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29.05.10 / Zweites Vietnam

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-10 vom 29. Mai 2010

Zweites Vietnam
von Richard G. Kerschhofer

Man musste keinen Generalstabskurs besucht haben, um schon von Anfang an zu wissen, dass der Afghanistan-Krieg angesichts des dortigen Geländes und der gegenüber Eindringlingen traditionell ungemein wehrhaften Bevölkerung nicht zu gewinnen ist, auch nicht durch massive Luftangriffe und modernste Elektronik. Selbst ein Vielfaches der derzeit eingesetzten Bodenkräfte könnte nur lokale und temporäre Erfolge erringen.

Das ursprüngliche Kriegsziel, die „Drahtzieher des 11. September zu bestrafen“, wurde gründlich verfehlt, und wie sich seit dem jüngsten Washington-Aufenthalt von „Präsident“ Hamid Karsai abzeichnet, werden nun selbst die angeblichen humanitären Ziele wie Demokratie, Menschenrechte und Bekämpfung des Drogenhandels aufgegeben: Man kehrt zu der auch anderswo in der Welt praktizierten Politik zurück, den eigenen Verbündeten all das nachzusehen, was man bei anderen als Kriegsverbrechen, Menschenrechtsverletzung und Korruption schärfstens verurteilt.

Egal ob nun mit den Taliban verhandelt oder nicht, es geht im Grunde nur mehr darum, das Scheitern weniger schmählich erscheinen zu lassen als einst das der Sowjets oder als das eigene in Vietnam. Einen fatalen Unterschied zu Vietnam gibt es aber: Während dort ein straff organisierter Gegner in kürzester Zeit wieder Ordnung – wenn auch nicht Recht – herstellen konnte und heute sogar gesellschaftsfähig ist, würden das in Afghanistan nicht einmal die Taliban schaffen.


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