19.04.2024

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15.05.10 / Ein teurer Park / Neunutzung von Tempelhof kostet jährlich Millionen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-10 vom 15. Mai 2010

Ein teurer Park
Neunutzung von Tempelhof kostet jährlich Millionen

Tempelhof – der Name prägte einst Luftfahrtgeschichte – steht seit dem Wochen­ende nicht mehr für den 2008 geschlossenen Flughafen, sondern für den größten innerstädtischen Freiraum Europas. Am Sonnabend weihte Berlins Stadtentwicklungs-Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) das nun offiziell „Tempelhofer Park“ genannte Areal ein. Sie verschaffte damit Berlinern „zum ersten Mal seit 100 Jahren“ wieder Zugang zum einstigen Flughafen, wie sie sagt, doch der Zaun bleibt.

Überschattet wurde die Zeremonie von Protesten der Flughafen-Erhaltungswilligen. Auch linke Gruppen protestierten, teils gewaltsam. Die Gegner monieren: Ein neuer Name allein macht noch kein Konzept für eine sinnvolle Nutzung des Gebiets. Ein erbitterter Kampf um den Erhalt der Flug-Nutzung hat dazu geführt, dass zumindest die Abfertigungsgebäude erhalten bleiben. Auch die dank Flughafen frei gebliebene Fläche des rund 380 Hektar großen Feldes, wie das Gebiet zwischen Volkspark Hasenheide und der Ringbahn genannt wird, soll nicht bebaut werden – eine freie stadtplanerische Neunutzung entfällt damit weitgehend. Dafür steht schon das Motto des zweitägigen Eröffnungsfests: „Bewegungsfreiheit“. Davon gab es reichlich.

Der Volksfestbetrieb mit Ständen machte auf dem riesigen Gelände einen verlorenen Eindruck. Laut Senatorin gehe es zuerst um die Parkidee, von der allerdings wenig zu sehen ist: Die Grün Berlin GmbH soll den neuen „Park“ bewirtschaften. Sie ist eine Service­gesellschaft des Landes und braucht laut Senat 4,7 Millionen Euro pro Jahr für den „Park“. Für Infrastruktur wie Toiletten, Papierkörbe, Eingänge und einen Aussichtsturm sowie den Rück­bau der Fluganlagen sind nochmals 800000 Euro fällig. Hundeauslaufgebiete, Grillzonen und Radwege sollen Erholung bieten, doch linken Kritikern missfällt der halb private Charakter. Rund 250 wollten lautstark die Eröffnung verhindern, die Polizei sperrte die Zugänge – auch andere Besuchswillige blieben dabei verärgert draußen. Das bürgerliche Aktionsbündnis B-4-Tempelhof kämpft dagegen für den Erhalt der Fluganlagen. Ein Volksbegehren soll entscheiden, denn bis zur Schließung habe der Flughafen Gewinne eingefahren, die nur durch die Schließungskosten in Ausgaben für den Senat umbilanziert worden seien, so der Tenor der Flug-Befürworter – jetzt koste das Gelände auf jeden Fall und jedes Jahr Steuermillionen. SV


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