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22.05.10 / Das Gelächter des Karl-Heinz Kurras

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-10 vom 22. Mai 2010

Das Gelächter des Karl-Heinz Kurras
von Harald Fourier

Die Frau, die den sterbenden Benno Ohnesorg in den Händen hält – jeder kennt dieses Bild. Es ist so bekannt wie Adenauer in der Moskauer Kirche, bevor er die letzten Kriegsgefangenen heimholt. So bekannt wie der 1000000. VW-Käfer. So bekannt wie die Bilder vom Mauerfall.

So bekannt, so falsch. Als vor genau einem Jahr herauskam, dass Benno Ohnesorg nicht von einem „normalen“ Polizisten erschossen worden ist, sondern von einem langjährigen Stasi-Spion und SED-Mitglied, da war plötzlich alles anders. Hat Karl-Heinz Kurras, der Ohnesorg am Rande einer gewalttätigen linken Demo am 2. Juni 1967 erschossen hat, im Auftrag seiner MfS-Führungsoffiziere         gehandelt? Selbst wenn nicht, so ist doch zumindest die These vom „politischen Mord“ der „postfaschistischen Gesellschaft“ (so die „taz“) an dem Studenten eindeutig vom Tisch, denn Kurras war ein Kundschafter der anderen Seite, ein bezahlter Agent, der sich dem Sieg der Weltrevolution verschrieben hatte. Wäre seine MfS-Tätigkeit schon damals bekannt gewesen, die Geschichte der    Bundesrepublik wäre wohl anders verlaufen.

Doch welche Folgen hat das Ganze für  Kurras, der nach wie vor in Berlin lebt? Erstaunlicherweise keine. Obwohl er                  jahrelang Geheimnisse preisgegeben, also Landesverrat geübt und obendrein vielleicht einen Mord begangenen hat, wird ihm noch nicht einmal seine Pension gekürzt. Der Berliner Senat hat ein Disziplinarverfahren gegen den jetzt 82-jährigen Ex-Polizisten ingeleitet. Doch der aus Ostpreußen stammende Kurras muss nicht um seine Pension bangen, weil seine Stasi-Akte nicht als Beweismittel angeführt werden darf. Sie lesen richtig! Das Berliner Verwaltungsgericht hat vor einer Woche bekanntgegeben, dass die entsprechenden Unterlagen in diesem Fall nicht berücksichtigt werden dürften.

Fiat iustitia et pereat mundus, wussten schon die alten Römer: Es geschehe Recht, auch wenn die Welt daran zu Grunde geht. Dieser Staat macht sich lächerlich, wenn mit Hinweis auf einen Paragraphen im Stasi-Unterlagengesetz die offizielle Herausgabe der Stasi-Akte an die Staats­anwaltschaft und damit die Pensionskürzung verhindert wird. Es ist doch längst allgemein bekannt, was in dieser Akte drinsteht, nämlich dass Kurras Stasi-Spitzel war. Was für ein Treppenwitz: Der gleiche Rechtstaat, den Kurras am liebsten mit Gewalt abgeschafft hätte, hat ihn 1967 wegen des Mordvorwurfs freigesprochen und gewährt ihm jetzt eine großzügige Pension. Er und Margot Honecker können sich bestimmt vor Lachen kaum halten.


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