18.04.2024

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03.07.10 / Frankenstein auf Krankenschein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-10 vom 03. Juli 2010

Moment mal!
Frankenstein auf Krankenschein
von Klaus Rainer Röhl

Letzte Woche hat das Bundesverfassungsgericht über die deutsche Umsetzung der EU-Regeln zum Gentechnik-Recht verhandelt. Das Land Sachsen-Anhalt hält das noch von der rot-grünen Regierung verabschiedete Gesetz für nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Der Ausgang des Verfahrens ist noch offen, eine Entscheidung ist erst in zwei Monaten zu erwarten. Aber eins ist heute schon klar: Das grüne Gesetz zielte darauf ab, die Genforschung nachhaltig zu schädigen und den Anbau verbesserter Pflanzensorten wenn möglich ganz zu verhindern. Seltsamerweise hat die schwarz-gelbe Koalition das Gesetz bisher nicht abgeschafft. Im Gegenteil: Ein Teil der Bundesregierung möchte an der rot-grünen Vorlage festhalten. Man glaubt es nicht, aber es gibt in der Union genauso „Gen-Gegner“ wie es auch „Atom-Töter“ gibt.

Die Angst vor der „Gen-Manipulation“ ist einer der ältesten Hüte aus der Mottenkiste grüner Maschinenstürmer-Agitation. Die Dauerberieselung mit dieser Agitation, die außerhalb Deutschlands kaum jemand ernster nimmt als Straßenreden der Zeugen Jehovas, findet in allen Medien des Mainstreams statt, der bekanntlich links tickt. Das hat dazu geführt, dass man in Deutschland sogar passende Umfrageergebnisse erzielen kann. Wenn man nur geschickt fragt: „Wollen Sie Lebensmittel kaufen, die ,genmanipuliert‘ sind?“ oder „Wollen Sie, dass Ihre Kinder ,genverseuchte‘ Babynahrung essen?“ Das ist da fast so, als fragte man die Eltern: „Wollen Sie Ihre Kinder vergiften – ja oder nein?“ „Nein“, sagen natürlich alle. Und schon haben wir das Ergebnis: Die Mehrheit lehnt genveränderte Produkte ab. Die giftiggrüne Abneigung gegen Gentechnik fand Eingang in das EU-Gesetz. Ein Standortregister, jederzeit für jeden Bürger einsehbar, weist alle Anbauflächen exakt aus. Mit dem Erfolg, dass nun auch Gewalttäter, gewissermaßen der schwarze Block im grünen Spektrum, tätig werden. Und bereit sind, regelmäßig loszuziehen und die genehmigten Versuchsfelder mit „genverseuchten“ Pflanzen „abzufackeln“ oder sonst wie zu vernichten.

Was steckt eigentlich hinter dem Schlagwort „Gen-Manipulation“? Gen-Manipulation ist nichts weiter als eine Wort-Manipulation. Dahinter verbirgt sich die Bekehrungsabsicht von Öko-Fanatikern, die es aber beim Predigen keineswegs belassen, sondern uns, solange sie regierten, mit der „Ökosteuer“ das Benzin, den Strom, das Heizöl und alle Konsumgüter Jahr für Jahr verteuerten. Diese Volkserziehung wird von einigen Politikern der Union einfach weiter betrieben. Wie begründen die „Umweltpolitiker“, zu denen Angela Merkel auch gern gezählt werden möchte, ihre Maßnahmen? Die Umwelt, die einst sauber war, soll sauber bleiben. Die Schöpfung achten. Was von Gott ist, soll der Mensch nicht genetisch verändern. Ehrfurcht vor der Schöpfung. Hört sich gut an, stimmt bloß nicht. Zu Gottes Schöpfung gehören auch die Mücken, die Tsetse-Fliege, die Bakterien, der Krebs, die Pest und die Dürren. Gott hat schon immer geklont und Gen-Veränderung angewandt und seit Anbeginn durch Mutationen Millionen von Genen „manipuliert“, ohne die es die so hartnäckig verteidigte Artenvielfalt gar nicht gäbe. Seit dem Beginn der Ackerbau- und Viehwirtschaft hat der Mensch durch Züchtung neuer Arten, beispielsweise von Kühen, die immer mehr Milch gaben, und von Getreide, das immer mehr Körner trug, neue Arten und Rassen mit veränderten Genen herangezüchtet. Das dauerte manchmal Jahre, manchmal viele Jahrtausende. Wie der Mensch. Ihn hat Gott bekanntlich am Ende geschaffen. Ganz am Ende aber auch, wer wollte das leugnen, auch noch die Gen-Forscher. Die mischen nun kräftig mit an der Gen-Bank, computergestützt. Zum Wohl der Menschen. Bei uns in Deutschland nennt man das verächtlich „Gen-Manipulation“. In anderen Ländern heißt es Gen-Technik.

Die Grünen standen und stehen vor einem Interessenkonflikt, nicht zu verwechseln mit einem Gewissenskonflikt. Die aus den kommunistischen Splitterparteien (K-Parteien), also vom Marxismus her kommenden Berufspolitiker legten den Amtseid nie auf die Bibel ab und glauben an nichts, nicht einmal mehr an ihre früheren Götzen Mao und Lenin. Sie glauben bestenfalls an die Veränderbarkeit der Materie, also auch des Menschen, den die Alt-Marxisten ja mit zur Materie zählen. Ändere die Materie, und du änderst den Menschen! Das steckt noch tief in den Köpfen.

Der Kern der ganzen Öko-Bewegung ist nicht die Ehrfurcht vor der Schöpfung, sondern Antikapitalismus und Maschinen-Stürmer-Gesinnung wie einst bei der Einführung des mechanischen Webstuhls. Die Pharmafirmen wollen mit der Gen-Industrie nur Geschäfte machen, heißt es. Klar wollen sie das, sonst wären sie auch keine guten Geschäftsleute. Aber unbestritten ist auch der Nutzen der neuen Pflanzensorten für die Armen und Hungrigen in der Dritten Welt, heute schon fast die Hälfte der Erdbevölkerung, mit steigender Tendenz. Die Anzahl der Hungertoten droht ganze Landstriche zu entvölkern. Der Mais aber ist, neben Reis, die Hauptnahrung der Weltbevölkerung. Er ist bedroht durch Dürren und Schädlinge aller Art. Gen-veränderter Mais ist weniger anfällig gegen Pilze und Bakterien und braucht nicht so viel Wasser. Der Ernteertrag ist höher und der Mais – und das damit ernährte Vieh – billiger. Der Hunger in der Welt könnte durch gen-veränderte Pflanzen – vielleicht – gestoppt werden. Sonst vermutlich nie.

Aber, Moment mal! Das alles spräche ja für Gen-Technik! Hunger, Elend und Krankheiten ließen sich so ein für allemal beseitigen. Wo also bleibt die Solidarität mit den Hungernden der Welt? Die grüne Basis und die grünen Fundis ticken anders, träumen von der Unberührtheit der Natur, der Wiederkehr des Goldenen Zeitalters. Milch, direkt vom Bauernhof, Brot aus Dinkel, handgemahlen, selbstgebacken. Mein Freund, der Baum. Aber eins ist sicher: Wenn sie selbst an Aids erkrankt sind, würden sie auch ein wirksames Medikament gegen Aids nehmen und wenn es zehnmal gen-manipuliert ist. Und wenn sie Krebs haben oder das Herz kaspert und es ist gerade ein wirksames, gen-manipuliertes Mittel auf den Markt gekommen, das die Selbstzerstörung der Zellen aufhält? Oder eine neue Herzklappe aus Stammzellen? Hand aufs Herz! Da hat nun einer sein Leben lang jedes kleinste Gummibärchen auf gen-manipulierte Zusätze untersuchen lassen und alle Verpackungen mit Warnhinweisen überzogen, und am Ende kriegt er ein Herz eingepflanzt, das gentechnisch aus Stammzellen von Mäusen gezüchtet worden ist. Vergesst es und lebt, Revolutionäre!

Und mehr Kinder in Deutschland? Mehr Kinder und gesunde Kinder durch Gen-Veränderung? Technisch durchaus machbar. Ernährbar auch. Doch klingeln da sofort alle Alarmglocken. Keine behinderten Embryos mehr, nur noch gesunde Babys? Das wäre ja – Züchtung, Rassismus, Menschenfeindlichkeit. Doch wenn die Sorge um ein gesundes Baby so ganz überflüssig wäre, warum machen denn heute fast alle Mütter schon ab dem zweiten Monat der Schwangerschaft den Ultraschall-Test und strahlen vor Freude, wenn der Embryo gesund ist? Man sieht, die grünen Gen-Kritiker und ihre Freunde in der Union haben Schwierigkeiten mit ihrem eigenen Weltbild. Es ist genau wie mit den von der Wissenschaft gezüchteten Ersatzteilen und den Monstern. Einige fürchten die Zukunftsgesellschaft à la Frankenstein. Am nächsten Tag fordern sie Frankenstein auf Krankenschein.

Bitte beachten Sie auch Röhls Internetseite www.klausrainerroehl.de.


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