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22.05.10 / Suche nach den Schuldigen / Die Integration vor allem türkischstämmiger Muslime zeigt wenig Fortschritte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-10 vom 22. Mai 2010

Suche nach den Schuldigen
Die Integration vor allem türkischstämmiger Muslime zeigt wenig Fortschritte

Blickt man auf die bisherige Bilanz der 2006 vom damaligen Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) ins Leben gerufenen Islamkonferenz, so fällt es schwer, die Aussage von Ayyub Axel Köhler als aus der Luft gegriffen abzutun. Der in Stettin gebürtige Vorsitzende des Zentralrates der Muslime (ZMD), der etwa 300 Moscheegemeinden mit rund einer halben Million Mitgliedern vertritt, hat die Konferenz als „unverbindlichen Debattierclub“ abgetan.  Doch die Motive, die Köhler zu dieser Aussage bewegten, dürften der Mehrheit in diesem Land weniger behagen. Denn der ZMD, der seine Teilnahme an der Islamkonferenz kurzfristig absagte, ist der Meinung, dass sich die Regierenden zu wenig auf die etwa vier Millionen Muslime einließen.

Abgesehen davon, dass es schwierig ist, in diesem Land von „den“ Muslimen zu reden, denn eine zentrale Organisation von Angehörigen dieser Glaubensgemeinschaft gibt es nicht, existieren sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, was Integration bedeutet. Aus Sicht des ZMD ist die Bevölkerung in Deutschland zudem weitgehend islamfeindlich. Diese Behauptung Köhlers wurde sogar vor kurzem in einer Studie untermauert. So sei jeder fünfte Deutsche Ausländern gegenüber grundsätzlich negativ eingestellt. Vor allem den Muslimen gegen-über seien die Deutschen, so das Meinungsforschungsinstitut Info und deren türkisches Partnerunternehmen Liljeberg Research, äußerst skeptisch. So wäre 34 Prozent von ihnen ein muslimischer Schwiegersohn beziehungsweise muslimische Schwiegertochter unangenehm.

Demzufolge erscheine es logisch, dass sich vor allem Türken in der deutschen Gesellschaft nicht erwünscht fühlen. „Wenn ihr mich nicht wollt, bleib ich wie ich bin“, so würden laut Barbara John, die lange Jahre Ausländerbeauftragte des Berliner Senats war, viele Türken vor allem in Großstädten denken. „Türken die schlecht integriert sind, ziehen sich in ihre Community zurück. Sie finden Sicherheit in ihren mitgebrachten Traditionen, aber schmoren auch in ihrem eigenen Milieu.“

Dieses Milieu ist letztendlich wohl auch der Grund für die mangelnde Integration, denn die Studie erwähnt auch, dass jene Migranten, die mit Mitgliedern der aufnehmenden Gesellschaft Tür an Tür leben und sich austauschen, sich auch ohne Probleme integrieren. So gelten die Polen als am stärksten integrierte Migrantengruppe. Wobei auch angemerkt wird, dass sie den höchsten Bildungsgrad − vor allem im Gegensatz zu den häufig ohne Schulabschluss und Berufsausbildung seienden Türken − unter den Immigranten haben und so schnell beruflich und privat voll akzeptiert werden. „Gesellschaftliche Teilhabe führt ganz offenbar zu einer Angleichung der Wertewelten der Migranten an die der Deutschen“, so die Studie.

Viele Moslems hätten aber an der Gesamtgesellschaft keine Teilhabe und wollten sie zum Teil auch gar nicht. Sie bewahrten sich ihre Wertvorstellungen, die wiederum die Mehrheitsgesellschaft abstießen. Wobei die Studie auch betont, dass Moslem eben nicht gleich Moslem ist. So seien die türkischstämmigen gerade in gesellschaftlich relevanten Fragen viel konservativer als nicht türkischstämmige Muslime.

Zwar sitzen bei der von Innenminister Thomas de Maziére (CDU) fortgeführten Islamkonferenz auch 17 muslimische Vertreter den 17 staatlichen gegenüber, doch die, die dort sitzen, gehören der Fraktion der sogenannten liberalen Moslems an beziehungsweise sind Vertreter der türkischen Religionsbehörde Ditib.

Diese Gewichtung liegt zum einen daran, dass das Innenministerium radikale Organisationen wie Milli Görüs nicht eingeladen hat, zum anderen aber auch, weil konservative offenbar auch kein Interesse haben, sich anzupassen. Außerdem können sie ihre Anhänger nur beeindrucken, wenn sie Stärke zeigen. Hätte der ZMD brav an der Islamkonferenz teilgenommen und über Islamunterricht an den Schulen, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Abgrenzung vom militanten Islamismus, Kopftuch, Imamausbildung und Moscheen debattiert, wäre er zu Kompromissen und Relativierungen bei der eigenen Linie genötigt gewesen. Da ein Dialog nur entstehen kann, wenn beide Seiten aufeinander zugehen, wären eigene Positionen verwässert worden. Rebecca Bellano


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