24.04.2024

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29.05.10 / Mantel Gottes

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-10 vom 29. Mai 2010

Konrad Badenheuer:
Mantel Gottes

Wie sensationell ist die Meldung, Moskau habe im Mai 1990 Verhandlungen über das Königsberger Gebiet gesucht und sei in Bonn auf Granit gestoßen? Der „Spiegel“ selbst berichtete ja schon 1999 „von einem Gerücht, das nie überzeugend dementiert wurde“: Gorbatschow habe 1991 Bundeskanzler Kohl den Verkauf von „Kaliningrad“ für 70 Milliarden Mark angedient, Jelzin habe diese Offerte später erneuert. Kohl sei „nicht bereit, zu diesem Thema etwas zu sagen“.

Leser dieser Zeitung wissen mehr: Schon im Mai, Juli und August 1991 berichtete das Ostpreußenblatt über entsprechende Sondierungen Moskaus, die damals Hans-Dietrich Genscher ablehnte. Ostpreußen-Sprecher v. Gottberg erklärte in einem Interview 2002: „Damals stand die konkrete Kaufpreisforderung von 48 Milliarden D-Mark im Raum, wobei Genschers Ausspruch überliefert ist, dass er ,Königsberg nicht einmal geschenkt’ haben wolle.“

Neu an der jetzigen Meldung ist der frühe Zeitpunkt: Die Ablehnung einer solchen Initiative noch vor der Unterzeichnung des 2+4-Vertrages am 12. September 1990 ist auch rechtlich überaus pikant, weil Ostpreußen bis zu diesem Tage de iure zu Deutschland gehörte.

Selbst wenn es stimmen sollte, dass ein Bonner Eingehen auf diese Initiative die „kleine“ Wiedervereinigung verhindert hätte, stockt einem bei der Lektüre der Atem. Wie erklärte v. Gottberg auf dem Deutschland-Treffen 2000: „Ob noch einmal in absehbarer Zeit – wie beim Gorbatschow-Angebot – der Mantel Gottes vorbeirauscht, wissen wir nicht. Wir erhoffen es, aber es muss dann auch jemand da sein, der sich bemüht, einen Zipfel des Mantels zu erhaschen.“


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