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19.06.10 / Nicht jede Niederlage kostet den Kopf / Friedrich der Große erkannte, dass er seinen General Fouqué mit der Verteidigung von Landeshut überfordert hatte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-10 vom 19. Juni 2010

Nicht jede Niederlage kostet den Kopf
Friedrich der Große erkannte, dass er seinen General Fouqué mit der Verteidigung von Landeshut überfordert hatte

Im fünften Jahr des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) hatte Friedrich der Große ein starkes Kontingent unter dem General der Infanterie Heinrich August Baron de la Motte-Fouqué (1698–1774) nach Schlesien detachiert, wo er das enge Tal bei Landeshut gegen eine Übermacht der österreichischen Streitkräfte halten sollte, um weitere Truppenverschiebungen Wiens in die schlesische Ebene zu verhindern.

Fouqué hatte die Höhen auf dem östlichen Boberufer ausgebaut und besetzt. Seine Stellung war aber mit über sechs Kilometer Länge für seine nur 9542 Infanteristen und 1985 Kavalleristen mit 68 Geschützen zu weitläufig. Außerdem war die Stellung durch den Zieder-Bach, der bei Landeshut von Südosten nach Nordwesten fließend in den Bober mündet, in zwei Teile getrennt. Die südlich der Stadt Landeshut verlaufende südliche Stellung war die Hauptstellung, war aber durch zahlreiche Hügel unterbrochen.

Der österreichische Feldzeugmeister (Generalleutnant) Gedeon Ernst von Laudon (1716–1790), der einer der besten Generäle der Österreicher war und dem König bereits am 12. August 1759 bei Kunersdorf schwer zugesetzt hatte, stand ihm gegenüber. Er hatte den Auftrag, das Korps der Preußen zu vertreiben. Laudon hatte den Angriff auf den 23. Juni festgesetzt. Er detachierte etwa 4000 Mann gegen den noch einige Kilometer östlich bei Freiburg stehenden General Hans Joachim von Zieren (1699–1786), um diesen davon abzuhalten, in den Kampf einzugreifen. Vor Landeshut hatte Laudon 34871 Soldaten zur Verfügung.

Noch in der Nacht begann das Geschützfeuer aus 22 Kanonen gegen den linken preußischen Flügel, der auf dem rechten Ufer des Zieder-Bachs stand. Dann erfolgte der Angriff. Trotz heftiger Gegenwehr wurden die dort stehenden Preußen von der Übermacht geschlagen und zogen sich nach Landeshut zurück. Auf dem linken Ufer des Zieder-Bachs verlief die Schlacht ähnlich. Sie begann noch in der Dunkelheit mit einer Kanonade der Österreicher und setzte sich dann mit dem Angriff starker österreichischen Kräfte fort. Wieder leisteten die hier postierten vorwiegend schlesischen Bataillone der Preußen starken Widerstand, trieben die Angreifer sogar bis Reichshennersdorf zurück und eroberten zwei Fahnen und eine Standarte. Die hier kämpfenden preußischen Truppen erhielten gegen

7 Uhr den Befehl zum Rückzug, da sie inzwischen dem Kanonenfeuer der auf den eroberten nördlichen Höhen aufgefahrenen schweren Artillerie der Österreicher ausgesetzt waren, und Fouqué ließ seine Kavallerie, die in dem engen Tal nichts ausrichten konnte, aus dem Kessel ausbrechen. Sie schlug sich nach Norden durch und sammelte sich bei Rudelstadt östlich von Kupferberg. Die Österreicher gingen nach einer kurzen Verschnaufpause durch Landeshut hindurch und zwangen die Preußen, sich von Berg zu Berg zurückzuziehen. Laudon forderte gegen 7 Uhr seinen Gegner auf, sich zu ergeben, was abgelehnt wurde. Weiterhin leisteten die Preußen heftigen Widerstand und trieben sogar die Österreicher ein zweites Mal bis Reichhennersdorf zurück, aber gegen 9 Uhr ging ihnen die Munition aus. Sie zogen sich in bester Ordnung über den Bober zurück, um die bewaldeten Höhen nordwestlich der Stadt zu erreichen. Bei Ober-Leppersdorf wurde ein Karree gebildet. Der verwundete Fouqué geriet unter sein Pferd und musste sich gefangen geben. Von dem Rest der Truppen retteten sich noch 359 Mann mit fünf Fahnen in Richtung Breslau.

Die Preußen verloren 1927 Mann an Toten; drei Generäle, 239 Offiziere und 7809 Mann gingen teils verwundet in Gefangenschaft. 34 Fahnen, zwei Standarten und ein Paar Pauken fielen den Österreichern in die Hände. Der Verlust der Österreicher wurde mit 774 Toten und 2144 Mann Verwundeten angegeben. Die Stadt Landeshut wurde viele Stunden lang so erbarmungslos geplündert, dass Laudon am 28. Juni 1760 den Ältesten ein Schreiben übergeben ließ, in dem er die „frevelhaften Taten“ scharf verurteilte. Friedrich zog seinen General nicht zur Verantwortung, da er einsah, dass dieser den Befehl auszuführen versucht hatte, was aber unter den gegebenen Bedingungen nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Jürgen Ziechmann


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