25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
01.05.10 / Streit um den Mekong / Anrainer wehren sich gegen Chinas Staudammprojekte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-10 vom 01. Mai 2010

Streit um den Mekong
Anrainer wehren sich gegen Chinas Staudammprojekte

Der laotische Fischer Phimmalalong breitet regelmäßig seine magere Tagesausbeute auf einer Sandbank aus. Gerade zehn Kilo waren es 2009, jetzt zieht er allenfalls noch die Hälfte davon an Land. Schuld daran ist der seit 50 Jahren niedrigste Wasserstand des Mekong. Und schuld daran sind wiederum – so meinen er und die Politiker des Landes – die Chinesen mit ihren Staudammprojekten am Oberlauf des mächtigen Flusses. 

Fischer Phimmalalong ist nicht der einzig Betroffene: Denn mehr als 60 Millionen Menschen leben von diesem asiatischen Strom, der als Lebensader des kontinentalen Südostasien gilt. Denn er wird von sechs Staaten in diesem Teil Asiens genutzt:  China, Myanmar, Thailand, Kambodscha, Laos und Vietnam, wobei etwa die Hälfte seines Laufs auf chinesischem Gebiet liegt. Der gesamte Einzugsbereich des Stromes beträgt 800000 Quadratkilometer, der Höhenunterschied vom Quellgebiet bis zum Gelben Meer 5200 Meter, die Länge 4350 bis 4909 Kilometer (die Quelle ist bis heute strittig). Er ist zudem mit 1200 Fischarten einer der artenreichsten Flüsse auf dem Globus. Fischerei, Fischzucht und Forstwirtschaft an seinen Ufern beschäftigen etwa 85 Prozent der Menschen der Mekongebene. Die Landwirtschaft produziert dank des Flusses Reis für den Bedarf von 300 Millionen. Ab Luang Prabang in Laos ist der Fluss schiffbar und wird so zu einer Hauptverkehrsader für Waren und Personen.

Unter den längsten Wasserläufen der Erde liegt er auf Platz zehn, in China ist nur der Jangtse mit 6380 Kilometers länger. Und der ist ein warnendes Beispiel, was extreme Nutzung und eine wachsende Bevölkerung anrichten können. Es wird befürchtet, dass der extrem verschmutzte Jangtse demnächst völlig umkippen könnte.

Die Sorge der Menschen am Mekong ist inzwischen zentrales Thema der Politik. China wird offen attackiert und zu einem sorgfältigeren Umgang mit dem Lebenselement aufgefordert. Streitpunkt der Diskussion, die im April zu einer Konferenz der Führer der „Mekong River Commission“ in Thailand führte, ist das Projekt der Volksrepublik, in der Provinz Yunnan eine Kaskade von acht Talsperren auf einer Gesamtlänge von 800 Kilometern zu errichten – mithin den anderen Nationen nach Gutdünken den Wasserhahn abdrehen zu können. Schwerwiegende Folgen für den Unterlauf, wie etwa das Ausbleiben der für die Fruchtbarkeit des Landes wichtigen saisonalen Überschwemmungen, werden befürchtet. Ergebnis der Kommission, der Peking nicht angehört, ist eine Absichtserklärung über mehr Kooperation.

Die Regierung in Peking indes bestreitet, dass ihre Projekte an der gegenwärtigen Wasserknappheit schuld sind, und verweist auf die extreme Dürre in der Provinz Yunnan, die bereits für 24 Millionen Menschen zu Trinkwasserproblemen geführt habe. Die meisten chinesischen Flüsse führen wegen der Dürre derzeit nur 40 Prozent ihrer normalen Wassermenge, 200 sind komplett ausgetrocknet. Da der Mekong im schmelzwasserreichen Hochland von Tibet entspringt, trifft ihn diese Situation nicht so hart. Es liegt für die Beobachter am Unterlauf des Flusses deshalb auf der Hand, dass China trotz aller Beteuerungen verantwortlich ist. Joachim Feyerabend


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren