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15.05.10 / Verdi-Tradition wird fortgesetzt / Auf den Schlossfestspielen Schwerin wird in dieser Saison »Die Macht des Schicksals« aufgeführt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-10 vom 15. Mai 2010

Verdi-Tradition wird fortgesetzt
Auf den Schlossfestspielen Schwerin wird in dieser Saison »Die Macht des Schicksals« aufgeführt

Mit dem Sommer kommt für Musikfreunde auch die fünfte Jahreszeit. Unter den Festivals und Festspielen in Norddeutschland haben sich die Schlossfestspiele Schwerin einen festen Platz erobert.

Im vergangenen Sommer, dem Jahr der Bundesgartenschau in Schwerin, kamen 60000 Besucher zu den Schlossfestspielen und bestätigten damit den anhaltenden Erfolg der Aufführungen unterm Sternenhimmel. Wegen Renovierungsarbeiten im Hauptgebäude des Mecklenburgischen Staatstheaters gab es 2009 zum ersten Mal zwei Inszenierungen in Folge auf dem Alten Garten mit seiner unübertroffenen Kulisse aus Staatstheater, Staatlichem Museum und Schweriner Schloss: Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ und das Musical „Sorbas“ mit dem hervorragenden Gojko Mitic in der Titelrolle.

Die Anschluss-Inszenierung ist eine Ausnahme geblieben. Auch kehren die Schlossfestspiele 2010 zu ihrer erfolgreichen Verdi-Tradition zurück. Vom „Troubadour“ bis „La Traviata“ waren bereits viele bekannte Verdi-Opern zu hören. 2010 steht nun „Die Macht des Schicksals (La forza del destino)“ auf dem Programm.

Mehr unglückliche Zufälle als im Verlauf dieser Oper kann es kaum geben. Gleich zu Beginn der Geschichte löst sich aus einer Pistole, die als Zeichen friedlicher Absicht zu Boden geworfen wurde, ein Schuss und trifft tödlich. Es stirbt der Vater Leonoras, die sich daraufhin mit ihrem Geliebten Alvaro auf die Flucht begeben muss. In der Aufregung verliert sich das Paar und begegnet einander nach vielen abenteuerlichen Begebenheiten erst Jahre später wieder. Doch schon stellt das Schicksal erneut seine Weichen.

„Die Macht des Schicksals“ ist wohl Giuseppe Verdis melodienreichste Oper. Zu ihrer Erfolgsgeschichte gehören auch die vielen prachtvollen und farbenreichen Chorszenen. In der konsequenten Gestaltung schicksalhafter Zufälle lag für Verdi eine große Faszination und Inspiration: Wie ein Leitfaden zieht sich das „Schicksalsmotiv“ von der Ouvertüre durch die gesamte Oper.

Musikalisch stellt das Werk eine deutliche Weiterentwicklung dar im Vergleich zu der zehn Jahre zuvor entstandenen sogenannten Erfolgstrias mit „Rigoletto“, „Il Trovatore“ und „La Traviata“. Die Orchesterpartitur ist wesentlich subtiler und anspruchsvoller geworden, die Behandlung der Gesangsstimmen hat an Expressivität gewonnen. Die Aufführung 2010 liegt in bewährten Händen. Die musikalische Leitung hat Generalmusikdirektor Matthias Foremny, der dem Festspielpublikum seit 2004 bekannt ist. Neben vertrauten Namen hat er auf die Liste der Gesangssolisten auch dieses Jahr wieder eine Reihe neuer gesetzt. So wird die Partie der Leonora abwechselnd gesungen von Capucine Chiaudani, die zum ersten Mal zu Gast bei den Schlossfestspielen ist, und Adva Tas, die dem Festspielpublikum noch in Erinnerung ist als Leonore im „Troubadour“ (2007) und Violetta in „La Traviata“ (2006). Alvaro wird gesungen von Daniel Magdal, auch er schon vielfach Gast bei den Schlossfestspielen, und Eduardo Aladrén sowie von   Mario Zhang.

Regie führt der Verdi-Kenner Peter Lotschak. Auch er kein Unbekannter: Bereits 2006 und 2007 inszenierte er „La Traviata“ und „Der Troubadour“. Mit den Örtlichkeiten bestens vertraut ist auch Lutz Kreisel, der in dieser Spielzeit zum zehnten Mal die Bühnen-Gestaltung der Schlossfestspiele übernimmt.

„Die Macht des Schicksals“ ist ein monumentales Stück. Um dafür einen adäquaten Raum zu schaffen, wird die Sichtachse für das Publikum diesen Sommer wieder vom Schloss weg zum Staatlichen Museum mit der großen Freitreppe gedreht und zur Landschaft mit dem See. Für den Bühnenbildner bedeutet der ständige Wechsel der Situationen und Schauplätze eine ganz besondere Herausforderung. Lutz Kreisel hat daher den szenischen Raum so variabel gestaltet, dass er ein hohes Maß an Spielmöglichkeiten bietet.

„Bei unseren Stücken auf dem Alten Garten müssen wir meistens simultan spielen, das bedeutet, dass es keine großen Umbauten gibt, sondern dass alle Spielorte gleichzeitig präsent sind. Dafür ist diese Oper besonders gut geeignet, da die verschiedenen Welten, die in dem Werk aufeinander prallen, hier auch szenisch nebeneinander existieren“, erklärt Kreisel. In seiner Interpretation steht die vorhandene Architektur für die festgefügte Ordnung, von der die Welt des ersten Teils der Oper geprägt ist. Liebe, Leidenschaft und Hass leben sich dort aus.

Im Gegensatz dazu zeigt die dem See zugewandte Bühnenseite ein großes Schlachtfeld, das für die Lust am Vernichten und für das Leid durch den Krieg steht. Zwischen diesen beiden Welten symbolisiert die große Treppe das Kloster und seine Welt, der im Stück als Hort des Rückzugs und der Ruhe eine wichtige Rolle zukommt.

Diese Welten werden zusammengehalten durch ein großes Kreuz, das in der christlichen Tradition für Tod und Erlösung, aber auch für Liebe steht. Im Laufe des Stücks überwuchert die Welt des Schlachtfelds durch die Macht des Schicksals den gesamten szenischen Raum. Auf die Premiere am 25. Juni 2010 darf man gespannt sein. Weitere Vorstellungen gibt es vom 26. Juni bis 1. August jeweils donnerstags bis sonntags um 21 Uhr. Als Höhepunkt von Schwerins 850-Jahr-Feier wollen die Schlossfestspiele auch auf eine möglicherweise „schicksalhafte“ Utopie für die Stadt aufmerksam machen. Die Installation des Schweizer Konzeptkünstlers Res Ingold innerhalb des Eingangsbereiches wird Schwerins angedachten Wasserflughafen thematisieren. Helga Schnehagen

Kartentelefon: (0385) 5300123; kasse@theater-schwerin.de


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