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08.05.10 / Ehrgeiziges Ziel / Merkel: Bis 2020 eine Million Elektroautos

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-10 vom 08. Mai 2010

Ehrgeiziges Ziel
Merkel: Bis 2020 eine Million Elektroautos

Geplant war es so natürlich nicht. Aber ein wenig wirkte es doch wie der sprichwörtliche Wink des Schick-sals, dass Angela Merkels Elektroauto-Gipfel zeitlich zusammenfiel mit der drohenden Ölkatastrophe vor der US-amerikanischen Küste. Das keineswegs unrealistische Horror­szenarium erinnerte auf drastische Weise daran, dass die Verbrennung von Petroleumprodukten die mit Abstand umweltschädlichste und unfallträchtigste Form großindustrieller Energie­gewinnung ist.

Die Botschaft, die inzwischen auch in Berlin angekommen ist, lautet: Raus aus der totalen Abhängigkeit vom Erdöl. Eine mögliche Alternative auf dem Weg dahin ist das Elektroauto – sofern seine Batterien nicht gerade mit Strom aus ölbefeuerten Kraftwerken geladen werden.

Immerhin haben sich Politik und Industrie, moderiert von der Kanzlerin höchstpersönlich, auf ein ehrgeiziges Ziel verständigt: Bis 2020 sollen eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen rollen. Ob das realistisch ist, wird nicht nur von jenen angezweifelt, die grundsätzlich alles bestreiten außer den eigenen Lebensunterhalt. So hält die weltweit führende Unternehmensberatung McKinsey allenfalls 600000 E-Mobile für erreichbar. Noch skeptischer ist der ADAC – die Autofahrerlobbyisten nahmen an dem Gipfel gar nicht erst teil.

Noch bremst ein ganzes Bündel aus Widerständen das Elektroauto aus: Die Batterien sind noch zu schwer, ihre Aufladung dauert zu lange, die Reichweite ist allenfalls kurzstrecken-tauglich, die Fahrzeuge sind nahezu doppelt so teuer wie vergleichbare mit herkömmlichem Antrieb, und woher der benötigte Strom kommen soll, ist völlig schleierhaft, zumal in einem Land, das seine sicheren, sauberen und kostengünstigen Kernkraftwerke abschalten will.

Dennoch war der Berliner Elektroauto-Gipfel mehr als nur „Außer Spesen nichts gewesen“. Zumindest wurde der wichtige erste Schritt getan, Politik und Industrie ziehen an einem Strang. Und in dem Land, dessen Ingenieure sich vor 125 Jahre anschick­ten, das Automobil zu erfinden, sollte man große Ziele auch erreichen können, wenn nicht 2020, dann eben etwas später.        H.J.M.


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