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22.05.10 / Der Charme fauler Kredite / Generali Versicherung prüft neue Investitionsmöglichkeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-10 vom 22. Mai 2010

Der Charme fauler Kredite
Generali Versicherung prüft neue Investitionsmöglichkeit

Anfang der Woche vermeldete die „Financial Times Deutschland“ („FTD“), dass der Generali-Konzern, zu dem Versicherungen wie die Volksfürsorge, cosmosDirekt, Aachen Münchner, central, AdvoCard und die Bausparkasse Badenia gehören, in das riskante Geschäft mit faulen Krediten einsteigen wolle. Damit würde sich die Generali als erster Versicherer in Deutschland trauen, notleidende Kredite, auf die seit mindestens drei Monaten weder Tilgung noch Zins eingegangen ist, von Banken aber auch Fondsgesellschaften zu erwerben.

Was auf den ersten Blick unsinnig erscheint, kann interessante Renditemöglichkeiten in sich bergen. Denn der Käufer fauler Kredite würde diese viel günstiger erhalten, als diese eigentlich wert sind. Wenn dann nur ein Teil der verliehenen Gelder wieder eingetrieben werden kann beziehungsweise die dahinter stehenden Sicherheiten verwertet werden können, dann besteht die Chance auf Gewinn. Und da ihr branchenüblich konservativ ausgerichtetes Anlagegeschäft es den Versicherern in der jetzigen Niedrigzinsphase schwer macht, gute Renditen zu erzielen, um so auch ihren Kunden attraktive Zinsen auf deren Kapitallebens- und Rentenversicherungen zu bieten, müssen sie neue Möglichkeiten ersinnen.

„Wir schauen uns als Investor verschiedene Anlagemöglichkeiten an und prüfen“, relativiert Carola Haacke von der Generali Deutschland Holding AG gegenüber der PAZ die Meldung der „FTD“. Auch wisse sie nicht, woher die Zeitung die Höhe des Investitionsvolumens, das diese mit 100 Millionen Euro angibt, habe. Zudem würden derartige Anlagestrategien nicht in Deutschland allein entschieden, sondern vom international aufgestellten Asset-Management des gesamten Konzerns.

Wer sich diesen allerdings genau anschaut, stößt auf eine maßgebliche Veränderung in der italienischen Konzernspitze der Generali. Ende April folgte dem 85-jährigen Antoine Bernheim, der insgesamt 37 Jahren in wichtigen Positionen bei der Generali tätig war, Cesare Geronzi als Präsident des Verwaltungsrates. Dieser gab zu, keine Ahnung von der Versicherungsbranche zu haben.

Der 75 Jahre alte Geronzi stammt aus der Bankenbranche, und es ist ein offenes Geheimnis in Italien, dass ihm seine guten Kontakte zu umstrittenen Politikern wie Giulio Andreotti, der wegen Verbindungen zur Mafia in die Kritik geraten war, beruflich immer geholfen haben. Auch zur Regierung Berlusconi muss Geronzi gute Kontakte haben, denn diese soll seinetwegen darauf verzichtet haben, ein Gesetz zu erlassen, das die Ehrenhaftigkeit von Managern in der Versicherungsbranche verlangt. Diese zu belegen wäre dem häufig angeklagten, aber stets vor Gericht freigesprochenen Geronzi schwergefallen und hätte seinen Aufstieg bei der Generali, dem drittgrößten Versicherer weltweit, möglicherweise verhindert.

Ob die Generali Deutschland Holding AG, mit 13,5 Millionen Versicherten in Deutschland zweitgrößter Erstversicherer nach der Allianz, nun auch in das Geschäft mit notleidenden Krediten einsteigt, hängt also auch von der Geschäftsausrichtung des Bankers Cesare Geronzi ab.         Bel


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