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29.05.10 / Unerschlossene Schönheiten in Rumänien / Der Tourismus des EU-Landes auf dem Balkan will europäisches Niveau erreichen – Konkurrent Bulgarien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-10 vom 29. Mai 2010

Unerschlossene Schönheiten in Rumänien
Der Tourismus des EU-Landes auf dem Balkan will europäisches Niveau erreichen – Konkurrent Bulgarien

Wenn sich der große Lenker der Welt die EU als eine Schulklasse vorgestellt hat, ist sein Weltbild perfekt gelungen: Die guten Schüler sitzen im Westen, die besten im Norden, einige unsichere Kantonisten im Süden. Rumänien und Bulgarien nehmen den Rest ein: im Osten und Südosten Europas kleben sie aneinander wie zwei selten benutzte Handtücher. Dahinter hört die EU auf: Weißrussland, die Ukraine und Russland.

Was sie noch eint, ist eine gemeinsamen Geschichte, die sie über Jahrhunderte unter die Oberherrschaft der Türken zwang. Und die haben etwas dauerhaft in die zwischenmenschlichen und wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Länder implantiert: das universelle Schmiermittel „Bakschisch“, ohne das in den beiden Ländern nichts läuft.

Schon zu Zeiten des ersten Booms in den 70er Jahren schossen an der Schwarzmeerküste Hotels und Prachtbauten aus dem Boden und der „Glückliche“, den ein Kopfgeldjäger für den Posten eines Kellners, Kochs oder Hotelmanagers ausfindig gemacht hatte, zahlte astronomische Summen als „Vermittlungsgebühren“. Man kann sich ausrechnen, was die armen Teufel zusammenraffen mussten, um auch noch ein wenig Gewinn nach Hause zu tragen. Nur, die Rechnung ging nicht auf, in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts unter den Kommunisten nicht und erst recht nicht Anfang des dritten Jahrtausends.

Die rumänische Schwarzmeerküste erinnerte bis vor kurzem an verlassene hellenistische Ortschaften aus der Antike. Detlev Hohne, TUI-Direktor für Marokko, Rumänien und Bulgarien, erklärte vor kurzem: „Rumänien liegt sieben bis acht Jahre hinter Bulgarien zurück. Ich meine hier besonders die in Rumänien fehlenden internationalen Hotelketten und die Ausschöpfung touristischer Möglichkeiten.“ Gerügt wurden schlechte Übernachtungsbedingungen bei hohen Preisen, mangelnde Gastfreundschaft und fehlende Sauberkeit.

Die Kritik wollten die Rumänen so nicht stehen lassen und so konterte die rumänische Ministerin für Tourismus und Regionalentwicklung Elena Udrea vor laufenden Kameras: „Ich bin überzeugt, wir haben 2009 Bulgarien überholt.“ Das war allerdings aus der Luft gegriffen, denn der rumänische Tourismus verlor wegen der Wirtschaftskrise 21 Prozent. Nur 1,3 Millionen Rumänen und zirka 60000 Fremdtouristen besuchten 2008 und 2009 die Schwarzmeerküste.

Überraschend erhielten die Bulgaren Schützenhilfe ausgerechtet von den Neureichen Rumäniens: „Es wird von den Rumänen zu viel Geld für zu schlechte Dienstleistungen erhoben!“ 40 Prozent der Hotels wiesen ernste hygienische Mängel auf, wobei die Preise durchgehend höher lägen als bei den bulgarischen Hotels, so die Kritik einiger Vermögender.

Doch Elena Udrea ließ nicht locker und setzte zur Erhöhung der Übernachtungszahlen fest, dass bei den 12000 Betten umfassenden Hotelkomplexen im Süden der Küste die Preise um bis 20 Prozent gesenkt werden. Gleichzeitig drängt Udrea auf die Privatisierung des gesamten touristischen Unterbaus, worin sie die Hauptursache der Erfolge Bulgariens sieht. Auch geht sie massiv gegen illegale private Bauten an der Küste vor: 16 der 19 großen Gebäude wurden bereits zerstört, für weitere Hunderte illegaler Kleinbauten sollen Baugenehmigungen nachträglich eingeholt werden. Udreas erklärtes Ziel: Am Ende ihrer Amtszeit soll der Tourismus sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreichen. Jetzt liegt er bei 3,7 Prozent. Doch Rumänien wird das europäische Schlusslicht im Tourismus bleiben, so lange kein entsprechendes Straßennetz existiert. Dabei würde es sich auszahlen, die Schönheiten des Landes zu erschließen: Man denke nur an das Donaudelta, die moldauischen Klöster, den Mädchenmarkt von Gaina-Berg (Heiratsmarkt) und den lustigen Friedhof von Sapîntza. Zudem befindet sich seit längerer Zeit ein Saurier-Park in der Nähe von Hunedoara und ein ganzer Dracula-Komplex ist um die Burg Tölz bei Kronstadt im Entstehen. Ernst Kulcsar


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