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19.06.10 / Hymne ausgepfiffen / Frankreich ist ratlos über Pfeiffkonzerte bei Fußballspielen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-10 vom 19. Juni 2010

Hymne ausgepfiffen
Frankreich ist ratlos über Pfeiffkonzerte bei Fußballspielen

Es fing bereits vor dem WM-Fußballspiel Algerien−Slo-wenien am letzten Sonntagnachmittag an. Junge und ältere Algerier schwangen in Paris und Marseille die algerische Fahne und unterstützten kräftig mit Parolen die „Fennecs“, die algerische Nationalelf. Sie bekannten sich zur algerischen Nation, obwohl sie alle die französische Staatsangehörigkeit besitzen, in Frankreich geboren wurden und leben sowie Französisch sprechen.

Die Niederlage ihrer Mannschaft gegen Slowenien, das seit 2004 zur Europäischen Union gehört, war für sie und für die 6000 Fans, die teils aus Frankreich, teils aus Algerien nach Kapstadt gereist waren, ein Alptraum. Was wäre jedoch gewesen, wenn die Fennecs gesiegt hätten? Der Sieg Algeriens über Ägypten am 19. November 2009 in Khartum, als die Fennecs sich für die WM qualifizierten, war in Frankreich der Anlass zu zahlreichen nationalistischen Ausschreitungen der arabischen Migrantenjugend gewesen.

Stunden nach der aktuellen algerischen Niederlage wurde nachts von der Frontseite des Bürgermeisteramts in Villeneuve-Saint-Georges bei Paris eine französische Flagge abgerissen, verbrannt und durch die algerische ersetzt. Linke Medien meinen, es könnte sich um eine „Provokation der Rechten“ handeln. Das ist aber bisher so gut wie nie passiert. Doch die Gemeinde war bemüht, den Zwischenfall herunterzuspielen. Tatsächlich wird alles, was Spannungen mit den Frankreich-algeriern auslösen könnte, vertuscht und verheimlicht. „Ein Funke kann einen Bürgerkrieg auslösen“, sagten Politiker, als in Stadien die französische Nationalhymne ausgepfiffen wurde.

Zum ersten Mal geschah dies knapp einen Monat nach den Anschlägen gegen das World Trade Center bei einem sogenannten „Versöhnungspiel“ zwischen Frankreich und Algerien in Paris. Nach 75 Minuten Spiel, als die französische Elf 4:1 führte, lief eine Frankreichalgerierin auf das Spielfeld und schwang eine algerische Fahne. Ihr folgten ihre Landsleute massenweise und bewarfen die VIP-Tribüne vom Spielfeld aus mit Geschossen. Nachdem die Polizei das Stadion freigekämpft hatte, wurde eine nahe gelegende U-Bahn zerstört. 10,5 Millionen Fernsehzuschauer waren Zeugen dieses Ereignisses und acht Monate später erhielt der Chef der Nationalen Front, Jean-Marie Le Pen, bei der Präsidentenwahl mehr Stimmen als Lionel Jospin und kam direkt hinter Jacques Chirac in die Stichwahl. Am 23. Juni 2003 wurde eine gesetzliche Regelung verabschiedet, wonach Verstöße gegen die Nationalsymbole mit 75000 Euro Strafe und sechs Monaten Haft bestraft werden.

Doch diese Regelung greift nicht. Selbst Jacques Chirac verließ sicherheitshalber einmal das Stadion, als die Marseillaise ausgepfiffen wurde. Am 18. Oktober 2008 anlässlich eines Spiels Frankreich gegen Tunesien und dann wieder am 19. November 2008 während eines Spiels Frankreich−Marokko und schon wieder am 10. Juni 2010 wurde die Hymne ausgepfiffen. Im November 2008 hatte sich der französische Spieler Patrick Evra gewundert, dass das „Stade de France“ „praktisch nur mit den marokkanischen Farben ausgeschmückt“ worden war.

Viele Politiker meinen, man sollte keine Spiele mehr zwischen französischen Fußballmannschaften und arabischen Mannschaften aus Nordafrika veranstalten. Das wäre eine wahrhaftig mutige Entscheidung…     Jean-Paul Picaper


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