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29.05.10 / Tödliche Verstrickung / Mord auf dem Golfplatz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-10 vom 29. Mai 2010

Tödliche Verstrickung
Mord auf dem Golfplatz

In ihrer Heimat Chile ist Elizabeth Subercaseaux bekannt wie ein bunter Hund. Hierzulande weiß man mit ihrem Namen wenig anzufangen. Dabei hat die 65-jährige Schriftstellerin berühmte Vorfahren: Sie ist die Urenkelin von Robert und Clara Schumann. Mit 22 siedelte sie nach Spanien über, wo sie ihre Karriere als Journalistin begann. 1975 kehrte sie nach Chile zurück und berichtete während der Pinochet-Diktatur aus dem Untergrund. Der größte Teil ihrer Familie flüchtete ins Exil. Subercaseaux selbst überlebte nur knapp den Überfall von Milizen in ihrem Haus. Der Tod als ständiger Begleiter in ihrem Leben findet sich auch in ihren Büchern wieder.

In ihrem neuesten Kriminalroman „Eine fast perfekte Affäre“ tauchen Tod, Lüge und Wahrheit als Schlüsselmotive auf. Die Handlung spielt in Santiago de Chile. Über sechs Jahre lang ist es Amalia Griffin gelungen, ihre Affäre mit dem angesehenen Richter Juan Manuel Rementaria vor ihrem Ehemann, einem reichen Geschäftsmann, zu verbergen. Lediglich ihre beste Freundin Teresa weiß von der Beziehung, kennt jedoch weder Namen noch Beruf des Liebhabers. Dann plötzlich beendet Amalia das Verhältnis. Sie hat sich in einen Maler verliebt. In seinem Stolz verletzt erschießt Juan seine Ex-Geliebte auf dem Golfplatz.

Es wäre das perfekte Verbrechen, wenn es nicht einen Zeugen gäbe. Von einer gegenüberliegenden Wohnung aus beobachtet der renommierte Journalist Samuel Cooper, wie der Richter vom Tatort flieht. Erst als kurz darauf der Mord die Schlagzeilen füllt, wird Cooper die Tragweite des Geschehens bewusst. Doch er sagt nicht aus, weil er sich zum fraglichen Zeitpunkt in der Wohnung seines heimlichen Liebhabers befand. Ein Coming Out würde nicht nur seine Ehe zerstören, sondern auch dem Ansehen in der Öffentlichkeit und bei den Kollegen schaden.

Nur Teresa versucht, Stück für Stück die Puzzleteile zusammenzufügen und die Identität von Amalias Geliebten zu enthüllen. Das Leben des Richters, des Journalisten und der Freundin verstricken sich zunehmend. Alle drei geraten in einen Gewissenskonflikt, der sie vor die Wahl zwischen der Wahrheit und ihrem Rang in der konservativen chilenischen Gesellschaft stellt. Stilistisch greift die Autorin auf einen Trick aus Literatur und Film zurück: Sie erzählt die Geschichte abwechselnd aus der Sicht ihrer Protagonisten, wobei die drei Versionen erstaunlich unterschiedlich sind.

Subercaseaux ist ein spannender psychologischer Krimi gelungen, der tiefe Charaktere und wechselnde Perspektiven verbindet. Die Figur Coopers trägt übrigens eine besondere persönliche Note: In ihrer Jugend war die Autorin fast vier Jahre mit einem Mann zusammen, der ihr schließlich gestand, er sei schwul und habe sich in einen jüngeren Mann verliebt. Das Verhältnis der beiden litt unter der südamerikanischen Diskriminierung von Homosexuellen. Nach der Trennung nahm sich der Mann das Leben.          Sophia E. Gerber

Elizabeth Subercaseaux: „Eine fast perfekte Affäre“, Pendo, München 2010, geb., 222 Seiten, 17,95 Euro


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