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05.06.10 / »Vater der Autonomie« / Südtirol hat sich von Silvius Magnago verabschiedet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-10 vom 05. Juni 2010

»Vater der Autonomie«
Südtirol hat sich von Silvius Magnago verabschiedet

Von allen Minderheiten, die im 20. Jahrhundert durch von Siegern diktierte Grenzen geschaffen und dann massiven Repressionen ausgesetzt wurden, erging es den Südtirolern im Endeffekt am wenigsten schlecht. Dass es so kam, hat wesentlich auch mit Silvius Magnago zu tun, der am Pfingstmontag in Bozen verstarb und nun unter großer Anteilnahme, darunter einer Regierungsdelegation aus Wien, begraben wurde.

Magnago wurde 1914 in Meran geboren, wo sein Vater, ein Trientiner, k.k. Oberlandesgerichtsrat war. Die Mutter war Vorarlbergerin, die Familie zog später nach Bozen. Magnago wurde zur italienischen Armee eingezogen und erwarb in Bologna das Doktorat der Rechtswissenschaften. Nach dem Abkommen, mit dem sich Hitler 1939 durch Verrat an Südtirol Mussolini als fragwürdigen Verbündeten eingehandelt hatte, optierte Magnago für das Deutsche Reich und wurde 1942 zur Wehrmacht einberufen.

Als schwer Kriegsversehrter kehrte er 1945 nach Bozen zurück. Dort begann seine Laufbahn als Politiker der Südtiroler Volkspartei (SVP), der Sammelpartei deutscher und ladinischer Südtiroler. 1947 wurde er Bozener Gemeinderat, dann Vizebürgermeister und Landtagsmitglied. Von 1957 bis 1992 war er Vorsitzender der SVP und von 1960 bis 1989 Landeshauptmann.

Österreichs ÖVP-SPÖ-Regierung hatte 1946 die Forderungen nach einer Wiedervereingung Tirols aufgegeben und mit Italien eine Autonomie Südtirols vereinbart. Italien fasste aber Südtirol mit dem Trentino zu einer „Region“ zusammen und sorgte durch Industrieansiedlungen für weitere Italianisierung.

In den folgenden Jahrzehnten kam es zu vielerlei Protesten, zu zwei Serien von Bombenanschlägen, primär auf Hochspannungsleitungen, aber auch zu weiteren Verhandlungen. Österreich brachte das Thema 1960 vor die Uno, Italien blockierte Österreichs EWG-Beitritt, und zur offiziellen Streitbeilegung kam es erst 1992, als die von Magnago 1957 ausgegebene Losung „Los von Trient“ zwar nicht de jure, doch de facto weitestgehend durch das „Südtirol-Paket“, eine Reihe konkreter Maßnahmen, umgesetzt war. Trotz allen Wohlstands bleibt die Teilung Tirols, das seit 1363 habsburgisch war, für viele eine schmerzende Wunde. RGK


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