20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
05.06.10 / Konservative Renaissance ist möglich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-10 vom 05. Juni 2010

Konservative Renaissance ist möglich

Was ist „konservativ“ eigentlich – und könnte diese Grundeinstellung in der CDU eine Renaissance erleben? Vielen Autoren wird sinngemäß das Zitat zugeschrieben: „Tradition ist nicht die Bewahrung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.“ So verhält es sich auch mit dem Konservativ-Sein. Konservativismus ist keine Ideologie, sondern eine Lebenseinstellung, eine Haltung. Man prüft das Neue, übernimmt es aber nur, wenn es besser ist als das Bestehende – Innovation ist kein Selbstzweck. Dabei ist man keinesfalls strukturkonservativ wie manche Sozialisten, die neuer Technik grundsätzlich ablehnend gegenüberstehen. „Konservativ heißt, an der Spitze des Fortschritts zu marschieren“, sagte Franz Josef Strauß auch mit Blick auf diesen unfreiwilligen Konservativismus von links. Konservativ sein, heißt die erkannte Wahrheit auszusprechen um mit ihr zu überzeugen. Ein Konservativer hält die Freiheit des Einzelnen hoch, sieht sie aber eng mit der Verantwortung verknüpft.

All das würden die meisten CDU-Politiker vermutlich unterschreiben, und doch mag kaum einer der tonangebenden Köpfe aus der Generation von Kauder und Schäuble und erst recht keiner der etwas Jüngeren um Pofalla oder Wulff das Etikett „konservativ“ an sich kleben haben.

Der Nachwuchs der CDU hat damit weniger Probleme. So trat kürzlich die Junge Union mit einem Grundsatzpapier hervor, in dem sie unter anderem die widersinnige „Gender-Mainstreaming“-Politik der Bundesregierung abschaffen will. Die Schüler Union und ihr soeben ausgeschiedener Bundesvorsitzender Younes Ouaqasse – ein in Mannheim aufgewachsener moslemischer Marokkaner – singen das Hohelied auf den christlichen Religionsunterricht, Schulkreuze, das Leistungsprinzip und das klassische dreigliedrige Schulsystem. Die Zukunft der CDU könnte also wieder konservativer werden. A. Heinrich

 

Zeitzeugen

Helmut Kohl – Der heute 80-jährige Altbundeskanzler gilt als Vater der Deutschen Einheit und war von 1973 bis 1998 Bundesvorsitzender der CDU. Während die von ihm 1982 postulierte „geistig-moralische Wende“ ausblieb, gelang es ihm doch, den Konservativen in der CDU eine Heimat zu sichern. Gesellschaftlichen Modernismus überließ er der politischen Linken und der FDP.

 

Hermann Gröhe – Der 1961 geborene frühere Bundesvorsitzende der Jungen Union ist seit 1994 Mitglied des Deutschen Bundestages. Seit Oktober 2009 ist er als Nachfolger von Ronald Pofalla Generalsekretär der CDU. Wie dieser sieht er seine Aufgabe keineswegs darin, auch einmal zuzuspitzen, um das Profil seiner Partei zu schärfen. Viele Bürger wissen darum nicht recht, für welche Inhalte er selbst, aber auch die CDU heute (noch) stehen.

 

Werner Münch – Die „Profillosigkeit der CDU in der Bundespolitik“ und das „Lavieren der Vorsitzenden in wichtigen Politikfeldern zur Befriedigung des Koalitionspartners“ brachte den CDU-Politiker Anfang 2009 dazu, seiner Partei den Rücken zu kehren. Besonders hatte dem Katholiken, der von 1991 bis 1993 Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt war, die Kritik der CDU-Vorsitzenden an Papst Benedikt XVI. missfallen.

 

Bernhard von Diemer – Der Unternehmensberater ist Präsident des Studienzentrums Weikersheim, einer 1979 von Hans Filbinger gegründeten christlich-konservativen „Denkfabrik“. Das Studienzentrum, in dem einst sogar Papst Johannes Paul II. sprach, ist bis heute eine Perle des Konservativismus in Deutschland, wird aber von der CDU selbst kaum mehr geschätzt.

 

Alfred Dregger – Der 1920 geborene langjährige Chef der CDU/CSU-Bundestagsfraktion galt bis zu seinem Tode im Jahre 2002 als Symbolfigur der Konservativen in der CDU. Er wünschte sich seine Partei „sozial, aber nicht sozialistisch, liberal, aber nicht liberalistisch und national, aber nicht nationalistisch“. Die Junktimierung der Wiedervereinigung mit der Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze bezeichnete er offen als „Erpressung, jawohl“.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren