28.03.2024

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08.05.10 / Ratings auf Wunsch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-10 vom 08. Mai 2010

Ratings auf Wunsch
von Hans Heckel

Die Herabsetzung der Bonitätsnoten für Griechenland, Portugal und Spanien hat die führenden „Rating-Agenturen“ der Welt erneut ins Kreuzfeuer gebracht. Immer lauter wird die Forderung, Wohl und Wehe europäischer Staaten könne nicht in den Händen dreier US-Firmen bleiben, die den Daumen nach Gutdünken heben oder senken können.

Dabei wird immer wieder der Vorwurf laut, die Agenturen verfolgten dabei auch die geopolitischen Interessen der USA. Und Washington habe eben kein Interesse an einer stabilen Eurozone.

Der Gedanke, den US-Agenturen eine europäische Einrichtung entgegenzusetzen, klingt daher verlockend. Doch selbst wenn sich eine solche europäische Rating-Agentur etablieren sollte, wird es Jahre dauern, bis sie am Kapitalmarkt die gleiche Macht entfalten kann wie die transatlantische Konkurrenz. Von einem Erfolg kann erst gesprochen werden, wenn sich die Märkte die Bewertungen jener Einrichtung zu eigen machen.

Zu befürchten ist indes, dass eine solche EU-Agentur auch nicht frei ist von politischer Einflussnahme. Selbst die hochgeachtete Europäische Zentralbank (EZB) hat sich durch ihren Chef Jean-Claude Trichet an den Schönfärbereien zum Zustand Griechenlands beteiligt, von anderen europäischen Institutionen ganz zu schweigen.

Eine europäische Rating-Agentur aber, deren Bewertungen „vom Geiste der europäischen Solidarität“ getragen wären und die daher Wunsch-Ratings ablieferte, würde vom Markt nicht ernst genommen. Ihre Arbeit würde verpuffen.


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