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29.05.10 / Früher Bruderkrieg / Konfrontation im Elsass im Jahre 610

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-10 vom 29. Mai 2010

Früher Bruderkrieg
Konfrontation im Elsass im Jahre 610

Die meisten Bücher lassen die Geschichte der Deutschen erst mit der Teilung des Frankenreiches im Jahre 843 durch den Vertrag von Verdun beginnen. Der östliche Teil unter König Ludwig dem Deutschen gilt dann meist als Beginn der deutschen Geschichte.

Dass dieses Anfangsdatum nicht gerade zwingend ist, hat bereits die 2000-Jahr-Feier der Schlacht im Teutoburger Wald eindringlich in Erinnerung gerufen. Auch die Tatsache, dass das Frankenreich bereits nach dem Tode König Chlodwigs am 27. November des Jahres 511, ähnlich wie 332 Jahre später, aufgeteilt wurde, gibt deutliche Ansatzpunkte, den Beginn der deutschen Geschichte lange vor Karl dem Großen anzusetzen. Das östliche Teilreich regierten in den Jahren 511 bis 555 nacheinander die merowingischen Könige Theuderich I., Theudebert I. und Theudebald. Nach kurzer und fragiler Einigung des Reiches unter Chlotar I. in den Jahren 558 bis 561 bildete sich erneut ein eigener Ostteil heraus. Er wurde nun Austrasien („Ostreich“) genannt und existierte bis zum Jahre 751, unterbrochen nur von kurzen Phasen eines geeinten Frankenreiches.

Faktisch war Austrasien der Vorläufer des Reiches Ludwig des Deutschen, auch wenn ihm Thüringen und Bayern zunächst – und Sachsen bis zuletzt – nicht angehörten. Dies war gewiss einer der Gründe, warum der Ostteil des merowingischen Frankenreiches nicht als Vorläuferstaat der Deutschen gilt. Ein anderer ist, dass in der Regierungszeit Karls des Großen die übernationale Reichsidee eine strahlende Renaissance erlebte, was eine entsprechende Traditionsbildung erschwerte.

In der Folge erscheint jedoch nicht nur die deutsche Geschichte kürzer, als sie tatsächlich ist. Auch sind nicht unbedeutende Ereignisse der deutschen Frühgeschichte völlig aus dem Blickfeld der an sich interessierten Öffentlichkeit verschwunden, beispielsweise der 52 Jahre andauernde Merowingische Bruderkrieg der Jahre 561 bis 613. Vor nunmehr genau 1400 Jahren steuerte er mit dem Treffen der Könige Theudebert II. (Ostreich) und Theuderich II. (Burgund) im elsässischen Seltz auf seinen dramatischen und blutigen Höhepunkt zu. Obwohl die Akteure ein frühes Fränkisch, also eine direkte Vorform des Deutschen sprachen, betrachtet heute nur noch Frankreich diese Ereignisse als Teil seiner nationalen Geschichte.   K.B.


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