eine Buchveröffentlichung Ullrichs unter diesem Titel (Wagenbach, 2000) legte davon Zeugnis ab. Jetzt hat diese Wahrnehmung standesgemäß Eingang gefunden in das Deutsche Historische Museum (DHM) in Berlin. Unter dem Motto „Macht zeigen – Kunst als Herrschaftsanspruch“ zeigt das DHM derzeit eine von Ullrich kuratierte Ausstellung, in der die erstaunliche Nachkriegskarriere der bildenden Kunst reflektiert wird: ihre Funktion als Statussymbol in Wirtschaft und Politik. En passant wird dabei sichtbar, dass es sich hier wieder einmal um einen deutschen Sonderweg handelt. Denn in keinem anderen Land wird Macht so oft mit moderner Kunst repräsentiert. Ein zusätzliches Alleinstellungsmerkmal ist dabei, dass sich Konzernführer und Politiker in der Regel vor leeren Wänden mit zumeist monochromen Gemälden ablichten lassen. Anders in Frankreich, dort sind offizielle Präsidentenfotos eine Inszenierung von Geschichtsbewusstsein und Nationalstolz: Etwa durch eine Bücherwand im Hintergrund mit Ausgaben französischer Klassiker nebst Nationalflagge.

In Westdeutschland dagegen war es zunächst die Wirtschaft, deren Vertreter sich programmatisch zur abstrakten Kunst bekannten, die zugleich als eine „Weltsprache“ galt. In die Arbeitszimmer der Politik zog die Kunst ostentativ erst Jahrzehnte später ein. Mit dem Regierungsumzug nach Berlin wurde vor allem die Wand hinter dem Kanzlerschreibtisch zu einer Fläche, die sich zu symbolischer Aufladung eignet. Im Fall des „Medienkanzlers“ Gerhard Schröder drückte sich das in dem zerrupften, abwärts stürzenden Adler von Georg Baselitz aus.        Peter Westphal

„Macht zeigen – Kunst als Herrschaftsstrategie“, Deutsches Historisches Museum (DHM) Berlin, Pei-Bau (Untergeschoss), Unter den Linden 2 / Hinter dem Gießhaus 3, 10117 Berlin, bis          13. Juni 2010, täglich 10-18 Uhr


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