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05.06.10 / Leserforum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-10 vom 05. Juni 2010

Leserforum

Noch erschütternder als die Worte der Kanzlerin in Moskau ist der ausbleibende Widerspruch

Zu: „Aus den Fugen“ (Nr. 19)

Ich bin der PAZ dankbar, dass in dem Leitartikel der Besuch der Bundeskanzlerin am 9. Mai in Moskau zu den Feierlichkeiten anlässlich des 9. Mai von 1945 eine kritische Erwähnung fand.

Während einer Nachrichtensendung im Radio an eben jenem Tag wurde die Kanzlerin zitiert, welche sagte, Deutschland werde Russland „für die Befreiung“ vom Nationalsozialismus 1945 „ewig dankbar“ sein. Geradezu verblüfft hatte mich diese Äußerung ob ihrer unverhohlenen Dreistigkeit und Geschichtsleugnung. Nicht weniger erschütternd war, dass auf diese Äußerung hin keine Reaktion erfolgte, weder in den Medien noch in der Bevölkerung. Es ist schon erstaunlich, in welch kurzem Zeitraum durch strategische Medienmanipulation und einen fehlenden fundierten Geschichtsunterricht an unseren Schulen – hier insbesondere in Nordrhein-Westfalen – das Geschichtsbewusstsein ausgelöscht werden kann.

Hinzufügen möchte ich noch eine kurze Bemerkung zu dem Leserbrief von Herrn Schmodde, der die Unrechtmäßigkeit der Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg in Churchills Rede „Der Eiserne Vorhang“ zitiert. Churchill sowie den beiden US-Präsidenten Roosevelt (Teilnehmer der Jalta-Konferenz) und Truman, Roosevelts Nachfolger im Amt, waren Stalins Verbrechen auf diesem Gebiet bekannt. Da aber Stalin und die Rote Armee zur Allianz gegen das Deutschland unter Hitler gehörten, sahen die westlichen Alliierten wenig Spielraum, politisch zu intervenieren. Ein weiteres Zitat Churchills gibt recht genau wieder, welche ambivalenten Gefühle bei den westlichen Alliierten im Umgang mit Stalin eine Rolle spielten: „Gute Beziehungen zu einem Kommunisten zu unterhalten, ist, als wenn man ein Krokodil umwerbe. Man weiß nicht, ob man es unter dem Kinn kitzeln oder ihm eins über den Schädel schlagen soll. Wenn es seinen Mund öffnet, kann man nie wissen, ob es zu lächeln versucht oder im Begriff ist, einen aufzufressen.“     

Ilona Dubalski-Westhof, Radevormwald

 

 

Zum letzten Mal Merkel gewählt

Zu: „Aus den Fugen“ (Nr. 19)

Im Geschrei um die Griechenlandhilfe ist eine weitere Glanzleistung unserer Kanzlerin untergegangen. Bei ihrem Besuch im Mai in Moskau anlässlich der Feierlichkeiten zur deutschen Niederlage 1945 hat sie sich bei der Sowjet-union für unsere „Befreiung“ bedankt. Dafür sind ihr vor allem die Tausende Mädchen und Frauen, die von den „Befreiern“ vergewaltigt wurden, dankbar.

Mir persönlich ging folgendes durch den Kopf. Mein Vater hat sich 1945 diesen „Befreiern“ als Soldat entgegenstellen müssen, um den vielen Flüchtlingen einen Weg in den Westen frei zu halten, und ist dabei noch im April 1945 ums Leben gekommen. Nun „bedankt“ sich Frau Merkel auch noch dafür. Leider auch in meinem Namen, da ich sie ja gewählt habe. Allerdings zum letzten Mal. Mit Merkel wird die CDU bald keine Volkspartei mehr sein. Die zehn Prozent Verlust in NRW waren erst der Anfang. So haben Vizekanzler und Kanzlerin endlich einmal eine gemeinsame Basis. Der eine vertritt deutsche Interessen nicht in Warschau und die andere nicht in Moskau.    

Karl-Werner Kasper, Gießen

 

 

Sonstige inklusive Piraten

Zu: „CDU kooperiert mit Linkspartei“ (Nr. 19)

Dass die NPD in Umfragen für Sachsen-Anhalt bei vier Prozent steht, halte ich für fraglich. Wodurch ist dies belegt? Bei der aktuellsten Umfrage von Infratest Dimap vom März stehen die Sonstigen bei vier Prozent. Darunter werden aber sicher auch die Piraten und andere geführt. Woher stammt also diese Zahl?

Werner Wilhelm, Dresden

 

 

Armes Volk

Zu: „Deutschland wird auch weiter zahlen“ (Nr. 21)

Diese Abstimmung am 21. Mai im Bundestag war ein Witz. Wie heißt es so schön, der Abgeordnete ist nur seinem Gewissen verantwortlich. Die Einen enthalten sich, weil sie zu feige sind, Ja oder Nein zu sagen, und die Anderen brüllen Jawohl und schlagen die Hacken zusammen – und sowas wollen Volksvertreter sein. Dieses Spiel erinnert mich an die ehemalige DDR. Armes deutsches Volk, du tust mir leid, von der eigenen Regierung und deinen sogenannten Volksvertretern verraten und verkauft und von den Griechen als Nazis beschimpft zu werden.

Horst Polakowski, Gernsheim

 

 

Plant Brüssel einen Staatsstreich?

Zu: „EZB begeht Todsünde“ (Nr. 19)

Die Euro-Turbulenzen sind nicht schicksalhaft unerwartet, sondern vorhergesehen. Über die Währungsunion sollte die Technokratenrunde in Brüssel zur alleuropäischen Regierung gedeihen. Obwohl die Reihenfolge normalerweise umgekehrt ist. Zuerst (freiwillige) politische Union und erst dann Währungsunion. Aber der Zwang über den Geldbeutel der Bürger erschien einfacher.

Jetzt·hat der letzte Akt begonnen: Nach der EZB sollen die nationalen Parlamente entmachtet werden. Zum Glück hat das Karlsruher Lissabon-Urteil an Stelle merkelnder Politiker klare Grenzen gezogen. Der Brüsseler Staatsstreich kann also so nicht gelingen.

Und was den Euro angeht: Wer Geld hat zum Spekulieren, wäre eigentlich töricht, wenn er nicht auf den Leichenschmaus dieser unseriös geplanten Währung setzen würde. Leider hat eine verantwortungslose Gilde von Politikern diese Chance ermöglicht.

Dr. Klaus-J. Schneider-Haßloff, Berlin

 

 

Euro-Kritik gegen den Zeitgeist

Zu: „Offener Brief an Angela Merkel“ (Nr. 19)

Mit Freude habe ich den Gastkommentar von Professor Wilhelm Hankel gelesen. Der „Offene Brief an Angela Merkel“ ist mir aus der Seele geschrieben. Der in Langfuhr bei Danzig geborene Verfasser hat wie ich preußische Wurzeln und ist sicher seit längerer Zeit Abonnent Ihrer Zeitung. Ich mutmaße allerdings, dass er seine Meinung auch einer großen überregionalen Zeitung angeboten hat, die seine Worte aber wohl als unangebracht zum Thema bezeichnete, denn ein Appell wie dieser entspricht nicht dem Zeitgeist, political correctness oder wie man gelenkte Meinungen bezeichnen mag.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich einen Vorschlag machen. Ihre Zeitung bringt viel über Ostpreußen und erinnert damit an die historische Vergangenheit. Doch nicht nur die Bewohner dieser ehemaligen Provinz leiden unter den von den alliierten Siegermächten diktierten Veränderungen, sondern auch vertriebene Schlesier und Sudetendeutsche. Wie wäre es, wenn Sie sich mit diesen Landsmannschaften in Verbindung setzten, um deren Anliegen auch unter Ihr journalistisches Dach zu holen?    

Dr. Hans J. Brinkmann, Detmold

Anm. d. Red.: Seit einigen Monaten unterstützen wir die Anliegen der anderen vertriebenen Gruppen noch mehr als bisher durch unsere Berichterstattung auf Seite 14 „Aus den Heimatregionen“. Eine noch engere publizistische Zusammenarbeit und Bündelung der Kräfte wäre aus Sicht von LO und PAZ wünschenswert.

 

 

2009 warb Merkel um Vertriebene, um sie 2010 zu versetzen

Zu: „Rothäute an Neumanns Lagerfeuer“ (Nr. 12)

Der 11. Februar war ein finsterer Tag für uns Vertriebene. Was würde Peter Glotz, der Mit-Initiator des „Zentrums gegen Vertreibungen“ zu dieser Entwicklung sagen?

Denn mit dem Verzicht von Erika Steinbach als Stiftungsratsmitglied haben SPD, FDP, Grüne und „Die Linke“ die Möglichkeit, die Gestaltung eines den Vertriebenen und Zwangsarbeitern sowie den zirka zwei Millionen Toten gewidmeten Denkmals zu hintertreiben. Denn von allen vier Parteien habe ich bisher nur Unverständnis und Ablehnung, aber nie Zustimmung vernommen. Um geschichtliche Zusammenhänge hat man sich anscheinend, und ganz offenbar, nicht bemüht.

Weil Ostpreußen, Schlesien, Pommern und das Sudetenland vom Deutschen Reich 1945 abgetrennt wurden und nicht Bayern, Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg, Niedersachsen, NordrheinWestfalen, Hessen oder Baden-Württemberg mussten wir Vertriebene mit dem Verlust der Heimat den höchsten Preis zahlen, für einen Krieg, der schließlich alle Deutschen etwas angeht.

Die CDU/CSU, vor allem die Kanzlerin, hat vor der Wahl im September 2009 signalisiert, auf Seiten der Vertriebenen und Erika Steinbach zu stehen. Nach der Wahl muss dieses Versprechen in Vergessenheit geraten sein, denn Kulturstaatsminister und Außenminister haben gleich nach der Wahl einer gewissen Klientel in Polen den „Kopf“ von Erika Steinbach zu Füßen gelegt. Nachgetreten wurde durch die Meldung, dass es in den 50er Jahren im Vertriebenenverband „ehemalige Nazis“ gegeben hätte. (Wer dabei Schlechtes denkt?)

Diese Weigerung der scheinbaren Mehrheit der Deutschen, gemeinsame Geschichte anzunehmen und Solidarität mit den Betroffenen zu üben, wirft ein trauriges Bild auf unser Volk. Nicht nur wir Vertriebenen sind betroffen, sogar an den Opferzahlen zum Beispiel in Dresden vom 13./14.Februar 1945 wird korrigiert, um eine möglichst kleine Zahl von (deutschen) Opfern festzustellen.

Die drei jungen Herren – Dorrmann, Kossert und Kittel – mögen studierte Historiker sein und guten Willens, aber reicht das? Hier müssten auf Seiten der Vertriebenen Schwergewichte wie Arnulf Baring und Alfred de Zayas, der Verfasser der „50 Thesen zur Vertreibung“, mitwirken.

Allen Vertreiberstaaten (und allen Mitwirkenden an diesem Vorhaben) sei gesagt: „Nur ehrliche Geschichtsaufarbeitung bringt uns allen dauerhaften Frieden.“

Doris Richter, Berlin

 

 

Wortwahl wenig seriös

Zu: „Zocker ausbremsen“ (Nr. 20)

Die PAZ betrachtet sich selbst zu Recht als Qualitätszeitung. Formulierungen wie „Zocker ausbremsen“ oder „Banken jaulen auf“ passen dazu überhaupt nicht.

Roland E. Hammer, Helmstedt

 

 

Zu den Opfern von Katyn gehören zehn deutsche Offiziere – wurden sie je rehabilitiert?

Zum Gastbetrag von Patrick J. Buchanan: „Wahrheiten über Katyn und den ‚Guten Krieg‘“ (Nr. 17)

Ich wurde 1925 in Königsberg geboren und bin ein Zeitzeuge von Katyn. Als 16-Jähriger trat ich 1943 in die Luftwaffe ein und diente zunächst in der Normandie. Dann wurde ich nach Smolensk kommandiert, um bei der Exhumierung der dort im Februar gefundenen Massengräber von Katyn zu helfen. Dies geschah, weil meine Familie teilweise polnisch war und man für möglich hielt, dass unter den Ermordeten Angehörige von uns wären, was sich dann aber zum Glück nicht bestätigte.

Vor ein paar Jahren hatte ich mich überreden lassen, erstmals darüber zu sprechen. Dazu war es gekommen, nachdem 1995 bei einer Veranstaltung der Universität Frankfurt an der Oder zum Thema „50 Jahre – 50 Millionen Flüchtlinge“ ein junger Professor aus Thorn seine Einladung missbraucht und in seinem Referat immer wieder von den „verlorenen polnischen Ostprovinzen“ und den „zurückgewonnenen Westprovinzen“ gesprochen hatte. Als die Hausherrin, Gesine Schwan, und auch die „rote Gräfin“ von der „Zeit“ den Referenten nicht unterbrachen, habe ich den Gast deutlich darauf hingewiesen, dass diese Darstellung nicht akzeptiert werden kann. „Inzwischen kennt man aber auch in Polen die Wahrheit!“, ist es mir rausgerutscht. Obwohl Frau Schwan nun versuchte, den polnischen Professor zu unterbrechen, entschuldigte sich der Gast wie folgt: Er hätte das so in der Schule gelernt und immer wieder an der Uni, in Rundfunk und Fernsehen diese Version gehört. Eine ähnliche Situation haben wir jetzt mit Buchanans Artikel über Katyn. In der Schlussbemerkung steht der Satz der Redaktion: Stimmt in einigen Aussagen nicht mit unseren Ansichten überein.  In der Tat wurde in der PAZ deutlich dargestellt, dass es ein Märchen ist mit den „verlorenen polnischen Ostprovinzen“.

Bei meiner dienstlichen Teilnahme bei der Erfassung der Toten in den Massengräbern von Katyn und an vielen anderen Fundstätten wurde offen von der Blutspur der Polen gesprochen bei ihrem Überfall auf die Sowjetunion in den Jahren 1917 bis 1920. Die russisch-orthodoxen Kirchen wurden verschlossen und die Schlüssel mussten die Russen – wenn sie die Kirchen für wichtige Anlässe nutzen wollten – beim Dorfjuden mit einer nicht gerade geringen Gebühr auslösen.

Aber erst nachdem die „Märkische Oderzeitung“ durch Ralf Loock im Februar 2008 ausführlich über Katyn berichtet hatte, bequemte sich auch die Bundeszentrale für politische Bildung zu einer ausführlichen Veröffentlichung über Katyn in Form der Übersetzung des Buches von Victor Zaslavsky „Klassensäuberung – Das Massaker von Katyn“ aus dem Italienischen.

Nach meiner Flucht aus der Kriegsgefangenschaft aus dem Lager 404 in Rogniac bei Marseille versuchte ich mehrmals, nach Königsberg (jetzt Kaliningrad) heimzufahren. Ich hatte wieder meinen Familiennamen Brzezinski angenommen, auch mein Vorname war nicht mehr Hellmuth, sondern wieder Helmut.

Schließlich blieb ich in Hamburg hängen. Es war eine schwierige Zeit. Die Bevölkerung wurde terrorisiert von den Resten der polnischen Anders-Armee. Kriegsverbrecherprozesse in Hamburg und Nürnberg überschatteten vieles. Die Frage der Verantwortung für Katyn drohte sich negativ für die Russen zu entwickeln. Da entwarfen die Sowjets einen teuflischen Plan. Viele Einzelheiten sind inzwischen bekannt. Die Kommissionssitzung in Moskau vom 21. März 1946 war nur Katyn gewidmet, das Resultat: Zehn deutsche Kriegsgefangene Offiziere wurden von der sowjetischen Justiz für die Massaker bei Katyn verurteilt. Sieben wurden mit dem Tode bestraft und als Kriegsverbrecher hingerichtet, drei zu 20 beziehungsweise 15 Jahren Zwangsarbeit. Ich habe versucht, etwas über ihre Rehabilitierung zu erfahren, denn in der DDR wurden ihre Familien enteignet. Ob Frau Merkel die Namen Karl Strüffling, Heinrich Remmlinger, Ernst Böhm, Eduard Sonnenfeld, Hebard Janike, Erwin Skotki und Ernst Geherer mit Herrn Putin besprochen hat? Sie wurden als Kriegsgefangene ermordet!

Man spricht immer nur über Katyn, es gab aber auch 6311 erschossene polnische Gefangene in Ostaschkow, 4421 in Kozielsk und 3982 aus Starobielsk, die in Charkow exekutiert wurden.

Sie haben bestimmt Zugang zu den Ausgaben der „Nordwest-Nachrichten“ von Anfang 1946 (Herausgeber ist die britische Militärbehörde). Schon im Dezember 1945 soll die sowjetische Agentur Tass über die Verurteilung der deutschen Offiziere berichtet haben. Nach diesen Veröffentlichungen wurde dieser Anklagepunkt in Nürnberg, wie auch Buchanan schreibt, einfach nicht weiter verfolgt.

Meine Frage: Wurden die enteigneten Familie inzwischen entschädigt und die Opfer rehabilitiert?

Helmut Birkner, Fredersdorf


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