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01.05.10 / »Königlicher Kaufmann« / Adolph Woermann war der größte Privatreeder seiner Zeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-10 vom 01. Mai 2010

»Königlicher Kaufmann«
Adolph Woermann war der größte Privatreeder seiner Zeit

Das größte Bismarck-Denkmal steht in Hamburg. Dennoch war das Verhältnis zwischen dem ostelbischen Preußen und den Hanseaten beziehungsweise deren kaufmännisch geprägter Führungsschicht nicht ungetrübt. Der Eiserne Kanzler wünschte eine starke Zentralgewalt in Berlin; die Führung des Bundesstaates Hamburg hingegen wollte möglichst viele Rechte aus der Zeit des Deutschen Bundes wahren. Der konservative preußische Ministerpräsident wünschte einen starken, paternalistischen Staat; die liberalen hanseatischen Kaufleute hingegen zogen einen so genannten Nachtwächterstaat vor, der sich nicht in ihre Geschäfte einmischte.

Eine namhafte Ausnahme in der hanseatischen Kaufmannsphalanx stellte der „königliche Kaufmann“ Adolph Woermann dar. Er versuchte, sich die Protektion des Staates für seine Geschäfte zunutze zu machen, und wurde damit zum natürlichen Verbündeten Bismarcks.

Während dessen Kanzlerschaft, im Jahre 1880, übernahm der am 10. Dezember 1847 in Hamburg geborene Adolph Woermann das Kaufmanns- und Reederunternehmen C. Woermann seines in jenem Jahr verstorbenen Vaters. Drei Jahre später verfasste er eine Denkschrift, in der er vom Reich eine aktive Kolonialpolitik forderte. Er setzte durch, dass sich die Handelskammer seiner Vaterstadt diese Position zueigen machte und bearbeitete Bismarck in diesem Sinne auch in einem persönlichen Gespräch. Dass Deutschland 1884 Kolonialmacht wurde, ist nicht zuletzt auch sein Werk. Er engangierte sich mit seinem Unternehmen in Kamerun, das 1884 unter den Schutz des Reiches gestellt wurde. An der Berliner Kongokonferenz von 1884/85 nahm er als Sachverständiger teil.

1885 gliedert er die Schiffe seines Unternehmens in die „Afrikanische Dampfschiffs-Aktiengesellschaft“ aus, die sogenannte „Woermann-Linie“. 1890 gründet er mit anderen Hamburger Kaufleuten und mehreren deutschen Banken die „Deutsche Ost-Afrika-Linie“. Sie ließ sich vom Staat mit jährlich 900000 Mark den Betrieb einer Dampfschifffahrtslinie nach Ostafrika subventionieren. Woermann stellte zwar nur zweieinhalb Prozent des Gründungskapitals, wurde aber aufgrund seiner Erfahrungen im Afrikageschäft Aufsichtsratsvorsitzender.

Woermanns Neigung, mit dem Staat oder dessen Hilfe Geschäfte zu machen, kostete den „königlichen Kaufmann“ schließlich beinahe seinen guten Ruf. So wurde ihm vorgeworfen, das Monopol seiner Woermann-Linie auf der Strecke nach Südwestafrika während des Herero-Aufstandes von 1904 schamlos ausgenutzt zu haben. In Wirklichkeit hatte Woermann beim Militärtransport Verluste geschrieben, beim preußischen König und Deutschen Kaiser fiel er wegen des Verdachts dennoch in Ungnade.

1910 zog sich Woermann aus dem aktiven Geschäft auf seinen Landsitz Grönwohld bei Trittau zurück. Dort starb er am 4. Mai 1911.        Manuel Ruoff


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