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19.06.10 / Sportwagen aus Mailand / Vor 100 Jahren wurde Alfa Romeo gegründet – Das Stammwerk schuf ein Franzose

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-10 vom 19. Juni 2010

Sportwagen aus Mailand
Vor 100 Jahren wurde Alfa Romeo gegründet – Das Stammwerk schuf ein Franzose

Die Geschichte von Alfa Romeo beginnt mit Alexandre Darracq. Der französische Automobilbauer errichtete 1906 vor den Toren Mailands ein Zweigwerk, in dem aus in Frankreich vorgefertigten Teilen Wagen der Marke „Darracq“ montiert wurden. Die Niederlassung wurde jedoch ein Opfer des Nationalismus. Es hieß, die Franzosen würden den Italienern mangelhafte Vorprodukte liefern. Wer in Italien einen Darracq wollte, kaufte ihn daher lieber in Frankreich. Und nationalbewusste Italiener zogen dem in Italien nur montierten Darracq in Italien produzierte Autos wie den Fiat vor.

Ugo Stella, Geschäftsführer der Niederlassung und einer ihrer wenigen italienischen Mitarbeiter, gewann autobegeisterte lombardische Bankiers für die Idee, das Werk zu übernehmen. Am 24. Juni 1910 wurde die von ihnen gegründete (Società) Anonima Lombarda Fabrica Automobili (A.L.F.A., Aktiengesellschaft Lombardische Automobilfabrik) in Mailands Handelsregister eingetragen. Dieses gilt heute als die Geburtsstunde Alfa Romeos.

Als Logo verband man das rote Kreuz auf weißem Grund des Mailänder Stadtwappens mit der ein Kind verschlingenden Schlange der lombardischen Herzogsfamilie Visconti. Darum herum schlug man ein blaues Band mit dem Firmenkürzel oben und der italienischen Bezeichnung Mailands unten sowie zwei Savoyischen Knoten der italienischen Königsfamilie links und rechts zwischen den Schriftzügen.

Die neuen Herren des Unternehmens fürchteten die Konkurrenz des nationalen Marktführers Fiat und suchten sich deshalb eine Nische: leistungsstarke Autos für gehobene Ansprüche. Damit war A.L.F.A. auch tatsächlich im Automobilsport erfolgreich. Der Erste Weltkrieg wurde A.L.F.A. allerdings zum Verhängnis. Der Kriegsausbruch führte zur Schließung der Grenzen. Der Export brach weg. Und statt Luxuswagen wurde Kriegsgerät nachgefragt. Die Umstellung der Produktionspalette gelang nicht und das Unternehmen wurde 1915 zum Konkurs angemeldet.

Neuer Herr des Werkes wurde der lombardische Industrielle Nicola Romeo, der mehr Rüstungsaufträge als Produktionskapazitäten sein Eigen nannte und deshalb gerne zugriff. Nach dem Krieg nahm er dann die Autoproduktion wieder auf. Aufgrund des guten Rufes der A.L.F.A.-Fahrzeuge übernahm er für seine Autos das Kürzel, verband es allerdings mit seinem Nachnamen zu Alfa Romeo. Das alte A.L.F.A.-Logo wurde mit der entsprechenden Änderung übernommen und 1930 erhielt auch das Unternehmen den Namen der von ihm produzierten Automobile.

Alfa Romeo war im Rennsport durchaus erfolgreich, doch hatte Romeo das gegenteilige Problem von A.L.F.A. Ihm wollte die Umstellung von Kriegs- auf Friedensproduktion nicht so recht gelingen. Nach dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise wurde Alfa Romeo deshalb verstaatlicht.

Dem verlorenen Zweiten Weltkrieg folgte das Ende der Monarchie in Italien. Die beiden Savoyischen Knoten im Alfa-Romeo-Logo wurden durch stilisierte Bänder ersetzt. Jedoch hatte die italienische Niederlage und Besetzung auch handfestere Folgen für das Unternehmen. Bei Kriegsende waren drei Fünftel des Stammwerkes zerstört. Doch der Wiederaufbau gelang. Allerdings widerfuhr Alfa Romeo schließlich das Schicksal vieler Staatsunternehmen, bei denen Entscheidungen durch Politiker nach nicht betriebswirtschaftlichen Kriterien bestimmt werden. Um die dortige Arbeitslosigkeit zu senken, baute das Mailänder Unternehmen ab 1972 nämlich bei Neapel den „Alfasud“. Im Logo spiegelt sich das durch den Fortfall des unteren Schriftzuges „MILANO“ und der beiden stilisierten Bänder wider.

Der „Alfasud“ ist als ein Fahrzeug der Kompaktklasse mit Frontantrieb dem VW „Golf“ vergleichbar, hatte für seinen Hersteller jedoch betriebswirtschaftlich eine ganz andere Bedeutung. Im süditalienischen „Alfasud“-Werk war nämlich die Zahl der Streiks über- und die Fertigungsqualität unterdurchschnittlich. Bereits ein Jahr nach der Aufnahme der Produktion im Mezzogiorno rutschte Alfa Romeo in die Verlustzone. Als wenig erfolgreich erwies sich auch die Zusammenarbeit mit Nissan beim Bau des „Arna“, für den ab 1981 in Avellino ebenfalls ein neues Werk gebaut wurde.

Alfa Romeo war nun übernahmereif. Ford zeigte Interesse. Doch einen nationalen Konkurrenten mit der Potenz eines US-Multi im Rücken wollte Fiat vermeiden und so griffen die Turiner 1986 selber zu, beendeten Alfa Romeos Unabhängigkeit. Manche „Alfisti“ beklagen, dass seitdem Alfa Romeo verkappte Fiats seien. Aber wenigstens äußerlich heben sich die etwas sportlicheren Autos mit dem „Scudetto“ (schildförmiger Kühlergrill) noch von der Massenware der Mutter ab.     Manuel Ruoff


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