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05.06.10 / Soldaten in Stellung gebracht / Nordkorea: Kim Jong Ils Kriegsgebahren zwingt Peking auf die Linie Washingtons

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-10 vom 05. Juni 2010

Soldaten in Stellung gebracht
Nordkorea: Kim Jong Ils Kriegsgebahren zwingt Peking auf die Linie Washingtons

China ist an einer offenen Auseinandersetzung zwischen Nord- und Südkorea absolut nicht interessiert. Vor allem die zu erwartenden Flüchtlingsströme schrecken Peking ab. Washington drängt Seoul gar zu Sanktionen gegen Pjöngjang

Die militärische Abwehr Hawaiis, des 50. Bundesstaat der USA, wird derzeit kräftig aufgerüstet. Nach Äußerungen von US-Verteidigungsminister Robert Gates sehen die Vereinigten Staaten in dem „unberechenbaren Führer“ Nordkoreas, Kim Jong II., eine akute Gefahr für sich und den Weltfrieden. Dies umso mehr, als der kleinwüchsige Diktator gegenwärtig wieder mit dem Säbel rasselt und sich die politische Lage im Gelben Meer dramatisch zuspitzt. US-Außenministerin Hillary Clinton ist mit einer diplomatischen Offensive um ruhigeres, politisches Fahrwasser bemüht – ein schwieriger Balanceakt angesichts des Ärgers der Vereinigten Staaten mit Kim Jongs starken Verbündeten in Peking wegen der Aufrüstung Taiwans mit Raketen durch die Amerikaner.

Grund für die Eskalation ist die Explosion vom März an Bord des südkoreanischen Kriegsschiffes „Sheonan“, die laut einer internationalen Untersuchungskommission durch ein Torpedo der nordkoreanischen Marine verursacht wurde, das Schiff nahe der Seegrenze zwischen Süd- und Nordkorea versenkte und 46 Soldaten tötete. Aufgefundene Reste des Torpedos werden Nordkorea zugeschrieben, der Sprengstoff soll ein deutsches Fabrikat sein.

Inzwischen sind auf beiden Seiten die Armeen in Alarmbereitschaft, ein Flottenaufmarsch Südkoreas demonstriert Stärke, der Norden kündigte einen alten Sicherheitspakt auf, der bewaffnete Konflikte vermeiden sollte. Die Grenztruppen wurden verstärkt, Übergänge geschlossen, die Kanonen sind bereit zum Feuern. Seouls Handelsverbindungen mit dem Norden wurden eingefroren, die Weltbörsen reagierten mit einem Schwächeanfall. Auch Chinas Außenminister Zhang Zhijun äußerte sich besorgt über den laustarken und aggressiven Zwist: „Wenn unsere Region ins Chaos fällt, unterminiert das die Interessen aller Beteiligten. Also behaltet alle eine kühlen Kopf.“ China fürchtet im Kriegsfall einen völligen wirtschaftlichen Zusammenbruch des armen Nordkoreas, dessen Führung vermutlich gerade aufgrund der massiven Versorgungsproblemen im Innern versucht durch das Herbeireden einer Bedrohung von außen das Land zusammenzuhalten. Wenn Nordkorea jedoch zerfiele, müsste China mit mindestens zwei Millionen Flüchtlingen aus dem Land rechnen, die Peking dann versorgen müsste.

Trotz offizieller Beendigung des Koreakrieges im Jahr 1953, der wie Vietnam für Amerika mit einer Blamage verbunden war, schwelt der Konflikt in der Region weiter und wird bereits als „the never ending war“ bezeichnet. Einige Beobachter vermuten, dass genau aus diesem Grund das international nicht voll anerkannte Nordkorea die Muskeln spielen lässt. Da es einen Krieg nur verlieren könnte, Druck jedoch die Chance auf internationale Hilfen erhöht, erpresst Pjöngjang seit Jahren auf diese Weise erfolgreich internationale Hilfen.

Die USA und Japan haben sich spontan hinter die Regierung in Seoul unter Premier Lee Myung-bak gestellt und fordern Sanktionen gegen Kim Jong II.. Dieser, der gerade zum Freundschaftsbesuch in der Volksrepublik China war, streitet jede Beteiligung seiner veralteten Kriegsschiffe an dem Torpedoangriff vehement ab und bezichtigt die Gegner in Seoul der Fälschung von belastendem Material. Die offizielle Nachrichtenagentur des Diktators: „Nichts weiter als eine Farce mit der Orchesterbegleitung einer Gruppe von Verrätern unter dem Patronat der USA, um die Demokratische Volksrepublik Korea zu isolieren und zu ersticken.“

Gleichzeitig drohte der „Geliebte Führer“, der immer wieder wegen seiner Atom- und Raketenversuche in den Fokus der Weltöffentlichkeit geriet, mit einem gewaltigen Krieg. Immerhin gebietet er über eine der größten Armeen der Welt, eine anscheinend funktionsfähige Atombombe und eine Million Menschen unter Waffen – eine ernstzunehmende Zeitbombe im Fernen Osten. Ob jedoch überhaupt der gesundheitlich angeschlagene Staatslenker oder seine das Machtvakuum nutzende Generale derzeit die Fäden in Pjöngjang ziehen, ist ungewiss.

Seit der kommunistische Diktator in Pjöngjang in der Lage sein soll, mit seinen verbesserten „Taepodong-2“ Raketen Hawaii, den sogenannten US-„Aloha-Staat“, in etwas über 7000 Kilometer Entfernung zu erreichen, verstärkt das Pentagon die Verteidigung im Stillen Ozean. Ein zweites Pearl Harbour, als im Dezember 1941 japanischer Bomber, bei einem Überraschungsangriff, einen großen Teil der US-Pazifikflotte zerstörten, soll es nie wieder geben.

Ein Terminal für sogenannte „High Altitude Area Defense Missiles“ und das auf See stationierte „X-Band-Radar“ wurden bereits installiert. Die verbalen Attacken des „Geliebten Führers“ werden auch von einer Weltmacht nicht auf die leichte Schulter genommen. Joachim Feyerabend


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