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15.05.10 / Denk mal an Mitte / Berlins Zentrum soll eine Gedenkstätte für deutsche Opfer bekommen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-10 vom 15. Mai 2010

Denk mal an Mitte
Berlins Zentrum soll eine Gedenkstätte für deutsche Opfer bekommen

In Berlin Mitte steht in diesen Tagen das Gedenken hoch im Kurs: Die Einweihung der neuen „Topographie des Terrors“, musealer Ort der Betrachtung von nationalsozialistischen Tätern, und die offizielle Feier des fünften Jahrestages der Errichtung des Holocaust-Mahnmals, Ort des Opfer-Gedenkens, zeugen von der neuen Denkmalkultur.

Diese weckt Begehrlichkeiten, denn sie ist ein politisch geförderter Großbetrieb. Zeitlich gut darauf abgestimmt und von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ medial begleitet, unterbreitet der ukrainische Künstler Wlad Griss Bundeskanzlerin Merkel per Brief den Vorschlag für ein weiteres Denkmal im Herzen der Stadt. „Triumph des Willens“ soll es provozierend in Anlehnung an einen NS-Propagandafilm heißen.

Ein durch Hakenkreuzstandarte und Pfeil überkreuz durchbohrter Kopf soll direkt vor dem Brandenburger Tor an die Leiden der Deutschen erinnern. Der in seiner Heimat auch wegen dieses bereits ausgestellten Entwurfs nicht unumstrittene Künstler bezieht sich in einem Brief an Merkel ausdrücklich auf das Stelenfeld und das 2008 ebenfalls eingeweihte Denkmal in Form eines Betonquaders für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen, aber auch auf die noch im Entstehen begriffene Gedenkstätte für ermordete Sinti und Roma.

Unabhängig vom Künstlerischen wirft Griss mit dem frech sich selbst vermarktenden Vorstoß Fragen an die Politik auf: Wie viel Denkmal verträgt Berlin? Darf es auch eines für die Mehrheit der Deutschen sein? – die deutsche Mehrheitsgesellschaft, die Griss auch in Worten ausdrücklich als verführte Opfer beschreibt? Der 1960 in eine ukrainische Künstlerfamilie Hineingeborene wirft damit zugleich die dritte und entscheidende Frage auf – die nach dem offiziellen deutschen Geschichtsbild. In der Ukraine und Osteuropa ist dies inzwischen vielschichtiger als in Deutschland selbst: Er will keine „Entschuldigung des Nazismus“, sondern zeigen, „dass alle Leute, alle Völker und Staaten Marionetten in Händen der Politiker und Feldherren werden können, die nicht immer ehrlich im eigenen Spiel sind“.

Wie viel das bronzene und an Anspielungen reiche Werk kosten soll, darüber schweigt Griss. Als Sponsor wünscht er sich Thyssen-Krupp, denn das Denkmal soll „aus dem gleichen Stahl gefertigt sein wie im Zweiten Weltkrieg die Kanonen“. SV


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