19.04.2024

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19.06.10 / Jahre voraus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-10 vom 19. Juni 2010

Jahre voraus
von Hans Heckel

Die Grenze ist offen, wir haben die gleiche Währung, sind engste Partner. Was trennt die Niederlande und Deutschland eigentlich noch? Es ist die Zeit, genauer: der Stand der politischen Entwicklung. An der Rheinmündung, so scheint es, geschieht alles zehn bis 15 Jahre früher. Bis in die 90er Jahre war Den Haag vom sogenannten „Poldermodell“ eines breiten, mehr oder minder linksliberalen Konsenses geprägt, den alle maßgeblichen Parteien teilten.

In heiklen Fragen wie etwa der Zuwanderung, dem Umgang mit dem Islam oder möglichen Überfremdungsängsten herrschte über alle der Comment: Darüber spricht man nicht, und wenn, dann nur beschwichtigend oder pädagogisierend. Parteien, die als modern, offen und fortschrittlich gelten wollten, und das wollten alle, hielten sich an eine strikte „politische Korrektheit“. Zum Ende dieser Epoche ähnelten sich die maßgeblichen Parteien dermaßen, dass sie dem Volk austauschbar erschienen. Entsprechend wuchs das Unbehagen.

Dann brach mit Pim Fortuyn ein „Populist“ in den wohlgeordneten Polder ein und formulierte, was viele dachten, aber „oben“ kaum noch jemand zu sagen wagte. Seitdem ist nichts mehr so, wie es war. Das politische Spektrum hat sich breit und dauerhaft aufgefächert, wie der Wilders-Sieg bestätigt.

Wer die Entwicklung der Parteien und ihren schwindenden Rückhalt in Deutschland beobachtet, wähnt sich im Holland der 90er Jahre. Am westlichen Nachbarn können wir sehen, wie es auch bei uns weitergehen könnte.


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