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12.06.10 / Lehren aus dem Debakel / Ölpest im Golf von Mexiko hatte mehrere Ursachen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-10 vom 12. Juni 2010

Lehren aus dem Debakel
Ölpest im Golf von Mexiko hatte mehrere Ursachen

Der Ölkonzern BP (British Petroleum) ist es gewohnt, in sensiblen Ökosystemen Öl zu fördern. Manchmal versagen jedoch Mensch und Technik. Dann kommt es, wie jetzt im Golf von Mexiko, zu unvorstellbaren Umweltkatastrophen. BP-Chef Tony Hayward beharrt, die Welt brauche „die Förderung aus tieferen Regionen“. Gleichzeitig gab er sich nachdenklich: Es werde „in Zukunft sehr viel höhere Sicherheitsstandards geben“. Sein Unternehmen müsse „die Lektionen, die wir aus der Katastrophe lernen, technisch einarbeiten“.

Das kann man aber auch so interpretieren, dass die Sicherheitsvorkehrungen auf der havarierten Ölbohrplattform „Deepwater Horizon“ dem Stand der Technik nicht entsprochen haben. Hat der Energieriese bei der Sicherheit gespart? Schon häufig war BP in den Negativschlagzeilen: In einer Raffinerie in Texas führte im März 2005 eine Explosion zum Tod von 15 Arbeitern. 180 wurden verletzt. Ursache des Unfalls waren Bedienungsfehler sowie Ausrüstungsmängel. Im März 2006 ereignete sich in einem großen Ölfeld, das von BP mitbetrieben wird, der größte jemals stattgefundene Ölausfluss im nördlichen Alaska. Bereits Jahre zuvor sollen Mitarbeiter die Konzernspitze auf Materialmängel an den Röhren aufmerksam gemacht haben.

Die New York Times führte jetzt firmeninterne Dokumente an, denen zufolge BP-Ingenieure die Konzernspitze schon elf Monate vor der Katastrophe im Golf von Mexiko über Sicherheitsprobleme informiert hatten.

Kritiker argwöhnen daher, lasche Sicherheitsstandards gehörten gleichsam zur Unternehmenskultur des hochprofitablen Konzerns. Doch eine solche Philosophie erwiese sich heute als teurer Irrweg: Die Börsen erwarten für BP hohe Wiedergutmachungskosten. Das senkt die Bonität und verteuert Kredite. Außerdem schlingert die Konzernführung bei der Frage herum, ob trotz des Debakels eine Dividende ausgeschüttet werden soll.

Nach vielen fehlgeschlagenen Versuchen gelang es BP zuletzt, über das leckgeschlagene Bohrloch eine Absaugglocke zu legen, mit der wenigstens ein Teil des auslaufenden Öls abgepumpt werden kann. Parallel dazu laufende Entlastungsbohrungen können erst bis etwa August Resultate zeigen. Experten fürchten, dass die Maßnahmen zu spät kommen. Inzwischen hat die Hurrikan-Saison begonnen. Ein von See in Richtung Land ziehender Wirbelsturm könnte den Ölteppich an vielen Stellen gegen das Festland drücken und die Umweltschäden vervielfachen. Das Öl hat heute schon die Küsten der Bundesstaaten Louisiana, Alabama, Mississippi und Florida erreicht.

US-Präsident Barack Obama will BP für alle Schäden in Haftung nehmen. Nach eigenen Angaben hat der Konzern bereits eine Milliarde Dollar zur Verfügung gestellt. Unterdessen stehen auch die USA wegen ihrer unzureichenden Behördenorganisation in der Kritik. So sind die Genehmigungs- gleichzeitig Kontrollbehörden und kassieren von den Ölunternehmen Förderlizenzen. Diese trägt Sicherheitsbelangen zu wenig Rechnung.      J.V.


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