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15.05.10 / Gute Deutsche / Eine BBC-Umfrage erzeugt Selbstzweifel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-10 vom 15. Mai 2010

Gute Deutsche
Eine BBC-Umfrage erzeugt Selbstzweifel

Es sind vor allem althergebrachte Primärtugenden, die man den Deutschen immer noch zuschreibt oder jedenfalls zutraut: Verlässlichkeit, Pünktlichkeit, Genauigkeit und altmodischer Anstand. Egal, ob es wirklich so ist, Deutsche werden mit Gemütlichkeit, Kultur und Selbstzweifeln verbunden. Dies fand eine BBC-Studie unter 30000 Hörern in 28 Ländern Mitte April heraus.

Schon zum zweiten Mal schafften es damit die Deutschen auf Platz 1 (59 Prozent) der Rangliste der beliebtesten Länder, deutlich vor Japan (53), England (52) und Kanada (49). Nur 14 Prozent der befragten BBC-Hörer äußerten sich negativ über die Deutschen. Weit unbeliebter sind da die US-Amerikaner (34 Prozent).

Auf das internationale Lob reagierten die Menschen hierzulande allerdings mit vielen Fragezeichen. Sieht man denn im Ausland nicht, dass die „deutschen Tugenden“ von immer weniger Deutschen gelebt werden? Oder sind wir gar deshalb so beliebt, weil wir so spendable Zahlmeister sind? Kaufen wir uns die „ehrliche“ Zuneigung der Völker dieser Welt?

So verwirrend diese Fragen klingen mögen. Psychologen meinen, dass gerade der selbstzweifelnde Wesenszug die Deutschen so attraktiv macht. Einfacher gesagt: Bescheidenen Menschen fliegen halt die Herzen schneller zu als den Aufschneidern. So wird auch der Abstand zu den US-Amerikanern erklärbar. Wenn einem Volk nationaler Chauvi-nismus, Missionarstum oder gar militärisches Hegemonialstreben so fern liegt wie gegenwärtig den Deutschen, dann ist Attraktivität eine fast logische Folge. Wer sich nicht aufdrängt, um bewundert zu werden, wird bewundert.

In diese leicht paradoxe Rich-tung muss wohl gehen, wer die Reaktionen auf die BBC-Studie 2010 verstehen will. So hält man dem als Weltkriegszündler verschrieenen Deutschland und geläuterten Wirtschaftsriesen heute pazifistische Manieren zugute. Macht, die ohne Waffen und Hegemonialgesten auskommt, wirkt erträglicher. Auch auf Kanada würde diese Beschreibung passen; den Briten gewährt man anscheinend den Sympathiebonus der mit Selbstironie und Humor begabten alten Kolonialmacht. HEB


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