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08.05.10 / König Schwedens dank russischer Zarin / Vor 300 Jahren kam Friedrich des Großen Schwager Adolf Friedrich in Gottorf zur Welt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-10 vom 08. Mai 2010

König Schwedens dank russischer Zarin
Vor 300 Jahren kam Friedrich des Großen Schwager Adolf Friedrich in Gottorf zur Welt

Der zweite Sohn des Herzogs Christian August von Schleswig-Holstein-Gottorf und dessen Gemahlin Albertine von Baden-Durlach, der am 14. Mai 1710 geboren wurde, war mit dem schwedischen Königshaus durch seinen Onkel, Friedrich IV. (1671–1702) verbunden, der ein Schwager des ab 1697 regierenden schwedischen Königs Karl XII. (1682–1718) war. Trotz dieser Verwandtschaft wäre er wahrscheinlich nie in die Geschichtsbücher eingetragen worden, wenn er nicht das Glück gehabt hätte, dass ihn die Zarin Elisabeth (1709–1762) den Schweden nach dem Russisch-Schwedischen Krieg der Jahre 1741 bis 1743 im Frieden von Äbo als Kronprinz aufdrückte.

Elisabeth hatte an den Gottorfern einen Narren gefressen, denn Adolf Friedrichs älterer Bruder Karl August von Schleswig-Holstein-Gottorf (1706–1727) war nicht nur ihr Verlobter, sondern auch ihre große Liebe gewesen. Leider blieb die Liebe insoweit unerfüllt, als er vor der Hochzeit starb. Elisabeth hat dann nicht mehr geheiratet, was sie aber nicht daran hinderte, mehrere Liebhaber zu haben.

Ihre Zuneigung zu den Gottorfern veranlasste die Zarin, auch einen zweiten Abkömmling aus diesem Hause an sich zu ziehen, nämlich Karl Peter Ulrich (1728–1762) aus der Ehe ihrer Schwester Anna Petrowna (1708–1728) mit Karl Friedrich von Schleswig-Holstein-Gottorf (1700–1739). Unmittelbar nach der Geburt von Karl Peter Ulrich war Anna Petrowna gestorben, und die Zarin holte ihren Neffen nach St. Petersburg und ernannte ihn am 18. November 1742 zu ihrem Nachfolger. Als Peter III. bestieg er 1762 den russischen Thron und schied noch im selben Jahr mit der Unterzeichnung des russisch-preußischen Sonderfriedens von Sankt Petersburg aus dem Siebenjährigen Krieg (1756–1763) aus. Er begründete die Linie Romanow-Holstein-Gottorp, die bis 1917 in Russland herrschte.

Doch zurück zu Adolf Friedrich: Er wurde am 31. Juli 1743 zum Nachfolger des schwedischen Königs gewählt. Friedrich der Große (1712–1786) richtete sein Auge auf den Herrscher des wichtigen Nachbarn und arrangierte eine Ehe mit seiner Schwester Ulrike (1720–1782). Die Heirat wurde in zwei Etappen vollzogen: Am 17. Juli 1744 durch Proklamation in Berlin ohne den Bräutigam und am 29. August persönlich auf Schloss Drottningholm bei Stock­holm. Am 24. Januar 1746 kam als erster Sohn des Ehepaares Gustav zur Welt, der 1771 als Gustav III. seinem Vater auf dem schwedischen Thron folgte.

Nachdem Adolf Friedrich am 26. November 1751 König geworden war, überließ er, selber ohne eigenen Ehrgeiz, seiner preußischen Frau die politische Initiative. Sie versuchte, eine Art Hofpartei zu etablieren, welche die Macht ihres Gatten erweitern sollte. Ein dazu vorbereiteter Staatsstreich am 21./22. Juni 1756 wurde verraten, ein Teil der Hofpartei hingerichtet und Ulrike vom Parlament ernsthaft abgemahnt. Fried­rich der Große hatte die Pläne – soweit er davon Kenntnis erhalten hatte – nicht gutgeheißen.

Der Eintritt Schwedens in den Siebenjährigen Krieg im Jahre 1757 wird gelegentlich eher als Affront gegen Ulrike, die wegen der zeitweilig verschwundenen Kronjuwelen sowieso unbeliebt geworden war, denn als Angriff gegen Friedrich dargestellt. Immerhin versprach sich das Parlament in Stockholm die Rückgewinnung der nach dem Großen Nordischen Krieg (1700–1721) an Preußen abgetretenen Gebiete um Stettin.

Adolf Friedrich blieb ohne größeren Einfluss, wäre aber sicherlich bei den schwedischen Ständen und der Bevölkerung positiver angekommen, wenn er im Windschatten der Russen den angestrebten Landgewinn in Vorpommern realisiert hätte. Aber aufgrund des Sieges des Preußenkönigs wurde nichts draus.

Wenn er auch den schwedischen Landhunger nicht befriedigen konnte, so doch seinen eigenen nach Leckereien. Am 12. Februar 1771 nahm er ein opulentes Mahl zu sich, das es in sich hatte. Nachdem er Hummer, Kaviar, Sauerkraut, geräucherte Heringe und Champagner zu sich genommen hatte, aß er zur Nachspeise 14 Portionen seines Lieblingsgerichts, in einem Topf heißer Milch eingelegte, mit Mandelmasse und Sahne gefüllte Semla (Heißwecken). Anschließend erlag er einem Schlaganfall. Was für ein Tod?!    Jürgen Ziechmann


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