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08.05.10 / Wallanders allerletzter Fall / Henning Mankell lässt seinen Ermittler ein letztes Mal ermitteln

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-10 vom 08. Mai 2010

Wallanders allerletzter Fall
Henning Mankell lässt seinen Ermittler ein letztes Mal ermitteln

Zehn Jahre ist es her, dass Krimiautor Henning Mankell in einem Akt schriftstelle-rischer Grausamkeit einen Schlussstrich zog und seinen melancholischen Ermittler Kurt Wallander seinem Schicksal überließ. Dennoch hofften Krimifans in aller Welt auf ein Comeback des schwedischen Kriminalkommissars. Jetzt ist es tatsächlich soweit: Kurt Wallander ist zurück. „Es hat lange gedauert“, sagt Tatjana Michaelis, Mankells Lektorin in Deutschland, „bis er dem Drängen seiner Leser nachgegeben hat.“ Dass Wallander noch einmal die Bühne von Recht und Unrecht betritt, verdankt er aber in erster Linie der Unzufriedenheit seines Autors. Ihm sei eines Tages aufgefallen, sagt Mankell gegenüber der Presse, dass er keine Geschichte über Wallander selbst geschrieben habe. „Wer ist dieser Mann eigentlich? Auf diese Frage gab es für mich keine befriedigende Antwort. Also beschloss ich, doch noch ein Buch zu schreiben.“

„Der Feind im Schatten“ beginnt mit einer brisanten politischen Affäre: Im Oktober 1982 geht bei der Marine in Stockholm ein Alarmruf ein. Die Küstenwache hat unbekannte U-Boote in schwedischen Hoheitsgewässern gesichtet. Korvettenkapitän Håkan von Enke ist überzeugt, dass russische Schiffe die militärische Sperrzone durchbrochen haben. Als führender Offizier der schwedischen Seeverteidigung beschließt er, die fremden U-Boote mit Unterwasserbomben an die Oberfläche zu zwingen. Doch vier Minuten vor dem Einsatz erhält er von oberster Stelle den Befehl, das Manöver abzubrechen. Von Enke wittert eine politische Verschwörung und beginnt auf eigene Faust zu recherchieren. Jahre später glaubt er seinen Verdacht auf Spionage und Landesverrat bestätigt. Doch bevor er mit seinen Beweisen an die Öffentlichkeit gehen kann, ist er plötzlich verschwunden. Louise von Enke, seine Frau, bittet Kommissar Wallander verzweifelt um Hilfe.

„Wallander und ich sind ein Jahrgang“, erzählt Henning Mankell in einem Presseinterview. „Wenn ich also etwas über seine Persönlichkeit schreiben wollte, musste ich ein Thema finden, das zugleich die Ära umreisst, die uns geprägt hat. Für unsere Generation ist diese Zeit vom Kalten Krieg bestimmt.“ Und so taucht Wallander in seinem letzten Fall tief ein in Schwedens Nachkriegsgeschichte. Dass dabei auch wenig ruhmvolle Aspekte der Vergangenheit hochgespült werden, ist ganz im Sinne des Autors: „Ich wollte daran erinnern, dass Schweden eng verbunden ist mit dem, was in Deutschland vor sich ging.“ Alice Werner

Henning Mankell: „Der Feind im Schatten“, Paul Zsolnay, Wien 2010, geb., 592 Seiten, 26 Euro


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