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08.05.10 / Einen eigenen, echten Vatertag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-10 vom 08. Mai 2010

Einen eigenen, echten Vatertag
von Hinrich E. Bues

In diesem Jahr liegen der Muttertag (9. Mai) und der sogenannte Vatertag (13. Mai) kalendarisch eng beieinander. Eigentlich ein schönes Zeichen, die Mütter und Väter unseres Landes fast gleichzeitig zu ehren, denn sie tragen ja auch gemeinsam die schöne und schwere Aufgabe, Kinder in unsere Welt zu setzen und in der Familie großzuziehen.

Während der Muttertag, der seinen Ursprung in der englischen und amerikanischen Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts hat und in der westlichen Welt auf den zweiten Sonntag im Mai fällt, ist dies mit dem Vatertag anders. In Frankreich und anderen katholischen Ländern werden die Väter am 19. März, dem Festtag des heiligen Josefs, des Stiefvaters Jesu, geehrt. In den USA führte Präsident Nixon 1974 einen eigenen Feiertag für die Väter ein, der auf den dritten Sonntag im Juni fällt.

In Deutschland hat dieser Tag eine merkwürdige Zwitterstellung. Eigentlich ist dieser Tag arbeitsfrei, weil das Fest Christi Himmelfahrt gefeiert wird. Mit einer Vaterschaft hat dieser Tag nur indirekt zu tun, weil die Christenheit sich an die Rückkehr Jesu Christi zum himmlischen Vater erinnert. Nach christlichem Glauben nahm Jesus an der „rechten Seite des Vaters“, an der Herrscherposition Platz, wie es auch im Apostolischen Glaubensbekenntnis heißt.

Dieser Zusammenhang ist freilich denjenigen nicht im entferntesten bewusst, die an diesem Tag in die Natur losziehen und die Jüngeren in die Sitten und Unsitten einer angeblichen Männlichkeit einweihen wollen. Diejenigen, die an diesem Tag einen Familienausflug machen, sehen grölende, halbnackte Männer, die von Gaststätte zu Gaststätte touren. Sie führen oft einen Handwagen, Bollerwagen oder Schubkarren mit sich, um die Getränke besser transportieren zu können. Auch Fahrräder mit Anhänger, Kremserwagen oder Kutschen, ältere Traktoren mit Hänger sind gerne genutzte Utensilien zum Alkohol- und Personentransport. Insbesondere größere Fahrzeuge sind dann praktisch, wenn viele dieser Männer am Nachmittag wegen des erhöhten Alkoholkonsums nicht mehr gehfähig sind. Schlägereien gehören übrigens zu diesen Männlichkeitsritualen ebenso wie durch Alkohol bedingte Verkehrsunfälle, die an Christi Himmelfahrt auf das Dreifache des Durchschnitts der sonstigen Tage ansteigen, wie das Statistische Bundesamt vermeldete.

Das sind freilich alles keine Nachrichten, die zum Fest Christi Himmelfahrt oder zur wichtigen Aufgabe der Väter in unserem Land passen. Daher wird es endlich Zeit, einen richtigen Vatertag einzuführen. Denn Väter sind für die Zukunft unseres Landes, für die Familien mindestens ebenso wichtig wie die Mütter.


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