26.04.2024

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05.06.10 / Ein Schuss Europa

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-10 vom 05. Juni 2010

Ein Schuss Europa
von Hans Heckel

Dass die Nation der US-Amerikaner ohne innere Widersprüche sei, das behaupten nicht einmal ihre glühendsten Verehrer. Einer diese Widersprüche tritt gerade besonders schillernd hervor: Die Amis mögen den Staat nicht. Das hat histrische Ursachen: Aus Europa sind ihre Vorfahren vor der Obrigkeit geflohen, sie haben die Briten hinausgeworfen und waren oft als Pioniere in der Wildnis auf sich gestellt, lange bevor der Staat USA seine Ordnung in ihrer Nachbarschaft etablierte.

Aus dieser tief wurzelnden Staatsferne ist eine Mentalität mit durchaus sympathischen Zügen erwachsen. Statt nach Hilfe von außen zu rufen, ist die Neigung hier groß, selbst anzupacken. Dafür verlangt man, dass einen der Staat bei den Geschäften in Ruhe lässt.

Welche Schattenseiten dieses System hat, offenbart sich indes jetzt. Um die Geschäfte ihrer Öl-Gesellschaften nicht zu stören, verzichteten die Amerikaner auf Sicherheitsvorschriften, wie sie im Ölföderland Norwegen selbstverständlich sind. Dort wäre es nie zu einer „Deep Horizon“-Katatsrophe gekommen.

Nun aber ist der Ruf nach dem Staat in den USA um so lauter, regelrecht „europäisch“. Und wieder trifft es Louisiana, wo schon der Hurrikan „Katrina“ so fürchtbar wütete, weil sich jahrzehntelang niemand wirklich um die öffentlichen Deichanlagen gekümmert hatte. Auch damals wurde erst der Staat als zuständige Adresse entdeckt, als es zu spät war. Vielleicht könnte ein Schuss europäischen Staatsverständnisses auf lange Sicht sogar in den USA hilfreich sein. Aber nur ein Schuss!


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