19.04.2024

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19.06.10 / Leserforum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-10 vom 19. Juni 2010

Leserforum

Vertane Chance

Zu: „Vorherrschaft nicht erwünscht“ (Nr. 18) und „Zur Sprengfalle mutiert“ (Nr. 17)

Einmal mehr stellen unsere Migranten als erstes Forderungen in unserem Land. So wie jetzt die neue niedersächsische Sozialministerin Aygül Özkan (CDU). Sie forderte als erste Amtshandlung das Verbot von Kruzifixen in deutschen Schulen und ergebnisoffene EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei.

Und Hannelore Kraft (SPD) hat sich doch tatsächlich Frau Kaykin von der hochumstrittenen „Merkez-Moschee“, als „Expertin für den interkulturellen Dialog und gelebte Integration“ in ihr Wahlkampfteam geholt. Sie soll jetzt Integrationsministerin werden. Bravo, rufen da wieder unsere „Gutmenschen“. Leider ist der Schuss aber nach hinten losgegangen, denn ausgerechnet dieser Verein, übrigens mit 2,5 Millionen Euro Steuergeldern finanziert, hat sich kurz nach Eröffnung abgeschottet und die Fundamentalisten haben die „Führung“ übernommen.

Ach ja: Hier kritisiert ein türkischer Verbandschef, dass von Türken gezahlte GEZ-Gebühren einseitig für die Berichterstattung über den Genozid an den Armeniern ausgegeben würden.

Jutta Becker, Herten

 

 

Deutschlands ewige Lust an der Selbstgeißelung

Zu: Leserbrief „Charta der Heimatvertriebenen kaum gewürdigt“ (Nr. 18)

Mit Interesse habe ich die PAZ gelesen, die über das von den herkömmlichen Medien oft vernachlässigte Schicksal der Heimatvertriebenen und ihrer Nachkommen dankenswerterweise berichtet. Ich, 48 Jahre, bin Schwabe und finde, preußische Tugenden und schwäbischer Fleiß ergänzen sich hervorragend. Ich habe die Geringschätzung, die die Linken diesem Land entgegenbringen, nie verstanden. Deutschland hat eine reiche Kulturtradition und genießt, auch dies realisieren die Verleumder nicht, international einen ausgezeichneten Ruf, ist Anwalt der osteuropäischen Staaten, leistet Entwicklungshilfe und ist die treibende Kraft bei der europäischen Einigung.

Zur aktuellen Diskussion um den Bund der Vertriebenen (BdV): Ein klares Bekenntnis von Erika Steinbach zur Oder-Neiße-Grenze würde helfen, Spannungen abzubauen und zur Versachlichung beitragen. Dennoch ist die mangelnde Unterstützung für die Vertriebenen und das willfährige Entgegenkommen gewisser politischer Kreise gegen-über den Vertreiberstaaten bei gleichzeitiger Aufgabe von ehemaligen Konsenspositionen ein handfester Skandal. Die 68er und ihre Nachfolger haben ganze Arbeit geleistet und dominieren weitgehend die Medien zum Schaden unseres Landes. Günter Grass, der vermeintliche Vertreter des besseren Deutschlands, hat seine einstigen Landsleute verraten, indem er sich von ihnen abwandte und Positionen der Vertreiberstaaten übernahm, die das Geschehene als „Umsiedlung“ verharmlosen.

Es gibt wohl kaum ein Land in Europa, das so wenig Selbstbewusstsein hat wie wir und wo die Lust an der Selbstgeißelung so verbreitet ist. Es ist nicht abzusehen, dass sich dies in absehbarer Zeit ändert, da die Vertriebenen überwiegend als „ewig Gestrige“ betrachtet werden, die bei der Versöhnung mit Polen und Tschechien eigentlich nur stören. Solange das Unrecht aber nicht als solches benannt wird, ist Versöhnung schlicht nicht möglich. Andere Länder formulieren ihre Interessen viel deutlicher. Aber was politisch nicht gewollt ist, kann auch nicht durchgesetzt werden, zum Schaden unseres Landes und seiner Bewohner.

Ich wünsche Ihnen den Mut, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen und sich nicht bei der Behandlung heikler Themen beirren zu lassen. Ich habe keinen Vertriebenenhintergrund, dennoch lerne ich Tschechisch, um mir vor Ort ein Bild von einem Land zu machen, wo solches geschah. 

Martin Wessel, Stuttgart

 

 

Höhere Steuern für Kinderlose

Zu: „Geburten gehen weiter zurück“ (Nr. 20)

Bei der jetzt in Bund und Ländern, ja in fast ganz Europa unumgänglichen Haushaltssanierung wird es mit bloßen Einsparungen nicht getan sein. An Steuererhöhungen führt leider kein Weg vorbei. Wo aber soll die Schraube ansetzen? Vermutlich wird es bei uns wieder auf eine Umsatzsteuererhöhung hinauslaufen: die unsozialste Steuer, die es gibt, da sie die Allerärmsten genauso trifft wie die Besserverdienenden.

Gerechter wäre es da anzusetzen, wo die Wurzeln vieler Übel liegen: bei den Kinderlosen, die in vielfacher Hinsicht die Verursacher unserer Probleme sind. Sie sparen sich Mühe und Kosten der Kinderaufzucht, rechnen aber sicher darauf, dass anderer Leute Kinder ihnen im Alter die Rente erwirtschaften und die Krankenkassenkosten mitfinanzieren. Es ist ein zentraler Fehler unseres Steuersystems, dass solches Verhalten sich bisher bestens rentiert: Kinderlose können sich Urlaubsreisen oder Anschaffungen leisten, von denen Familien mit drei oder vier Kindern nur träumen können, von deren viel größeren Berufs- und Wohnungsproblemen (Mietkosten!) mal ganz abgesehen. Daher wäre es nur gerecht, diese stets wachsende Personengruppe durch eine entsprechende Steuer gründlich anzuzapfen. Ein Aufschlag von etwa 15 Prozent auf die Einkommensteuer könnte da die Richtgröße sein.

Man denke übrigens nicht, dass ich im eigenen Interesse schreibe: ich selbst bin unverheiratet und kinderlos. Gerade darum weiß ich genau, welche materiellen Vorteile man dadurch hat. Ein Staat, der das zulässt, sollte das Wort „sozial“ lieber nicht in den Mund nehmen.      

Dr. Tilmann Leidig, Heidelberg

 

 

Infizierte Zeitgeschichte

Zu: „Nicht nur ,Kollateralschaden‘“ (Nr. 19)

Die Habgier der Polen nach nichtpolnischem Land kennzeichnet seit 1920 das Bestreben dieses Volkes. Im Oktober 1945 stand meine polnische Tante ausgeplündert und vertrieben aus ihrer Wohnung in Graudenz bei meinen Eltern vor der Tür und bat um Aufnahme. Aufnahme in eine Wohnung, die zu 75 Prozent durch Bombenterror zerstört war. Natürlich nahmen wir meine Tante und ihre Familie bei uns auf. Ihre eigenen Landsleute hatten sie verjagt, nur weil sie mit einem Deutschen verheiratet war. Bereits im September 1939 hatten die Polen meine Tante in den Leidenszug der Volksdeutschen nach Lowitsch gesteckt und ihre Zahnarztpraxis total zerstört. Welcher deutsche Michel weiß heute noch etwas von diesem Leidenszug der Volksdeutschen? Eine durchgebrochene deutsche Panzerspitze rettete damals diese Menschen vor ihrer Exekution. Diese liebenswerte Frau erholte sich damals acht Wochen lang bei meinen Eltern von ihren Traumata, wie man das heute nennt.

Es ist Herrn Dr. Westerwelle nicht anzulasten, dass ihm diese Erfahrung fehlt. Aber lernwillig sollte er schon sein. Unsere heutigen Politiker sind Kinder ihrer Zeit. Sie gehören der Reeducationgeneration an. Was ist darunter zu verstehen? Der ehemalige Chefredakteur der Zeitung „New York World“, Walter Lippmann, lässt es uns wissen: „Erst wenn die Kriegspropaganda der Sieger in die Geschichtsbücher der Besiegten eingegangen ist und von der nachfolgenden Generation auch geglaubt wird, kann die Umerziehung als wirklich gelungen angesehen werden.“ Jeder, der sich heute in ein Schulgeschichtsbuch vertieft, kann sich davon überzeugen, dass dieses in einmaliger Weise gelungen ist.

Wenn wir uns heute zeitgeschichtlichen Vorgängen zuwenden, sollten wir an ein Wort des Philosophen A. Schopenhauer erinnern, der formulierte: „Die Zeitgeschichte ist mit der Lüge infiziert wie die Hure mit der Syphilis.“ Wenn Schopenhauer in seiner Zeit zu dieser Feststellung kam, dann scheint dieses Problem nicht neu zu sein.

Dr. Hans-Joachim Meyer, Alfeld

 

 

Abstimmungs-Saga machte mich zum »Gesinnungsostpreußen«

Zu: „Ein Beispiel preußischen Organisationstalentes“ (Nr. 17)

Bezüglich Ihres Artikels über die Volksabstimmung in Ostpreußen am 11. Juli 1920 kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, dass mein Großvater Karl Kowalewski und meine Großmutter Marie-Louise, geborene Stiebert, beide waschechte Masuren aus Leegen und Lyck, uns Kindern immer wieder von ihrer Seereise von Kiel nach Ostpreußen mit dem „Seebäderdienst“ zur Abstimmung erzählten. Diese Seereise war die bleibende und unvergessliche Erinnerung unserer „Heimattreuen“, die auch meine Beziehung zu meiner Ahnen-Heimat emotional so sehr geprägt hat, dass ich mich ein Leben lang als „Gesinnungsostpreuße“ gefühlt habe. Was meine lieben Ostpreußen durch den Heimatverlust erlitten haben, habe ich mitgelitten, als ob es meine eigene Heimat gewesen wäre. Als ich dann später als Besucher die Heimat meiner Väter kennenlernte, war ich tief erschüttert, als ich an den Gräbern meiner Vorfahren stand.

Meine Großeltern hatten 1890 ihre Heimat aus beruflichen Gründen verlassen müssen, aber als „heimattreue“ Ostpreußen hingen sie mit großer Liebe an ihrer alten Heimat, von der sie immer wieder erzählten. Großvater „Karlchen“ pflegte seine „Mietze“ anlässlich der ungezählten Rezitationen der Abstimmungs-Saga gerne zu necken, indem er, nicht ohne gutmütige Schadenfreue, jedes Mal andeutete, Großmutter sei bei der Seereise seekrank geworden, worauf Großmutter stets mit fast mädchenhafter Verlegenheit reagierte: „Aber Karrlichen ….“ Der masurische Klang dieser Worte lässt sich phonetisch nicht darstellen, aber ich höre diese wunderbare Melodie immer noch, als wenn es gestern gewesen wäre …

Dr. Karl Kowalewski, Lüchow

 

 

Flexible Elektroautos sind technisch nicht möglich

Zu: „Ehrgeiziges Ziel“ (Nr. 18)

Haben Sie einmal ausgerechnet, wie weit Sie mit der Energie Ihrer vollgeladenen Autobatterie kommen? Das sind gerade einmal fünf Kilometer. Und wenn Sie auf Licht, Heizung und Klimatisierung nicht verzichten wollen, reduziert sich das auf nicht einmal die halbe Strecke.

Angenommen, Sie leisten sich eine entsprechend große Lithium-Ionenbatterie. Dann können Sie 100 bis 120 Kilometer weit fahren. Wenn Sie dann zu einer Elektro-Tankstelle zum Aufladen kommen, dann wird Ihnen der Elektro-Tankwart sagen: Kommen Sie nach sechs Stunden wieder!

Ein alltagstaugliches Elektro-Auto, das wie wir es gewohnt sind, seinen Dienst tun soll, wird es daher nie geben. Der Grund ist einfach: Es gibt keinen Tank für Elektrizität. Das ist ein Wunschtraum seit 100 Jahren und wird es bleiben. Man muss einen Umweg über die Speicherung chemischer Energie benutzen. Die chemischen und physikalischen Vorgänge, die in einer Batterie ablaufen, sind bekannt, und man kennt auch die Grenzen. Die heute vielgepriesene Lithium-Ionenbatterie hat gegenüber der Bleibatterie Vorteile: Sie wiegt die Hälfte und liefert eine höhere Spannung. Sie braucht nur die halbe Zeit zum Aufladen. Sie darf andererseits nicht überladen werden und erfordert daher eine Technik zur Ladebegrenzung. Sie darf auch nur zu 80 Prozent entladen werden, sonst nimmt sie Schaden. Sie muss möglichst bei 15 bis 25 C betrieben werden, braucht also im Winter eine Heizung. Sie ist teuer. Um 10000 bis 15000 Euro muss man rechnen. Lithium ist ein seltenes Mineral. Nennenswerte Vorkommen sind nur in Südamerika bekannt. Mit einer spekulativen Verteuerung ist zu rechnen.

Elektroautos wird es geben, zum Beispiel im Paketzustelldienst. Schon vor 80 Jahren fuhren dafür Elektroautos der Firma Bergmann durch die Straßen, leise, langsam und abgasfrei. Nachts wurde die Batterie aufgeladen. Viel mehr ist auch in Zukunft nicht zu erwarten.

Dr. Gustav Krüger, Herrenberg

 

 

Abendmahl: Die Einsetzungsworte von Leib und Blut sind gerade noch tolerierbar

Zu: „Absurde Forderung“ (Nr. 20)

Der Autor stellt Betrachtungen an, die für Anhänger der Auffassung vom Vorrang der Lehre Jesu eine ganz unchristliche und unnötige Provokation darstellen. Wieder ist unjesuanische Destruktion am Werke!

1. Behauptung: Es müsse für Nichtkatholiken zumindest ein tiefer Konsens darüber bestehen, dass diese bei Teilnahme an der katholischen Eucharistiefeier in der Weise „kommunizieren“, dass sie – wie die katholischen Brüder und Schwestern – den (mystischen) Leib Christi empfangen wollten. Alles andere wäre Unaufrichtigkeit. Dieses Argument lebt von der Unterstellung eines eingeengten Kommunizierungswillens, den es so nicht gibt. Wenn zum Beispiel ein evangelischer Ehegatte an der katholischen Eucharistiefeier seiner Ehefrau teilnimmt, dann wird seine Motivation dazu aus seiner protestantischen Überzeugung bestimmt bleiben. Das unterstellte Wollen hat er nicht, und er ist dabei nicht einmal unaufrichtig vor Gott und sich selbst. Schuldet er doch die Aufrichtigkeit und die Kongruenz seines Glaubens nur Gott und nicht dem Katholizismus. Der aufgeklärte Protestant begegnet in der Abendmahlsfeier dem Geist Jesu, er tritt in Gemeinschaft mit ihm (communio) und dankt ihm gleichzeitig (evcharisto = griech. für Danke) für seine Heilsbotschaft. Die althergebrachten Einsetzungsworte von Leib und Blut sind ihm gerade noch tolerierbares, traditionelles, überholtes Beiwerk aus der Dogmengeschichte. Er sähe es lieber überwunden.

2. Behauptung: Die Verweigerung einer gemeinsamen ökumenischen Mahlfeier durch die katholische Kirche sei gegründet in deren Sorge um das Seelenheil (sic!) der verwirrten evangelischen Gläubigen, das diese durch ihre angebliche Unaufrichtigkeit gefährdeten. Dabei wird die lutherische Rechtfertigungslehre hier als Argument dahin fehlgedeutet, dass die Sola-fide-Theologie angeblich nur solche Glaubensinhalte zulasse, die – unausgesprochen – von der kirchlichen Dogmenhierarchie vorgegeben werden. Alles andere wäre Beliebigkeit, Subjektivität. Dabei bleibt nicht nur Kant auf der Strecke, der zur eigenverantwortlichen Glaubenssuche riet, wobei die Kirchen nur ein mögliches Medium zur Befähigung des Glaubenkönnens darstellen. Es wird dabei auch übersehen, dass es nichts Beliebigeres als die paulinische Interpretation des Heilsgeschehens mit dem Blutopfer am Kreuz gibt. Paulus hat weder Jesus gekannt noch dessen ausschließliches Konzept (siehe seine Botschaft) für die Irdischen je verstanden, soweit es nicht „nur“ um moralisch-ethische Regeln des allgemeinen Humanismus ging. Sein archaischer Opferglaube gilt heute als Mythos des Altertums und ist einer Zeit der Unaufgeklärtheit noch geschuldet. Weil dies inzwischen erkannt ist, betont die moderne evangelische Theologie heute die Heilswirkung der Botschaft Jesu. Nicht wer an den Opfertod zur Selbstentzürnung Gottes glaubt, sondern derjenige, der der Botschaft der Bergpredigt nachzufolgen anstrebt, ist im Geiste Jesu und des von ihm aufgezeigten Weges des Heils (schon) auf Erden unterwegs.

3. Behauptung: Interkonfessionelle Abendmahlfeiern bedrohen den innersten Kern der jeweiligen Identität auf katholischer wie auf protestantischer Seite und seien von daher nutzlos. Wenn es denn einen solchen innersten Kern der Gemeinsamkeit gibt, dann ist es dringende Aufgabe, diesen auch in der gemeinsamen Abendmahlsfeier sichtbar werden zu lassen: Was wollte Jesus für die Lebenden erreichen? Er wollte den Weg aufzeigen, wie sie auf Erden schon das Reich Gottes erfahren könnten und für diese Überzeugung ging er in den politischen Tod. Jesus war auch kein Jenseitsvertröster, zu dem ihn Paulus macht. Jesus forderte hier und jetzt und allezeit die Nachfolge im Geiste wie im Tun. Nicht die konfessionelle Dogmen-identität ist das Anliegen Jesu, sondern das Heil der Menschen. Sollten wir uns nicht in Dankbarkeit dafür zum gemeinsamen Mahle einfinden können?

Michael Wiesemann, Hitzacker


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